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Predigten zu Matthäus 22,12

"Und er spricht zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein Hochzeitskleid anhast? Er aber verstummte."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Eine furchtbare Enttäuschung

"Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte."

Dieses erschütternde Wort geht die Frommen an. Der König redet ihn als "Freund" an. Er hielt sich also zu den Freunden des Königs. Er wollte die "Hochzeit" mitfeiern. Aber es fehlte ihm die Hauptsache, das hochzeitliche Kleid. Das ist Christus, in den wir uns im Glauben hüllen (Röm. 13, 14a). Paulus will in ihm erfunden werden. Außer dem Herrn ist man verdammungswürdig, in ihm gerecht. Das hochzeitliche Kleid ist ein festliches Gewand. Wahre Gotteskinder haben etwas Festliches. Das Klagen, Kritisieren, Murren, all das unzufriedene Wesen, die kleinlichen Sorgen und das Wühlen im Irdischen ist das Gegenteil von einem festtäglichen Gepräge. Dank, Lob und Anbetung unseres Gottes machen uns zu Festtagsmenschen mitten im Alltagsleben. Dieses hochzeitliche Kleid kann man auch wieder verlieren. "Selig ist, wer da wacht und bewahrt sein Kleid!" Sonst entfällt es uns, und unsere schandbare Blösse kommt zum Vorschein. Gar viele eignen sich dieses Kleid nie wirklich an. Sie wollen zum Volk Gottes gehören und mit dem alten Wesen doch nicht völlig aufräumen. Sie nennen sich Gotteskinder, sind es aber nicht, weil niemals der Herr durch eine gründliche Bekehrung in ihnen Wohnung machen konnte. "Wie bist du hereingekommen?" Hast du dich als Mitläufer eingeschmuggelt? Du standest in keinem Lebensverhältnis zu Christus, und doch haben dir andere und du selbst die Gotteskindschaft zugesprochen. Alles war nur religiöse Form, erborgt, kopfmässig angeeignet, aber nicht von oben eingepflanzt. Den Namen "Herr, Herr" führtest du im Mund, aber dieser herrliche Name war dir nicht durch den Heiligen Geist ins Herz geschrieben. Du wahrtest den Schein des gottseligen Lebens, aber seine Kraft fehlte dir. Ein frommer Schleier verhüllte dein altes, böses Wesen. Du lebtest in frommer Täuschung. - Uns selbst und Menschen können wir täuschen, Gott aber nicht. Vor ihm kann der fromme Schein nicht bestehen. Da fällt die Maske. Er verstummte. Sonst führte er fromme Reden und konnte sich gut herausreden oder in ein günstiges Licht stellen. Aber nun ist's damit vorbei. "Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis!" lautet des Königs Urteil. Ein furchtbares Gericht wird über alle unwahren und heuchlerischen Menschen ergehen. Schlechte Taten werden von dem Menschen nicht berichtet. Er hat nie vom Glanz der Wahrheit sich durchleuchten lassen; darum gehört er mit Recht in die Finsternis. Er war im Grunde von der Sünde und dem eigenen Ich gebunden; darum ergeht mit Recht der Befehl: "Bindet ihn!" - Nicht die Gottlosen trifft das schwerste Gericht, sondern die, welche für Freunde des Königs gelten wollten und doch nie auf seinen Sinn eingingen. Mit "Freund" redet ihn der König an. Darin liegt die Schwere seiner Schuld. Er wollte scheinen, was er nicht war - das Ärgste, was es gibt.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an?"

Christus sagt hier, dass "das Himmelreich", d. h. Sein Gnadenreich auf Erden, "einer Hochzeit gleich sei, die ein König seinem Sohn machte". Er lud viele dazu ein, die meisten aber verachteten die Einladung und entschuldigten sich, sie könnten nicht kommen. Der eine war durch seine Hantierung, der andere durch seinen Acker, der dritte dadurch verhindert, dass er sich eine Frau genommen hatte. Doch verachteten nicht alle diese Einladung. Viele nahmen sie an; die Tische wurden alle voll. Aber nun sagt Jesus, dass unter denen, die die Einladung angenommen hatten, zur Hochzeit gekommen waren und an den Tischen sassen, auch ein Mann gefunden wurde, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, sondern in seinen Alltagskleidern dasass, und dass er deshalb an Händen und Füßen gebunden und in die äußerste Finsternis geworfen wurde.

