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Predigten zu Matthäus 21,35

"Und die Weingärtner nahmen seine Knechte, einen schlugen sie, einen anderen töteten sie, einen anderen steinigten sie."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Es ist eine ernste Pflicht und ein heiliges Anliegen der gesamten Christenheit, für diejenigen Männer zu sorgen, denen sie das für sie unentbehrliche Amt übergibt. Sie muss es bitter büßen, wenn sie die Träger ihres Amts auf eine Bahn drängt, die sie neben die von Jesus beschriebenen Weingärtner stellt. Diese Weingärtner zeigen uns nicht, was man Unglauben nennt. Dann ließen sie den Weinberg im Stich, begehrten seine Früchte nicht und machten nicht den Versuch, ihn als ihr Eigentum in ihren Besitz zu bringen. Sie wissen wohl, was der Weinberg wert ist und dass er kostbare Früchte trägt. Weder die Gemeinde noch ihre Führer zweifelten am Verzug Israels vor allen Völkern und keiner verbarg sich, dass dieser Vorzug aus der Gemeinschaft Gottes mit ihnen entstand. „Der Herr unser Gott“, das war das mit Kraft ergriffene und mit Glut verteidigte Bekenntnis aller, und daraus entstand ihre Schuld. Was sie tun, ist Raub an dem, was Gottes ist. Für sich zur eigenen Erhöhung und Beglückung ist Israel Gottes Volk. Unsere studierende Jugend geht dieselbe Bahn, wenn sie das kirchliche Amt wegen des Vorteils begehrt, das für sie aus ihm entsteht. Diese Gefahr liegt nahe. Es ist lockend, Theologie zu studieren. Hebt das nicht über die „Laien“ empor? Tritt man nicht so in die Reihe de „Akademiker“ und gehört zu einem privilegierten Stand? Aber die Versuchung ist noch feiner, noch mächtiger. Ist nicht das ein wirksames Mittel, das uns die Selbstbefriedigung verschafft, dass wir vom Gelderwerb befreit in gesammelter Stille das christliche Wort verwalten? Gibt das nicht den gehobenen, geweihten Christenstand des „Geistlichen“? Mit all dem sind wir in die Gemeinschaft der Weingärtner geraten, die den Raub an Gott begehen. Was schützt unsere Kirche und die Träger ihres Amtes vor diesem Verderben? Das Gleichnis Jesu zeigt uns das Einzige, was uns schützt. Jesus stellt neben die Weingärtner den Sohn, er den Weg zum Kreuz geht. Das ist unser Schutz. Haben wir unseren Standort beim Kreuz Jesu, dann endet aller eigensüchtiger Machtmissbrauch des Christentums und auch alle eigensüchtige Entstellung des kirchlichen Amts.

Richte uns, Herr Gott, nach Deiner barmherzigen Gerechtigkeit und führe uns zum Kreuz Deines lieben Sohnes. Er trug es auch für unseren Pfarrstand und für die, die ihn unterweisen. Amen.