Predigten zu Matthäus 11,2

Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zwei und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?

Meine Christen, zweifeln ist keine Schande. Wenn ein Johannes zweifelt, der den Herrn Jesum so genau kannte, wie soll ich mich schämen, wenn nun der Zweifel in mein Herz einkehrt und ich frühe mit der Frage beginne: Ist es auch an dem, was mir die Kirche und ihre Lehre berichtet? und abends mit dem Bedenken den Tag schließe: Wenn es doch nicht so wäre? Ist es eine Schande, wenn ein berufener Diener der Kirche manchmal händeringend vor dem Evangelium sitzt und spricht: Ich kann nicht mehr glauben? Glaubt ihr, wir hätten das, was wir euch verkündigen, spielend gelernt? Wir haben's durch Zweifel erkämpft, durch Nöte errungen, an Sterbebetten erlernt, an Gräbern bewährt. Und darum, weil zweifeln keine Schande ist, weil es vielmehr ein bitterschweres Leid ist, das der Mann tragen muss und das die Frau nicht schändet, darum tragt eure Zweifel vor den Herrn!