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Predigten zu Josua 2,21

"Und sie sprach: Nach euren Worten, also sei es! Und sie entließ sie, und sie gingen weg. Und sie band die Karmesinschnur ins Fenster."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Sie knüpfte das rote Seil ins Fenster."

Rahab verließ sich wegen ihrer und ihres Hauses Errettung auf das Versprechen der Kundschafter, welche sie als Gesandte des Gottes Israel betrachtete. Ihr Glaube war einfältig und fest, aber er war gehorsam. Das rote Seil ans Fenster zu befestigen, war an und für sich eine sehr gleichgültige Sache, aber Rahab wagt es nicht, dies zu unterlassen. Komm, meine Seele, und lerne hier etwas. Bist du recht achtsam gewesen auf deines Herrn ganzen Willen, selbst wenn etliche Gebote dir unwesentlich erscheinen sollten? Hast du allezeit die tiefe Bedeutung der beiden von Gott geordneten Sakramente, Taufe und Abendmahl, vor Augen und im Herzen, und bleibst du in dem, was sie dir als Gottes Willen bezeugen? Wenn du hierin gleichgültig bist, dann urteile, wieviel liebloser Ungehorsam noch in deinem Herzen wohnt. Darum tut Fleiß, dass ihr forthin unsträflich erfunden werdet in allem, was euch befohlen ist, und wär's auch nur das Anbinden eines roten Fadens. Diese Tat der Rahab stellt uns eine noch weit wichtigere Lehre vor Augen. Habe ich ganz und gar mein Vertrauen auf das teure Blut Jesu gesetzt? Habe ich das rote Seil mit einem unauflöslichen Knoten in meinem Fenster festgeknüpft, so dass mein Vertrauen nimmer wanken kann? Oder kann ich hinausschauen auf das Tote Meer meiner Sünden, oder auf das Jerusalem meiner Hoffnung, ohne dass ich das Blut und seine Segensmacht an allem, was damit in Berührung kommt, vor Augen habe? Der Vorübergehende muss ein Seil von so auffallender Färbung notwendig bemerken, wenn es im Fenster hängt; und so wird's gut sein, wenn mein Leben die Kraft des Versöhnungsbluts allen, die auf mich sehen, recht sichtbar zeigt. Was ist sich hier zu schämen? Menschen oder Teufel sollen darüber zischen, so bleibt dennoch dies Blut mein Rühmen und mein Reigen. Meine Seele, es ist Einer, der sieht dies rote Seil, auch wenn dein schwaches Glaubensauge es nicht erkennt; Jehovah der Rächer sieht es, und gehet vor dir vorüber. Jerichos Mauern fielen; das Haus der Rahab war in der Mauer, aber es blieb unerschüttert; meine Natur ist mit in die Mauer der Menschheit verbaut; aber wenn auch das Verderben über dies Geschlecht hereinbricht, so werde ich dennoch geborgen sein. Meine Seele, knüpfe die rote Schnur aufs neue ins Fenster, so wird die Zerstörung an dir vorübergehen und du wirst im Frieden wohnen.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Und Rahab knüpfte das rote Seil an das Fenster."

An einem roten Seil hatte Rahab die Kundschafter über die Mauer gelassen. Die beiden Männer hatten ihr geschworen, sie soll samt ihrer ganzen Familie im Haus verschont werden, unter der Bedingung, dass das rote Seil weithin sichtbar von ihrem Haus herabhing. Würde das Seil fehlen, dann wollten sie ihres Eides entbunden sein. Rahab hatte nichts Eiligeres zu tun, als sofort das rote Seil an ihr Fenster zu knüpfen. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, damit zu warten, bis etwa die Israeliten vor den Toren der Festung stünden. - Wir armen Menschen gehen einem Tag des Gerichtes entgegen, der alles in Trümmer legen wird, worauf Menschen sich verlassen. Im Zorngericht des heiligen Gottes werden auch die Granitfelsen der eigenen Bravheit, Frömmigkeit und Gerechtigkeit vergehen wie Sandhaufen, in welche eine Wasserflut hineinfährt. Nur eins rettet uns im letzten Gericht: Christi Blutgerechtigkeit! Sie ist für uns, was das rote Seil für Rahab war. Wir dürfen uns nicht erst in der Todesstunde darum kümmern, ob dies Geheimnis der rettenden Gnade Gottes unlösbar mit uns verbunden ist. Der württembergische Katechismus hat als erste Frage: Was soll eines jeden Menschen hier auf Erden vornehmste Sorge sein? Antwort: Dass er möge haben eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens. - Ja, das ist recht. Alles andere wird zuletzt bedeutungslos. Was nützten den festesten Palästen in Jericho ihre Fundamente aus Quadersteinen? Das "rote Seil" fehlte. Sie wurden zerstört, und ihre Bewohner büssten ihr Leben ein. So gibt es auch für uns am Tage des Zornes keine andere Rettung als die eine, dass die von Gott selber uns zugesprochene Gerechtigkeit Jesu Christi so unauflösbar mit uns verbunden ist, wie das rote Seil fest an dem Fenster der Rahab angeknüpft war.