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Predigten zu Lukas 10,23

"Und er wandte sich zu den Jüngern besonders und sprach: Glückselig die Augen, welche sehen, was ihr sehet!"

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Vor achtzehnhundert Jahren konnte man in Palästina den Sohn Gottes mit leiblichen Augen sehen, mit leiblichen Ohren hören, mit leiblichen Händen betasten; denn er war im Fleisch erschienen und wandelte als ein wahrhaftiger Mensch unter den Menschen. So sahen ihn seine Jünger; aber über diesem leiblichen Sehen preist sie der Heiland nicht selig. Es lebten zur Zeit Christi noch viele Menschen in Palästina, die den Heiland sahen, aber von diesem Sehen nicht den geringsten Nutzen oder Genuß hatten. Da gab es Pharisäer und Sadduzäer, Hohepriester und Schriftgelehrte und eine große Menge Volks, die alle den Sohn Gottes sahen; aber ein großer Teil sah ihn mit gleich- gültigen, ein anderer mit feindseligen Augen an, und so holten sie von diesem Anblick nicht das Leben, sondern größtenteils den Tod. Von diesen Augen konnte der Heiland nicht sagen: »Selig sind sie, denn sie sehen mich.« Wodurch unterschied sich denn nun der Blick der Apostel von dem Blick der andern? Antwort: Darin, daß die Jünger den Heiland zugleich mit Geistesaugen betrachteten. Der Anblick des Herrn Jesu, seine Worte, seine Werke, sein ganzes Betragen entzündete durch die Offenbarung des Vaters, die ihnen widerfahren war, ihr Gemüt gegen ihn, so daß sie ihn nur mit der tiefsten Ehrfurcht und mit Liebe anschauen konnten. So sahen und erkannten sie nun auch in Jesu einen ganz andern Mann als die andern. Wo sich die andern ärgerten, da erkannten sie die Allmacht des Vaters; wo die andern murrten, da lobten sie; wo die andern lästerten, da beteten sie an; was den andern unerträglich war, das war ihnen lieblich; wo die andern davonliefen, da blieben sie und bekannten: »Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens;« kurz, sie erkannten in Jesu, den Heiland, den Sohn Gottes, während die andern in ihm nichts als einen gewöhnlichen Propheten, oft ihren Feind, oft einen Schwärmer, sogar einen Besessenen sahen. Und darum wendete sich der Heiland zu seinen Jüngern und pries sie selig, weil sie die unaussprechliche Gnade hatten, den Trost Israels, den Sohn Gottes, das Ebenbild des Vaters, den Schönsten unter den Menschenkindern zu sehen, und zwar nicht nur mit leiblichen Augen, sondern mit den Augen des Geistes, d.h. an ihn zu glauben.

O daß ich, wie diese waren, mich befand auch in dem Stand! Vater, laß auch mich erfahren deine starke Gnadenhand! Jesu, mache mich lebendig! Gib, o Geist, daß ich beständig bis zum Tod durch deine Kraft übe gute Ritterschaft.