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Predigten zu Psalm 104,1

"Preise der HERR, meine Seele! der HERR, mein Gott, du bist sehr groß, mit Majestät und Pracht bist du bekleidet;"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Dieser Psalm legt uns aus, was so manche Stimme der Natur uns sagen will, und besingt in schöner Weise sowohl die Schöpfung als auch die Vorsehung. Diese Dichtung umfasst einen ganzen Kosmos: Meer und Land, Wolken und Sonnenschein, Pflanzen und Tiere, Licht und Finsternis, Leben und Tod. Alle beweisen, dass sie Ausdruck der Gegenwart Gottes sind. Deutlich erkennt man die Spuren der sechs Schöpfungstage; obwohl der Mensch, die Krone der Schöpfung des sechsten Tages, nicht erwähnt wird, kommt er doch in der Tatsache vor, dass dieser Mensch der Sänger selbst ist. Manche haben in Vers 31 sogar einen Hinweis auf die göttliche Ruhe am siebten Tag festgestellt. Der Psalm ist die Darstellung der Schöpfungsgeschichte durch einen Poeten.

»HERR, mein Gott, Du bist sehr groß.« Diese Anrede ist eine bemerkenswerte Mischung aus Glaubensmut und dem Erschrecken aus heiliger Furcht; denn der Psalmist nennt den unendlichen HERRN »mein Gott« und wirft sich zur selben Zeit staunend vor dessen göttlicher Größe nieder und ruft vor lauter Bewunderung aus: »Du bist sehr groß.« Die hier abgegebene Erklärung, der HERR sei sehr groß, passte sehr gut an das Ende des Psalms, als Schlussfolgerung und Zusammenfassung einer Reise durch die gesamte Schöpfung. Dass dies am Anfang steht, zeigt uns, wie sehr der ganze Psalm zuvor bedacht und im Geist durchgearbeitet war, bevor er in Worte gefasst wurde. Daran allein sehen wir, welche Gefühlsregungen dieser Betrachtung vorausgingen. Bedenkt auch, dass das ausgedrückte Erstaunen nicht der Schöpfung und deren Großartigkeit, sondern dem HERRN selbst gilt. Es heißt nicht: »Dieses Weltall ist sehr groß«, sondern: »Du bist sehr groß.« Viele bleiben bei den Geschöpfen stehen und werden dadurch götzendienerisch; den Blick auf den Schöpfer selbst zu richten, ist wahre Weisheit. Der HERR wird in Seinen Werken als gleichermaßen ehrwürdig erkannt wegen Seiner Kunstfertigkeit, Seiner Güte und Seiner Macht, und Ihm gebührt die Majestät; denn Er hat alles in Seiner Souveränität nach Seinem Willen erschaffen und fragt keinen Menschen um Erlaubnis. Man muss blind sein, wenn man nicht erkennt, dass die Natur das Werk eines Königs ist. Das sehen wir an der Darstellung der ernsteren Seiten Gottes, den Andeutungen Seiner Strenge, an den breiten Strichen unerklärlicher Geheimnisse und an den tiefen Schatten überwältigender Kraft. All dies macht das Bild der Schöpfung zu einem unlösbaren Problem, es sei denn, wir erkennen an, dass der Maler uns keine Rechenschaft über Seine Angelegenheiten gibt, sondern alles so regiert, wie es Ihm wohlgefällt. Seine Majestät wird allerdings immer so dargestellt, dass sie Seinem ganzen Wesen zur Ehre gereicht. Er handelt nur nach Seinem Willen; aber Er will nur, was dreimal heilig ist, wie Er selbst. Gerade das Lichtgewand des unsichtbaren Geistes lehrt uns das, und es ist unsere Aufgabe, dies mit demütigster Anbetung anzuerkennen.