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Predigten zu Lukas 9,50

"Und Jesus sprach zu ihm: Wehret nicht; denn wer nicht wider euch ist, ist für euch."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Wer nicht wider euch ist, der ist für euch"

Das ist auch eine Lehre der Erfahrung, die ich leider erst spät gemacht habe. Viel Unruhe und manch törichtes Streiten wäre mir erspart geblieben, wenn ich das vor mehreren Jahrzehnten schon verstanden hätte. Es handelte sich im letzten Grunde gar nicht um die Stellung gewisser Brüder zum Herrn, sondern zu mir. Sie mochten abgestossen sein durch meine Art - den einen war ich zu salzig (Kol. 4, 6) in meiner schroff zufahrenden Weise, den andern zu süss mit persönlicher Liebenswürdigkeit im gemütlichen Verkehr. Sie waren gegen solche Nebensachen, aber gar nicht eigentlich gegen meine Arbeit oder meine Glaubensrichtung. Dann wäre eine Aussprache und ein Weg der Verständigung mit ihnen möglich und Pflicht gewesen. Vielleicht hätte ich ihre Meinung begriffen und manchen Anstoss vermieden. So aber, weil ich ihr abfälliges Urteil nicht tragen wollte und sie meine Art nicht mochten, gingen wir ganz getrennte Wege. Sie hielten mich für nicht "entschieden", und ich hielt sie für "übertrieben" - und doch stand keine wesentliche Kluft zwischen uns, die Stellung zum Herrn war dieselbe und keine Lehrspaltung trennte uns. Wenn ich manche Fehler, die ich im Zusammenprall mit fremdartigen Gotteskindern gemacht habe, weglöschen könnte, würde mein Lebensbild harmonischer.

Herr, vergib mir alles, was ich an deinen Kindern gesündigt habe, die mich nicht tragen konnten und die ich nicht tragen konnte. Hier hast du noch viel an mir zu bessern. Erbarme dich und lehre mich tragende Liebe! Amen.


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Denn wer nicht wider euch ist, ist für euch."

Auf den ersten Blick scheint diese Aussage unserem gestrigen Vers direkt zu widersprechen, aber dem ist natürlich nicht so. In Matthäus 12,30 (und Lukas 11,23) spricht der Herr zu den Pharisäern, die nicht glauben wollen, und macht ihnen deutlich: "Wenn ihr nicht für mich seid, seid ihr gegen mich." Aber hier geht es um etwas anderes. Die Jünger hatten gerade einem Mann gewehrt, der im Namen Jesu Dämonen austrieb. Ihr einziger Grund war, dass er sich ihnen nicht angeschlossen hatte. In dem Zusammenhang sagt der Herr Jesus: "Wehret nicht; denn wer nicht wider euch ist, ist für euch."

Wenn es um die Errettung geht, sind diejenigen, die nicht für Christus sind, gegen Ihn. Aber was den Dienst betrifft, sind diejenigen für Ihn, die nicht gegen Ihn sind.

Wir sind nicht dazu berufen, andere zu behindern, die dem Herrn dienen. Es ist eine große weite Welt, und sie hat genügend Platz für uns alle, dass wir unsere Arbeit tun können, ohne einander auf die Zehen zu treten. Wir sollten uns die Worte des Herrn zu Herzen nehmen: "Wehret nicht." Gleichzeitig sollten wir aber beachten, dass der Herr Jesus Johannes und den anderen nicht sagte, dass sie sich jetzt diesem Mann anschließen sollten. Manche verwenden Methoden, die andere nicht akzeptieren können. Manche haben andere Schwerpunkte in ihrer Botschaft, die sie predigen. Manche haben mehr Licht als andere. Und manche haben die Freiheit, Dinge zu tun, die bei anderen ein schlechtes Gewissen hervorrufen. Wir dürfen nicht erwarten, jeden Gläubigen in die gleiche Form zu pressen, die uns richtig erscheint. Aber wir dürfen uns bei jedem Sieg des Evangeliums mitfreuen, wie es auch Paulus tat. Er sagte: "Etliche zwar predigen Christum auch aus Neid und Streit, etliche aber auch aus gutem Willen. Diese aus Liebe, indem sie wissen, dass ich zur Verantwortung des Evangeliums gesetzt bin; jene aus Streitsucht verkündigen Christum nicht lauter, indem sie meinen Banden Trübsal zu erwecken gedenken. Was denn? Wird doch auf alle Weise, sei es aus Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich, ja, ich werde mich auch freuen" (Philipper 1,15-18).

Sam Shoemaker (1893-1963, amerikanischer Pastor und Autor) stellte die dringliche Frage: "Wann werden wir endlich lernen, dass wir in dem großen Krieg des Lichts gegen die Finsternis in unserer Zeit die Unterstützung von Verbündeten brauchen, die nicht immer unserem persönlichen Geschmack entsprechen? Wann werden wir lernen, dass alle Christen zusammen arbeiten und kämpfen müssen, um gegen die Sturmflut des Antichristen angehen zu können?"