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Predigten zu Psalm 103,17

"Die Güte des HERRN aber ist von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, welche ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskinder hin;"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Gottesfurcht am Anfang und am Ende

"Die Gnade des Herrn währet über die, so ihn fürchten."

Für leichtsinnige Menschen, die über ihre Fehler skrupellos weggehen, ist die Gnade nicht da. Sie kann nur solchen zuteil werden, die es mit der Sünde ernst nehmen, denen sie ein Übel, ja das größte aller Übel wird. Leichtfertige Sünder trösten sich oft damit, dass "unser Herrgott" gnädig ist. Sie berufen sich auf das Gebet des Zöllners: "Gott, sei mir Sünder gnädig!" Das ist entsetzliche Verblendung. Die Gnade bietet sich nur erschreckten Gewissen an, die aus dem Sündenschlaf erwacht sind und in die Gegenwart des heiligen Gottes gestellt werden. - Die Menschen sind durch ihre Gottlosigkeit so tief gefallen. Was ihnen allein helfen kann, sind Zeugen der Wahrheit, Männer, deren Geisteswort das Herz in Gottes Licht stellt. Dann ergreifen Furcht und Bangigkeit die sicheren Sünder. Ihre bis dahin unerkannte Sünde wird aufgedeckt. Dann hören die Fehltritte auf, "verzeihliche Schwächen" zu sein, sie werden zu furchtbaren Anklägern. Der Mensch schreit nach Vergebung; denn sich selbst rechtfertigen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. - Gottesfurcht ist die notwendige Bedingung für den Empfang der Gnade. Sie ist zugleich auch eine Frucht der Gnade. Bei dir ist die Vergebung, "dass man dich fürchte". Was kann es Höheres geben als Gottesfurcht, ungeheuchelte, echte, kindliche Ehrfurcht vor Gott, die aus dem dankbaren Herzen des begnadigten Sünders kommt? In frommen Kreisen wird die Gottesfurcht vielfach zu gering gewertet als eine mehr alttestamentliche Frömmigkeit. Man vergisst, dass die Apostel die Frömmigkeit der Kinder Gottes als Furcht Gottes bezeichnen (1. Petr. 1, 17; Hebr. 12, 28). Man ergeht sich in hochgeistlichen Reden und übersieht das Notwendige, nämlich einen Wandel zu führen in der Gegenwart Gottes, wobei man in allem nur nach ihm blickt und fragt. Gar manche hochgeistlichen Leute vernachlässigen die Grundgebote Gottes, weil sie nicht Gott vor Augen haben und nicht vor seiner heiligen Majestät zittern. Sie werden allzu frei und auch allzu vertraulich oder vielmehr unehrerbietig Gott gegenüber. - Denn die Gottesfurcht muss bei der Liebe sein, sonst artet die Liebe aus in Unehrerbietigkeit und endet in Gleichgültigkeit. Die Furcht Gottes erhält in der rechten Beugung. Man ist erst dankbar für seine Liebe und betet sie voll Staunen an, wenn man seine hohe Majestät bedenkt und nicht vergisst, dass er Leib und Seele in die Hölle verderben kann. Diese hochnötige Furcht, dieses heilige Zittern vermisst man bei so vielen Frommen. Und doch ruft ihnen, nicht den Unbekehrten, der Apostel zu: "Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern!" Wie befreiend wirkt doch auch die echte Gottesfurcht! Wie löst sie von aller Menschenrücksicht und Menschenfurcht, die uns von Natur binden! Mit der Gottesfurcht, die vor der Sünde zurückbebt, beginnt die Weisheit, und mit der Gottesfurcht, die mit der Liebe zu Gott gepaart ist, vollendet sich die Weisheit.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Die Gnade des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit bei denen, die Seinen Bund halten und gedenken an Seine Gebote, dass sie danach tun." Ps. 103, 17 und 18

