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Predigten zu Offenbarung 21,2

"Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Ich lausche auf das, was uns die Weissagung als das letzte Ziel zeigt, womit sie ihren letzten und höchsten Gedanken ausspricht. Das tut sie dadurch, dass sie die Gottesstadt beschreibt nach ihrer himmlischen Art. Sie ist weder aus irdischem Stoff gebaut noch in die himmlische Welt eingeschlossen, sondern sie kommt herab, damit das, was auf der Erde geschah, zum Ziel gebracht sei und die menschliche Geschichte das von Gott ihr bestimmte Ende erreiche. Was ist also der letzte Gedanke der Weissagung? Es ist die in Gott geeinte Menschheit, die für Gott geheiligte Gemeinde, die in Gottes Gegenwart lebende Kinderschar. Damit ist jeder selbstsüchtige Ton aus der Weissagung ausgelöscht. Johannes verweilt nicht bei seiner eigenen Seligkeit, zeigt uns keinen derer, die in der ersten Christenheit die Arbeit taten und um Jesu willen starben, im Himmel und richtet unsern Blick nicht auf die Vollendung des Menschen. Er macht darum keinen Versuch, uns die Bewohner der Gottesstadt zu beschreiben und uns einen Eindruck von der Herrlichkeit zu geben, die sie als die Empfänger des ewigen Lebens haben. Nicht die Vollendung des Menschen, sondern die Vollendung des göttlichen Werks ist das, wonach Johannes begehrt und was das letzte Wort seiner Weissagung beschreibt. Darum bleibt sie auch in der Beugung vor Gott, die sich nicht an das Geheimnis seines Wesens heranwagt. Sie bekommt ihre Vollendung nicht durch eine Beschreibung Gottes und auch den Christus kennzeichnet sie einzig durch die Figur des Lammes. Die Weissagung bleibt der Regel gehorsam, dass sich Gott uns in seinen Werken zeigt. Was uns mit Ihm verbindet, das ist seine Gnade und diese wird in dem sichtbar, was sie uns gibt. Daher wird die Herrlichkeit Gottes in der Herrlichkeit der Gottesstadt geschaut. Die Mittel, die Johannes bei der Hand hatte, um sie zu beschreiben, waren arm und unzulänglich, Gold, Edelsteine und Perlen, bedeutsame Zahlen, der durch die Stadt fließende Strom und die nährenden Bäume. Das weiß Johannes selbst, dass seine Mittel, mit denen er das Letzte beschreibt, nicht ausreichen. Aber aus der Unzulänglichkeit des Bildes glänzt die Herrlichkeit der Hoffnung hervor. Sie ist größer als unsere Worte, weil sie größer ist als alles, was wir sind und haben.

Wenn mich das Welken und Sterben auf Erden müde macht, dann sage mir, Herr Gott: Ich bin der Erste und der Letzte; Ich bin das A und O. Wir stammeln, wenn wir von Deinen letzten Herrlichkeiten sprechen; aber schon das, dass wir von ihnen sprechen können und hoffen dürfen und von der Hoffnung gezogen uns rüsten dürfen für das, was Deine letzten Werke sind, ist überreiche Gnade und Dein großes Geschenk. Amen.