Was meint der Herr damit? Der Mann war doch zur Hochzeit gekommen, gehörte also nicht den ferngebliebenen Verächtern an, sondern sass am Hochzeitstische unter den anderen glücklichen Gästen. Dieses soll sagen: Es gibt Menschen, die das Rufen und die Weckstimmen des Geistes an ihrem Herzen nicht nur erfahren, sondern insofern auch befolgt haben, dass sie angefangen haben, ihre Seligkeit zu suchen. Sie haben ihre früheren eitlen Wege verlassen und sich mit Gläubigen vereinigt im Umgang, in den Sitten und Beobachtungen, im Lesen, Singen und Hören des Wortes Gottes, in Gebeten und Betrachtungen, in einer christlichen Wirksamkeit, kurz, in allem, was besonders zu einer ernsteren Gottesfurcht als der der Maße zu gehören scheint. Jener Mann kann also nicht den großen, sicheren Haufen unter uns bezeichnen; denn wo hätten wir dann diejenigen, die die Einladung erhielten, aber nicht kamen? Die Heiden, die das Wort nicht haben, haben ja auch die Einladung nicht. Wir sehen also, dass dieser Mann ein religiöser Mensch war, der eine religiöse Schar in der Gemeinde der Christgläubigen darstellt, da er sich im Hochzeitssaal befand und die Einladung nicht verachtet hatte. Und doch fehlt diesen Menschen etwas so Wesentliches, dass sie in die äußerste Finsternis hinausgeworfen werden.

Ganz dasselbe wie dieser Mann stellen auch die fünf Jungfrauen bei der Hochzeit dar, die kein Öl in ihren Gefäßen hatten. Da sagt Jesus: "Das Himmelreich wird gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und ausgingen, dem Bräutigam entgegen" usw. Die ganze Zeit hindurch, in der sie warteten, bemerkte man keinen Unterschied zwischen den klugen und den törichten. Sie waren alle Jungfrauen, sie hatten alle ihre Lampen, sie gingen alle dem Bräutigam entgegen, sie warteten alle auf den fröhlichen Eintritt mit Ihm in den Hochzeitssaal, in die Herrlichkeit. Zur Mitternacht aber, als das Geschrei vernommen wurde: "Siehe, der Bräutigam kommt!", da erst wurde der Unterschied offenbar, dass die Hälfte von ihnen kein Öl hatte, dass ihre Lampen nicht brannten, und dass sie darum von der Hochzeitsfreude ausgeschlossen wurden.

Noch schrecklicher und stärker aber ist der Ausdruck in Joh. 15, wo Christus sagt: "Reben an Mir, die nicht Frucht bringen." Ein jeder denke darüber nach, was dieses Wort enthält! In Mt. 7 sagt der Herr ohne Bildersprache, wieviel man in Seinem Namen tun kann, ohne rechtschaffen zu sein: Man kann in Seinem Namen weissagen, in Seinem Namen Zeichen und Wunder tun, wie Teufel austreiben, Tote auferwecken, kurz, man kann viele kräftige Taten tun. Der Bischof zu Sardes war sowohl in der Lehre als auch im Wandel so, dass er allgemein für einen lebendigen Christen angesehen wurde; er war es aber doch nicht. "Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot," heißt es von ihm.

Wer sollte sich hier nicht vor sich selbst fürchten, wenn solche Worte aus dem Mund Christi gehen? Die rechtschaffensten und geistlichsten Christen haben bei solchen Worten oft große Furcht gehegt, möglicherweise betrogen zu sein, und haben mit Kraft und Eifer gerufen: "Erforsche mich, Gott, und siehe, ob ich auf bösem Wege bin" usw. Solltest nur du nicht nötig haben, die Worte hiervon zu beachten?