Es ist dies ein feiner Ausdruck für die innere Verfassung eines rechten Christen. Er drückt den beständigen, innigen Wunsch und das Seufzen in den Herzen der Gläubigen aus, den Willen des Herrn tun zu können. Ein Christ kann oft nichts anderes von seinem geistlichen Leben empfinden, als an die Gebote des Herrn zu denken, um danach zu tun. Dies ist der "Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit", wovon Jesus redet und worunter auch die Gerechtigkeit des Lebens verstanden wird. Ein rechter Christ wird in dieser Sache nie vollkommen gesättigt. Die Gebote des Herrn mit ihren geistlichen Forderungen an den inwendigen Menschen stehen immer höher, als dass er das Ziel erreichen könnte! Er seufzt: "Ach, dass ich so sein und handeln könnte, wie der Herr fordert!" Dieses Wünschen und Seufzen ist gleichsam der Atemzug oder der Herzschlag des neuen Menschen. Es ist nichts anderes als "Christus in uns, Gottes Geist im Herzen, eine Teilhaftigkeit der göttlichen Natur". Dieser reine heilige Geist streitet immer gegen das Fleisch und bewirkt, dass wir, auch wenn wir fallen und uns vergehen, doch nie in der Sünde bleiben können.

Hier ist nun ein Stück zur Selbstprüfung. Es heißt: "Gedenken an die Gebote des Herrn, dass wir danach tun". Verstehen, denken und reden von den Geboten, das können Tausende, sie fangen aber nie an, auch danach zu tun. Es ist ja keine Kunst, an gute Werke zu denken und von denselben zu reden oder sie von anderen zu fordern. Viele sind recht eifrig um das Gesetz und um gute Werke besorgt, wenn es gilt, dass andere dieselben tun sollen, und es wird, so meinen sie, auch nie streng genug davon gepredigt. Aber selbst rühren sie die Last nicht mit einem Finger an, sagt Christus. Zu solchen spricht Er: "Was verkündigst du Meine Rechte und nimmst Meinen Bund in deinen Mund, so du doch (deinerseits) Zucht hasst und wirfst Meine Worte hinter dich?" Hier werden Aufrichtigkeit und Wahrheit gefordert. "Gott lässt sich nicht spotten!"

Auch für einen gläubigen Christen ist große Gefahr, wenn er jemals die Lehre von unserer Schwachheit so missbrauchen sollte, dass er noch, nachdem er zum Trost und zum Frieden in Christus gelangt ist, es anstehen lässt, an eine Sache zu denken, die ihm schwerfällt. Das taugt nicht! Man muss immer an des Herrn Gebote gedenken, dass man danach tue, nachdem man seine volle Gerechtigkeit und seinen Frieden in Christus erhalten hat. Die Kraft, die du noch nicht erhalten hast, kannst du doch noch erlangen. Was dir unmöglich erscheint, ist dem Herrn leicht. In demselben Augenblick, in dem Paulus von seiner eigenen Schwachheit redet, redet er zugleich auch von der Kraft Gottes in den Schwachen. "Wenn ich schwach bin, so bin ich stark; Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig." Wenn du darum fröhlich in deinem Gott und der Vergebung deiner Sünden gewiss bist, dann musst du in vertraulicher und ernsthafter Weise die Sache, die dir zu schwer ist, auf das Herz deines milden Heilandes legen und um Seine Kraft bitten, das tun zu können, was Er fordert, mit Augustinus sprechend: "Befiehl mir, Herr, was Du willst; aber gib Du selbst mir das, was Du befiehlst! Du weißt, o Herr, dass ich selbst gar nichts vermag!" Aber auch, wenn du nicht alles erhältst, was du auf diesem Wege begehrst, nicht all das Gute tun kannst, was du wolltest, so ist es doch nötig, dass du an des Herrn Gebote denkst und darum bittest, auf dass du durch solche Übung stets in einer lebendigen, persönlichen Erfahrung deiner Schwachheit erhalten bleibst, die dann die heilsame Demütigung bewirkt, die Gott bezweckt, wenn Er uns dem Teufel und uns selbst überlässt. - Denke daran!

