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Predigten zu Lukas 6,40

"Ein Jünger ist nicht über den Lehrer; jeder aber, der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Ein Jünger ist nicht über den Lehrer; jeder aber, der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer."

In dieser Stelle verdeutlicht der Herr Jesus den Zwölfen, die Er aussandte, um andere zu Jüngern zu machen, dass sie von ihren zukünftigen Jüngern nur soweit Wachstum im geistlichen Leben erwarten konnten, wie sie es selber verwirklicht hatten. Mit anderen Worten: Das Ausmass unseres positiven Einflusses auf andere wird durch das begrenzt, was wir selbst sind. O.L. Clark sagte:

Du kannst nicht lehren, was du selbst nicht weißt; Du kannst nicht führen, wo du selbst nicht gehst.

Der Herr betonte diese Belehrung noch durch die Geschichte mit dem Splitter und dem Balken. Ein Mann kommt gerade an einer Tenne vorbei, als ein plötzlicher Windstoss ihm ein winziges Spreufragment direkt ins Auge weht. Er reibt es, zieht das Ober- über das Unterlid herab und probiert all die gutgemeinten Ratschläge seiner Freunde aus, um den Splitter aus seinem Auge zu bekommen. Da komme ich des Weges mit einem Telefonmast, der aus meinem Auge ragt, und sage ihm: "Moment, mein Lieber, ich helfe dir mal eben, dieses Atom aus deinem Auge herauszubekommen." Seinen Kopf leicht zur Seite geneigt, sieht er mich mit seinem gesunden Auge ungläubig an und sagt: "Meinst du nicht, es wäre vernünftiger, du würdest erst den Mast aus deinem Auge herausnehmen?"

Natürlich! Ich kann nicht jemand helfen, der mit einer hartnäckigen Sünde kämpft, wenn ich noch mehr an diese sündige Gewohnheit gefesselt bin. Ich kann ihn nicht zum Gehorsam gegenüber einem ganz offensichtlichen Gebot der Schrift drängen, wenn ich in diesem Punkt selber noch ungehorsam bin. Jedes geistliche Versagen in meinem Leben verschließt meine Lippen auf dem betreffenden Gebiet.

Wenn mein Jünger "vollendet" ist, d.h. wenn mein Training abgeschlossen ist, dann kann ich nicht erwarten, dass er auch nur einen Zentimeter über meine geistliche Statur hinausragt. Er kann vielleicht bis zu meiner eigenen Grösse heranwachsen, aber ich kann ihn nicht darüber hinausführen.

All das verdeutlicht uns aufs Neue, dass wir auf uns selbst achthaben müssen. Unser Dienst ist vor allem ein vom Charakter geprägter. Der Innere zählt. Wir sind vielleicht beredt, klug und schnell mit Argumenten bei der Hand, aber wenn es dunkle Punkte in unserem Leben gibt, Gebiete, die wir vernachlässigen oder wo wir ungehorsam sind, dann ist unser Training von Jüngern nichts anderes als ein führen von Blinden durch einen Blinden.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Jeder, der vollendet ist, wird sein wie sein Meister

1. Wir sind noch nicht vollendet

Es besteht eine große Kluft zwischen dem höchsten von uns erreichten Punkt, und dem niedrigsten unsers Meisters; zwischen unserem Licht, das höchstens Dämmerung genannt kann werden, und seinem Sonnenglanz. Wenn wir uns unter einander oder mit unseren Nachbarn vergleichen, so ist unser Maßstab ein viel zu niedriger; mit Ihm, unserem geliebten Meister müssen wir uns vergleichen. Hiob, der für vollkommen galt, verabscheute sich selbst und tat Buße im Staub und in der Asche, als er Gott sah, von dem er bisher nur gehört hatte.

2. Aber wir werden eines Tages vollendet sein

Jesus stellt uns dies in Aussicht; aber wann wird es sein? Nicht bevor der durch Gottes Gnade geheiligte Schmerz sein Werk getan haben wird; nicht bevor Schnee und Eis, der Regenschauer und der scharfe Wind, die Erde und die Sonne ihre notwendigen Beiträge dazu geliefert haben. Nicht eher, als bis aus dem behauenen Steine das Bild Jesu hervortritt; nicht eher, als bis das geschmolzene Metall jeden Zug des Angesichts unsers verklärten HErrn wiederstrahlt.

3. Wenn wir vollendet sind, so werden wir sein wie unser Meister

„Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ Solches scheint unsere Erwartung fast zu hoch zu spannen! In sein Bild verklärt zu werden; seinen Stempel an uns zu tragen. Ihm so ähnlich zu werden, wie die Brüder Gideons diesem waren – von denen die Fürsten Midians bezeugten, sie seien wie Königskinder – ist solches möglich? Freilich wird immer ein Unterschied bestehen zwischen dem Geschöpf und Ihm, durch den alle Dinge gemacht worden sind. Aber dennoch wird einst dieselbe Schönheit – seine Schönheit uns zieren – denn ein kleiner Bergsee kann den weiten, blauen Himmel ebenso vollkommen widerspiegeln, wie der Ozean.