Wir gehen jetzt daran zu sehen, was diesen Religiösen, deren Ende so erschrecklich war, gefehlt hat. Das hochzeitliche Kleid! - "Du hast kein hochzeitliches Kleid an!" Was mag das bedeuten? Offb. 19 steht, dass es bei der Hochzeit des Lammes der Braut gegeben war, sich anzutun mit reiner, schöner Seide - und dann wird hinzugefügt: "Die Seide aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen." Was dieses Gerechtigkeitskleid der Heiligen ist, sieht man im 7. Kap., wo von der seligen weissgekleideten Schar gesagt wird: "Diese sind es, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blutdes Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes." - Zu dem lauen Lehrer zu Laodizea sagt Jesus: "Ich rate dir, dass du Gold von Mir kaufst - und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbar werde die Schande deiner Blösse." - Die bei der Hochzeit sind, aber in ihren eigenen Kleidern dasitzen und nicht das hochzeitliche Kleid des Königs anhaben, sind also die Religiösen, die mit mehr oder weniger Ernst, Eifer und Gottesfurcht doch noch in ihrer eigenen Gerechtigkeit einhergehen. Sie haben noch nie ihre Sünde recht erkannt; sie sind noch nie ihrer eigenen Gerechtigkeit entkleidet worden, sie haben noch nie von Herzen in seligem Schamgefühl bekennen können: "Ich bin in Jesu Tod und Blut g'nug selig, heilig, rein und gut."


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Unter allen denjenigen, die im Evangelium unter den Berufenen, aber nicht Auserwählten angeführt werden, ist gewiß der Mensch, welcher, weil ihm das hochzeitliche Kleid mangelte, aus dem Hochzeitsaale geworfen wurde, der bedauernswürdigste. Er war dem Ruf der Knechte nicht ungehorsam, er ist gekommen, er hat nicht verachtet, er hat seinen Acker und seine Hantierung gegen den himmlischen Beruf gering geachtet, er hat nicht gegriffen, nicht gehöhnt, nicht getötet, er ist hineingedrungen bis in den Hochzeitsaal, - und doch mußte er vor der Frage des Königs verstummen und gebunden hinaus in die äußerste Finsternis; das ist jämmerlich. Man kann also laufen, man kann kommen bis in den Hochzeitsaal, man kann in allem aussehen wie ein wahrer Christ und ist doch ein Mensch, dessen Erbteil ewige Finsternis ist. O lasset uns das wohl bedenken! Dieser Mensch war entweder zu trag dazu, sich der Verwandlung im Vorzimmer, dem Ausziehen des alten und dem Anziehen des neuen Menschen zu unterwerfen, oder er war zu hochmütig dazu, meinte, seine Kleider, seine mitgebrachten, selbsterworbenen Kleider seien schön genug für die königliche Mahlzeit, kurz, er verschmähte die königlichen Kleider. Ach daß der Herr in unsere Herzen einen Strahl seines Lichts sendete zur Durchforschung und Durchsuchung unsers Innern! Fraget euch doch, ihr, die ihr einigen Anfang im Christentum gemacht habt, fraget euch doch: Ist es uns denn auch ein wahrer Ernst zum Heiland? Sind wir auch willig, uns all dem zu unterwerfen, was zu unserer Reinigung und Vorbereitung auf den Tag der Ewigkeit gehört? Ist es uns auch das höchste Anliegen, nichts an uns zu dulden, was den Augen Jesu mißfällig ist? Suchen wir auch in die Gemeinschaft seines Todes und seiner Auferstehung einzudringen, mit ihm zu sterben, das alte Leben der Natur je mehr und mehr in seinen Tod zu ziehen und mit ihm im neuen Leben des Geistes zu wandeln? Wollen wir aus seinem Evangelium kein Kopfkissen für den alten Menschen machen? Wollen wir allein aus seinem Verdienst gerecht werden, nicht durch unsere Werke, Heiligkeit, Verleugnungen und dergleichen? »Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.«

Ja, ja, mein Herz will dich umfassen: Erwähl es, Herr, zu deinem Thron! Hast du aus Lieb ehmals verlassen des Himmels Pracht und deine Krön: So würdig auch mein Herz, o Leben, und laß es deinen Himmel sein, bis du, wann dieser Bau fällt ein, mich wirst in deinen Himmel heben! Amen.