Das blosse Wissen von unserer Schwachheit bewirkt nicht diese Demütigung. Und nichts kann trauriger sein, als wenn ein sonst gläubiger Mensch in solche Lässigkeit gerät, dass er nicht mehr der Gebote des Herrn gedenkt, um danach zu tun, so dass er durch seine Mängel gedemütigt und gebeugt wird. Beachte dies tief! Wenn ein Mensch von unserer großen Ohnmacht und von unseren Mängeln redet, aber dabei ungebrochen, selbstzufrieden und stolz ist - ach, ein schneidender Anblick, ein widerliches Gerede! Das rührt von der Sicherheit und der Lässigkeit her. Es ist darum in allen Beziehungen wichtig, daran zu denken, den Willen Gottes zu tun. Es ist z. B. wahr, dass wir nicht beten können, wie wir sollen. Wir sind oft so zerstreut, träge und kalt im Gebet. Es ist auch wahr, dass, wer in seiner Not darüber doch an Christus glaubt, nicht verzweifeln noch dem Unglauben Raum geben soll. Sollte ich aber deshalb nie mein Fleisch mit Beten beschweren? Das sei ferne! Ich muss ja doch beten, so wie ich kann, und dabei Gott zugleich um die Gnade bitten, besser beten zu können. Ebenso geht's in allen anderen Fällen, wo meine Ohnmacht mir zu groß wird. Ich kann nicht so mild, sanftmütig, demütig, liebevoll, keusch, geduldig sein, ich kann Christus nicht so bekennen, mein Gut nicht so für meinen Nächsten opfern, wie ich sollte. Diese guten Dinge darf ich darum aber nicht vergessen, sondern ich muss dennoch der Gebote des Herrn gedenken, um danach zu tun, und Gott beständig um mehr und mehr Kraft dazu bitten.

Alles das ist die Übung aller Gläubigen, es ist ihre neue Natur, es ist das Werk des Geistes in ihnen. Wir müssen nur danach trachten, dass wir immer dem Geist gehorsam sind und auf Ihn hören und nicht aufs neue in Sicherheit einschlafen.

Der Du Dich, Herr, für mich in den Tod gegeben, Gib mir die Gnade nun, für Dich zu leben!


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Die Gnade aber des HErrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit

Welch ein beachtenswerter Gegensatz: des Menschen Hinfälligkeit und die Beständigkeit der Gnade Gottes!

Wir sind so vergänglich wie die Blumen des Feldes; jedes neue Geschlecht kommt empor wie das Gras, das im Frühling unsere Wiesen schmückt, jedoch nur um der unerbittlichen Sense zum Opfer zu falten. Ist schon unser leibliches Leben hinfällig, so sind es unsere Entschlüsse und guten Vorsätze noch viel mehr. Heute ist die Seele angetan mit dem schönen Gewande der Liebe; sie ist voll himmlischen Verlangens, voll freundlicher Gesinnungen – morgen liegt dies alles verwelkt am Boden.

Aber Gottes Liebe ist nicht wechselhaft wie die unsrige, sie ist keiner Veränderung unterworfen. Schwankt etwa die Liebe einer Mutter je nach der Stimmung ihres kranken Kindleins? Gott liebt beständig, mit brünstiger, tiefer Liebe. Er wird dich zurecht lieben, wenn du Ihn machen lässest; seine Liebe kann auch aus deinem zähen Wesen ein Wunder der Schönheit schaffen. Die Reibung, die das Rädchen des Steinschleifers verursacht, mag dir ein wenig wehe tun; das schadet aber nichts, die Liebe steckt doch dahinter. Es hat nie eine Zeit gegeben, da Er dich nicht liebte – seine Gnade währt von Ewigkeit; es wird nie eine Zeit geben, da Er dich weniger lieben wird, – denn sie währt zu Ewigkeit.

Hast du einmal den Mittelpunkt deines Lebens in der Liebe Gottes gefunden, dann wird eine Freude in dir erwachen, die sich in lauter Lobgesang ergießen wird; dann wirst auch du ein Sänger unter den Myriaden im Himmel und auf Erden, die mit den Engeln und himmlischen Heerscharen, und mit den Heiligen aller Erdenzeiten einen großen Chor bilden zur Ehre Jehovahs. Aber vergiss es nicht – keiner hat ein Recht sich auf die Gnade des Herrn zu verlassen, bei dem die Bedingung der heiligen Furcht nicht erfüllt ist.