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Predigten zu Matthäus 5,4

"Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Diese Welt ist so eingerichtet, daß kein Mensch ohne sein Teil Leiden hinauskommt. Wenn einer freilich arm ist, so denkt er: Ei wie habens doch die reichen Leute so gut, diese haben keine Leiden um und um, sie haben, was sie brauchen, ja mehr als sie brauchen, sie dürfen nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Einer vom niedrigen Stand kann denken: Wie gut habens die vornehmen Leute, sie dürfen ihr Brot nicht im Schweiß ihres Angesichts suchen. Der Kranke denkt oft mit einigem Neid an die Gesunden. Aber das sind aufs gelindeste gesagt sehr menschliche Gedanken. Es hat ein jeder Mensch das ihm zugeschiedene Teil Plage in dieser Welt. Auch der reiche Mann im Evangelio hatte wohl seine Plage, und wenn er hätte wollen, so hätte er sich wohl auch durch sein Leiden zur Buße leiten lassen; selbst im Äußerlichen wird es bei ihm nicht so ohne den einen oder anderen Anstoß abgelaufen sein, denn wo ist ein Menschenleben, das ganz leidenslos vorüberginge. Darin verherrlicht sich ja gerade die Treue Gottes, daß er keinen Menschen seinen eigenen Wegen überläßt, sondern einem jeden, er sei wer er wolle, früher oder später Steine in den Weg legt. Aber das ist der große Unterschied, daß sich einige ihre Plage in Demut gefallen lassen, andere aber sich im Übermut darüber hinwegsetzen. So versteht also der Heiland unter denen, welche er mit dem Ausdruck Leidtragende bezeichnet, solche, welche ihre Plage, die ihnen Gott zusendet, geduldig annehmen und sich darunter zur Buße leiten lassen. Von diesen sagt der Heiland: Selig sind sie, sie werden getröstet werden, denn sie sind die, von welchen es einst heißen wird: Sie sind gekommen aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und helle gemacht im Blut des Lamms, darum sind sie vor dem Stuhl Gottes; sie sind die, welche hier mit Tränen säen, dort aber mit Freuden ernten, denn sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen. Stell ich die Hoffnung nur zu dir, so fühl ich Trost und Fried in mir; wenn ich in Nöten bet und sing, so wird mein Herze guter Ding; dein Geist bezeugt, daß solches frei des ewgen Lebens Vorschmack sei.

Drum will ich, ob auch arm und schwach, das Kreuz dir willig tragen nach; mein Gott, mach mich dazu bereit! Es dient zum Besten allezeit. Hilf ink's nur mutig greifen an, daß ich den Lauf vollenden kann!

Hilf mir auch zwingen mein Gemüt, vor Sund und Schanden mich behüt, erhalt mein Herz im Glauben rein, so leb und sterb ich dir allein. Jesu, mein Trost, hör mein Begier: O Heiland, war ich doch bei dir!


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.

Ohne wahrhaftige geistliche Armut gibt es kein wahres Leidtragen, das Letztere ist die Frucht von Ersterem. Dieses Leidtragen, das aus der Armut im Geiste hervorgeht, hat die Verheißung getröstet zu werden. Es gibt verschiedenes Leidtragen, das keine Verheißung hat. Ein Mensch kann traurig sein über die Folgen seiner Sünde; er wird aber nicht getröstet, so lange er nicht über die Sünde traurig ist. Ja, er kann zeitweilig auch über seine Sünde traurig sein; aber in seinem Herzen ist doch noch versteckte Liebe zur Sünde; bald entschuldigt er diese wieder und bleibt gefangen und kann nicht getröstet werden, weil der heilige Geist keinen Sündendiener trösten kann. Daraus geht hervor, dass der Herr unter dem Leidtragen, das Verheißung hat, den Seelenzustand versteht, bei dem der Mensch tiefen Schmerz empfindet über seine Sünde, sich innerlich von ihr abwendet und das Bewusstsein hat, Gottes Zorn verdient zu haben. Ein solcher Mensch ist wahr vor seinem Gott, und kann durch die Gnade und Barmherzigkeit Gottes getröstet werden, weil er nicht nur hilfsbedürftig, sondern hilfesuchend ist, um Gott zu gefallen. Schon ehe ein solcher Mensch getröstet ist, ist er im Schmerz über die Sünde und im Hass gegen die Sünde, in Übereinstimmung mit dem gerechten Gott, und für ihn ist Trost und Vergebung der Sünden bereit, er darf es nur annehmen. Bei solchen Seelen kommt es dann zu einem gründlichen Wesen, zu vollem Herzensfrieden, zu kräftiger Geistesarbeit. Der Herr kann sie als wirklich Getröstete dann auch brauchen zum Troste anderer. Sie haben Leid getragen über eigene Sünde und so haben sie Herz und Auge für den Jammer der Menschheit und das Seufzen der Kreatur. Sie fühlen, beten, tragen und arbeiten mit ihrem Hohenpriester Jesus als Leidtragende und werden getröstet mit der Verheißung, dass die Kreatur frei werden wird von ihrem Seufzen.

Herr Jesu! Du hast auch mich getröstet; habe Dank dafür! Gib mir Gnade auch andere zu trösten. Amen