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Predigten zu Matthäus 25,1

"Alsdann wird das Reich der Himmel gleich geworden sein zehn Jungfrauen, welche ihre Lampen nahmen und ausgingen, dem Bräutigam entgegen."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Auch dadurch erweist sich Jesus als der Träger göttlicher Gnade, dass er uns die Hoffnung gibt. Sie ist wie alle Gaben Gottes voller Süßigkeit und Kraft. Wie könnten wir froh arbeiten und dankbar leiden, Gott zum Preise leben und Gott zum Preise sterben, wenn wir nicht Hoffende wären? Es gibt aber keine Gnade Gottes, aus der wir nicht den Anlass zum Sündigen machten. Davor behüte uns die Treue Jesu, indem er uns in seinem Gleichnis zeigt, wie aus unserem Hoffen Torheit wird. Er beschreibt die, die am Vorabend des Festes auf seinen Anfang warten. Die Vorfreude der bald beginnenden Feier leuchtet warm in ihrer Seele und sie sind gewiss, dass ihnen die Teilnahme am Fest beschieden sei. Allein ihre Hoffnung betrügt sie, weil sie töricht waren, und ihre Torheit besteht darin, dass sie zwar hofften, sich aber nicht rüsteten. Eine Hoffnung, die das nicht tut, was nötig ist, damit das Gehoffte komme, macht aus uns Toren. Das widerfährt uns dann, wenn sie nur unsere Gedanken füllt und unser Begehren anregt, weil sie durch ihre Seligkeit uns lockt. Es ginge von der Verheißung Jesu eine mich lähmende Wirkung aus, wenn sie mich untätig machte, wenn ich das jetzt uns Gegebene gering achtete, weil es noch nicht das Vollkommene ist, und die Arbeit des heutigen Tages unterließe, weil uns erst Jesus selbst durch seine neue Offenbarung die Vollendung des göttlichen Reiches bringen kann. Jesu Verheißung ist mir aber nicht dazu gegeben, damit ich einen Stoff für mein Denken und Dichten habe und unter dem Druck dieser Welt mich damit tröste, dass es eine kommende Welt gibt, sondern Jesu Verheißung pflanzt eine lebendige Hoffnung in mich hinein und als lebendig erweist sie sich dadurch, dass sie mein ganzes Verhalten regiert. Es muss an meinem Handeln sichtbar sein, dass ich auf den Tag schaue, der alles Verborgene ans Licht bringt, und auf den Richter warte, der über meinen Dienst sein Urteil spricht, und darnach begehre, dass er in Gottes Macht unsere natürliche Art in das ewige Leben verkläre. Wenn die Hoffnung mein Verhalten durchdringt und regiert, dann macht sie mich klug.

Noch ist der Tag der Feier für uns nicht angebrochen. Noch stehen wir am Vorabend des Festes, Deines Festes, Herr Jesus Christ. Mach uns Deinen Namen deutlich und groß. Dann hoffen wir und machen uns bereit für Deine Gegenwart. Amen.