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Predigten zu Psalm 119,17

"Tue wohl an deinem Knechte, so werde ich leben; und ich will dein Wort bewahren."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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In diesem Abschnitt scheinen die Trübsale des Weges dem Geist des Psalmisten bewusst zu sein, und er bittet daher um entsprechende Abhilfe. Wie er in den vorigen acht Versen als Jüngling betete, der neu ins Leben getreten war, so fleht er hier als Knecht und Pilger, der sich immer deutlicher als Fremder in Feindesland erkennt. Sein Appell richtet sich an Gott allein, und sein Gebet ist besonders direkt und persönlich. Er redet mit dem Herrn, wie man mit einem Freund spricht. Vers 17 zeigt, dass wir nur durch Gottes Großzügigkeit und Gnade als treue Knechte Gottes leben und Seinen Befehlen gehorchen können. Wenn wir Gott dienen, so nur, weil Er uns Gnade darreicht. Wir arbeiten für Ihn, weil Er in uns wirkt. So können wir eine Kette aus den Anfangsversen der ersten drei Oktaven dieses Psalms machen: Vers 1 preist den heiligen Menschen glückselig, Vers 9 fragt, wie er diese Heiligkeit bewahren kann, und Vers 17 führt diese Heiligkeit auf ihre geheime Quelle zurück und zeigt uns, wie man nach ihr sucht. Je mehr ein Mensch die Heiligkeit wertschätzt und je ernsthafter er danach strebt, umso mehr treibt ihn das zu Gottes Wort, wo Hilfe zu finden ist; denn deutlich wird er merken, dass seine eigenen Kräfte nicht ausreichen, ja, dass er ohne die grenzenlose Unterstützung des Herrn, seines Gottes, nicht einmal zu leben vermag. Keine Güte ist größer als die, welche unserer Person, unserer Seele, unserem Verstand gut tut und uns für diese Wohltat ein so wichtiges Organ wie das Auge schenkte. Es ist weit besser, offene Augen zu haben, als mitten in die schönste Landschaft gesetzt zu werden und blind für deren Schönheit zu sein. Manche Menschen können im Evangelium keine Schönheiten ent- decken, doch der Psalmist war sich sicher, dass sich im Gesetz herrliche Dinge verbargen. Seine Bibel war nicht halb so dick wie unsere Bibel; aber er schätzte sie mehr, als einige Menschen die ganze Bibel wertschätzen. Er spürte, dass Gott große Reichtümer in Sein Wort gelegt hatte, und er bat um Kraft, sie zu erkennen, sie zu würdigen und sich an ihnen zu erfreuen. Wir haben nicht nötig, dass Gott uns weitere Reichtümer gibt, vielmehr brauchen wir die Fähigkeit, zu erkennen, was Er uns bereits gegeben hat.

Gottes Wort dient uns in vieler Hinsicht; in unserem Kummer erfreut es uns, und in unseren Schwierigkeiten gibt es uns Leitung. Wir gewinnen Freude daraus und entdecken darin Weisheit. Wenn wir Trost in der Schrift finden wollen, müssen wir uns ihrem Rat unterwerfen, und wenn wir ihrem Rat folgen, sollen wir das nicht widerstrebend, sondern mit Freuden tun. Das ist die sicherste Weise, mit denen umzugehen, die es auf unser Verderben abgesehen haben. Lasst uns mehr auf die wahren Zeugnisse des Herrn als auf die Lügenzeugnisse unserer Feinde achten!


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Wer einmal Leben bekommen hat, muss Licht und Luft haben. Er kann es in dem Tode, in der Sünde, bei dem Prahlen der Feinde nicht aushalten. Wer einmal wahrlich Gnade gekostet hat, der kann ohne Gnade nicht Atem holen, Gottes Angesicht muss von neuem über ihn leuchten, Gottes Friede auf ihm sein, nur so hat er Ruhe. Er muss aus dem Grabe hervor und in der Hütte der Gnade wohnen. Wer einmal mit den Lippen des Herzens Gnade geschmeckt hat, der kann es ohne Gnade nicht aushalten. Man muss leben in dem ewigen Leben, welches der Herr verheißen hat; man weiß es, nur in dem Worte der Gnade liegt die Macht, allen Widerstand zu überwinden. Man muss das Wort wieder haben, wo man die Macht des Wortes einmal gekannt hat; und wer einmal erfahren hat, wie das Wort von Gnade die Sünde wegnimmt, Gewissheit des Sieges und der Seligkeit erteilt und alle Feinde über den Haufen wirft, der seufzt zu dem Herrn hinauf, um in der guten Wehre des Wortes erfunden zu sein und darinnen bleiben zu dürfen. Aber das Aufleben aus jeglichem Grabe, aber das Bleiben bei dem Worte von Glauben geschieht nur dann, wenn der Herr einem wohltut, wenn er mit neuem Glanz der Liebe und der Gewogenheit inwendig über einen Menschen leuchtet. Geschieht solches, alsbald ist Leben da, alsbald hält man Gottes Wort in allem für Wahrheit und man bleibt bei solchem Worte, erblickt darin einen ewigen Halt und eine Grundfeste seiner Seligkeit und ist ganz Heiligkeit um und um. Darum bittet David: Tue wohl deinem Knecht, auf dass ich lebe und dein Wort bewahre.

Gedenk an mich, tu wohl mir, deinem Knecht,
damit ich leb' und dein Wort lern' bewahren!
Ach, dass mein Aug' einst helle sehen möcht'!
Eröffne mir's und lass mich auch erfahren
die Wunder, die uns dein Gesetz und Recht
von deiner Huld und Weisheit offenbaren!


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Ihr, die ihr klagt, dass ihr so tot, so elend seid, dass ihr euch an das Wort von Gnade nicht halten könnt, und dass das Wort für euch so nichts hat, die ihr der Meinung seid, es sei mit euch nicht rechter Art, weil ihr so niedergehalten werdet, als läget ihr in einem Grabe, vernehmt es: auch David hat solches Elend tief gefühlt; denn wer da schreit: auf dass ich lebe und dein Wort bewahre, fühlt sich dem Tode und dem Umkommen nahe und ist von allerlei Tod umschlungen. Denn wie sollte einer um Leben bitten, wenn er sich nicht mitten im Tode befände? Und wie wird einer darum seufzen, dass er das Wort von Gnade, das Wort des Glaubens bewahren möge, wenn er nicht fühlt, dass alles darauf aus ist, um ihm dieses Wort aus den Händen zu nehmen und ihn ganz auszuschütten, so dass er ohne Wort sei. Das sagt aber dem Teufel und allen Banden zum Trotz: O Herr, ich bin dein Knecht; lasset euch den Mund nicht stopfen und sucht es nicht bei euch oder in euch selbst. Denn vor dem Herrn ist niemand Knecht des Dienstes wegen, sondern des ewig gültigen Lösegeldes wegen, der Berufung der Gnade wegen in Christo Jesu. Suchet es also da, wo David es gesucht hat, bei dem Herrn, und haltet an mit allem Seufzen: Tue mir wohl, tue mir wohl, lass deine Güte vor mir hergehen. Und der Herr erhört das Gebet, und Erlösung sendet er, die Hilfe eures Angesichtes.

Deine Güte gibt uns Leben,
gerne willst du Schuld vergeben.
Du bist groß von Gnad' und Treu,
jedem Beter stehst du bei.