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Predigten zu Lukas 6,39

"Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Kann etwa ein Blinder einen Blinden leiten? werden nicht beide in eine Grube fallen?"

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Im Leiblichen kommt es nicht wohl vor, daß ein Blinder sich einem Blinden zum Führer anbietet oder anvertraut. Aber im Geistlichen ist es etwas gar Gewöhnliches. Da sind die Blinden oft gerade die ärgsten Stürmer und zudringlichsten Leute, die alles am besten wissen wollen, und darum commandiren, Jedermann bemeistern und zwingen wollen, mit ihnen zu laufen. Je blinder, je schlimmer. Da muß dann der andere Blinde, - blind, sofern er noch nicht genug Erkenntnis und Einsicht hat, - wohl aufmerken. ob er's mit einem Sehenden oder Blinden zu tun habe. So oft uns jemand einen Weg, den wir selber noch nicht kennen, weisen will, müssen wir solchen Führer gleichsam vom Kopf bis zum Fuße besehen, ob er's auch wisse und recht wisse, oder ob er nicht selber blind sei. Man muß nicht gleich Jedem, der sich pomphaft hinzustellen weiß, trauen, sondern sich wohl besinnen, ob man trauen dürfe oder nicht, und wenn es eine wichtige Sache ist, desto mehr mit stillem Aufblick nach oben, und zartem Aufmerken auf das, wie man's innerlich fühlt. Man bekommt nirgends leichter ein bestimmtes Gefühl davon, daß man sich in Acht zu nehmen habe, als wo man's mit falschen Geistern zu tun hat, mit Leuten, die Eigenes anpreisen. Wer da sein eigenes Gefühl verleugnet und mißachtet, - und wie viele haben sich schon darüber zu spät anklagen müssen, - der kommt in den Fall, mit einem Blinden zu gehen; und da kann's übel ablaufen, - sie verrennen sich beide in den gleichen Ruin, des Leibes und der Seele.

Ach, daß Gott uns klug machte, nur mit Sehenden zu gehen und zeitig zu erkennen, wo man uns nur einen Köder vorwerfen will, um für alles Andere uns blind zu machen! Es ist sicher besser, allein als blind zu gehen und den Weg, daß ich so sage, mit dem Stecken zu suchen, denn vermittelst eines Scheinlichtes sich zu Blinden zu gesellen.

Mel. Werde munter. Aber freilich kann nichts taugen, Als nur das, was Christus tut. Lassen wir Ihn aus den Augen, Finden wir was Fremdes gut, So erfahren wir gewiß, Unser Licht sei Finsterniß, Unser Helfen sei Verderben, Unser Leben lauter Sterben.