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Predigten zu Matthäus 26,25

"Judas aber, der ihn überlieferte, antwortete und sprach: Ich bin es doch nicht, Rabbi? Er spricht zu ihm: Du hast es gesagt."

Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: du sagst es.

Schon oft habe ich mich gewundert, wie schwer es manchen Leuten wird, den Ernst und die Macht der Sünde zu erkennen. Zwar ist es nicht verwunderlich; wer sein eigenes Herz nicht kennt, kennt die Sünde überhaupt nicht, und denkt höchstens dann ernst über die Sünde, wenn er durch dieselbe an seinen Interessen geschädigt wird. Hat man etwas Licht über sich selbst, so kann eine stille Betrachtung des Verräters zum Segen sein. Besonders an ihm kann man die furchtbare Macht der Sünde und die Schlechtigkeit eines vom Lichte abgewandten Menschenherzens kennen lernen. Was gehörte doch dazu, der Macht der Liebe, Barmherzigkeit und Treue, der Macht des Geistes gegenüber, wie sie im Heiland dem Judas gegenübertrat, in der Sünde nicht nur zu verharren, sondern immer tiefer in dieselbe verstrickt zu werden! Wir dürfen freilich nicht vergessen, dass es einen Grad menschlicher Verschuldung gibt, bei dem der Sünder nicht mehr umkehren kann. Dieser Grad war am Abend des Verrats von Judas erreicht. Wir sehen das an der Frechheit und Kälte, mit der er es wagt, den Herrn vor den andern Jüngern zu fragen: bin ich's, Rabbi? während er doch vorher schon mit den Feinden unterhandelt hatte. Frechheit und Kälte vor einer schlechten Tat sind immer das Zeichen tiefer Gesunkenheit, und großer satanischer Gewalt über ein Menschenherz. Möchten doch Unbekehrte, die noch Gnadenzüge an ihren Herzen verspüren, umkehren, so lange es Zeit ist, und an Judas lernen, was es heißt, die Gnadenzeit versäumen. Ohne Zweifel ist ihm nicht nur der Geiz, sondern auch sein scharfer Verstand zum Strick geworden. Er war ein Berechner, ein Verstandesmensch; deswegen sah er klar, dass fast alle Leiter des Volkes Jesu Feinde waren und es immer mehr wurden. Der Verstand eines ungläubigen Menschen musste somit zu dem Schluss kommen, dass Jesu Sache aussichtslos sei, und so suchte dieser kalt berechnende Mensch wenigstens noch 30 Silberlinge zu retten. Diese Art Berechnung ohne Glauben hält heute noch viele vom Heiland ab. Die Unscheinbarkeit der Sache Jesu entspricht ihrem Verstand nicht, und so spielen sie die Klugen, und halten es offen oder versteckt mit den Feinden des Herrn, je nachdem ihre Berechnung es für gut hält. Arme Menschen!

Herr, mein Gott! bewahre mich durch Deine Gnade, nie mit einer Sünde zu spielen und decke Du mich, gegenüber Satans Macht und List. Amen