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Predigten zu Micha 7,8

"Freue dich nicht über mich, meine Feindin! denn bin ich gefallen, so stehe ich wieder auf; denn sitze ich in Finsternis, so ist der HERR mein Licht."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"So ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht."

Es ist ein großer Unterschied, ob ich im Finstern sitze, oder ob die Finsternis in mir sitzt. Ersteres ist ein Tunnel, der uns zu hellerem Lichte führen soll. Letzteres ist Sünde, Nacht und Tod.

Die Finsternis, von der hier die Rede ist und die manche Gotteskinder aus Erfahrung kennen, kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal ist sie eine Strafe für Sünde und Untreue; manchmal eine Folge von körperlicher Schwäche; manchmal eine Anfechtung des Feindes; manchmal eine Prüfung zur Bewährung des Glaubens.

Stellen sich solche Stunden der Finsternis ein, so prüfe dich in Gottes Licht, woher sie kommen mögen. Hat eine Sünde das Sonnenlicht verdeckt, so eile zu dem, der deine Missetaten vertilgen will wie eine Wolke, und glaube an die vergebende Gnade deines Heilandes. Ist Schmerz und Müdigkeit der Grund der Traurigkeit, so klammere dich desto fester an den Herrn, dessen Gnade ausreicht auch für dich. Ist dein Gewissen im Reinen vor Gott, ist dein Herz lauter auf ihn gerichtet, und die Dunkelheit dauert doch noch an, so mache daraus eine Gelegenheit, ihm um so völliger zu vertrauen. Sprich wie Micha in demütigem Glauben: Dennoch ist der Herr mein Licht!

Ob Wolken auch die Sonn' bedecken, Die Sonne selbst entschwindet nicht. Ob finstre Nacht mein Herz will schrecken, Du, Herr, bleibst meine Zuversicht. Du bist mein Licht!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Welch eine Paradoxie! Welch ein unmöglicher Gegensatz! Die Vernunft sagt: „Wie kann ich im Finstern sitzen und doch Licht haben?" Es ist schon so, dass der Verstand des unerleuchteten Menschen dies Wort nie begreifen kann.

Und doch: Es spricht die tiefste, seligste Erfahrung des Christenstandes aus. „Wenn ich im Finstern sitze …" – Ja, das wird immer mehr der Platz derer, die Gott zum ewigen Leben erwählt hat. Ob sich auch das Herz entsetzt – es geht hinein ins Dunkel. Liebgewordene Pläne zerschlagen sich. Menschen bekommen Gewalt, uns Herzeleid anzutun. Der Tod nimmt uns die, ohne die wir fast nicht leben zu können glauben. Krankheit lähmt unser Schaffen.

Ach! wenn das alles wäre! Es gibt ein viel, viel tieferes Dunkel. Das ist die Finsternis der Gerichtswolke Gottes. Unser Gewissen will nicht mehr schweigen. Wir schauen zurück auf unseren Weg, suchen etwas Gutes, was uns helfen, uns decken könnte. Aber da sind nur Versäumnisse, Schulden, Verfehltes. Alle unsere Sünden gehen über unser Haupt.

In dies Dunkel führt Gott die, die Er retten will. – Die Er retten will?! Muss es nicht heißen: die Er verderben will? – Nein, die Er retten will! „… ist doch der Herr mein Licht." Denn hier in der Finsternis wartet Jesus auf uns, das Licht der Welt, voller Gnade, der Erbarmer, der Heiland.

„So ich im Finstern sitze…" – es wird immer dunkler bis zum Ende – „so ist doch der Herr mein Licht." Lasst uns um des herrlichen Lichtes willen getrost ins Dunkle gehen und darin bleiben. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Freue dich nicht über mich, meine Feindin! Denn bin ich gefallen, so stehe ich wieder auf

Du freust dich, du Kind der Finsternis, dass das Kind Gottes in die Grube gefallen ist: du verlachst und verhöhnst es. Aber warte, bis du das Ende des HErrn sehen wirst, denn Er in sehr barmherzig. Unser Gott wird wohl mit vielen Streichen sein Kind heimsuchen, das auf sündigem Wege beharrt. Er wird ihm das Licht seines Angesichts entziehen, und den Rückfälligen seinen Grimm empfinden lassen. Aber Er behält seinen Zorn nicht ewiglich, und erlaubt dem Feind und dem Rachgierigen nicht, alle seine Bosheit an ihm auszulassen. Bis zu einem gewissen Grad mag Er sich anderer Menschen als Zuchtruten bedienen; aber sobald diese ihre Erlaubnis überschreiten, so tritt Er ins Mittel und Er errettet sein geliebtes Kind, so dass die reuige und zurechtgebrachte Seele die obigen Worte des Propheten sich aneignen kann.

Harre nur aus, o Seele; dein Gott wird sich bald aufmachen, deine Sachen selbst in die Hand nehmen, und dir Recht schaffen. Strecke deine Hand nicht aus, um dich selbst zu erretten; warte auf Ihn, Er wird dich erlösen; Er wird dich wieder ans Licht bringen, und du wirst seine Gerechtigkeit erkennen in deiner Lebensführung. Bekenne nur deine Sünde; wirf dich auf sein Erbarmen und beuge dich unter seine Züchtigung.

Ist nicht hier ein herrliches Trostwort für alle, die irgendwie im Finstern sitzen: sei es dass menschliche Liebe ihnen entschwunden ist, dass ihre körperliche Schwachheit zunimmt, dass eines nach dem anderen ihrer Geliebten aus dem Familienkreise scheidet. Schauet auf den HErrn; wartet des Gottes eures Heils; wenn ihr im Finstern sitzet, so ist doch der HErr euer Licht.

Durch die tiefsten Dunkelheiten Weiß dich Jesus durchzuleiten; Mut spricht Er den Schwachen ein.