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Predigten zu Psalm 11,1

"{Dem Vorsänger. Von David.} Auf der HERR traue ich; wie saget ihr zu meiner Seele: Fliehet wie ein Vogel nach eurem Berge?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Diese Verse berichten von einer Versuchung, Gott zu misstrauen. Durch sie wurde David zu einer uns nicht bekannten Zeit in höchstem Maß geprüft. Es mag sein, dass man ihm damals, als er noch an Sauls Hof war, geraten hatte zu fliehen, was man ihm als Pflichtverletzung gegenüber dem König oder als persönliche Feigheit hätte auslegen können. Sein Fall glich dem Nehemias, dem seine Feinde unter dem Deckmantel der Freundschaft eine Falle zu stellen hofften, indem sie ihm rieten, um seines Lebens willen zu fliehen. Hätte er dies getan, wäre das für sie ein Grund zur Anklage gewesen. Nehemia antwortete mutig: »Sollte ein Mann wie ich fliehen?«, und David lehnte das in gleichem Geiste mit dem Ausruf ab: »Bei dem HERRN habe ich mich geborgen. Wie sagt ihr zu meiner Seele: ›Flieh in die Berge wie ein Vogel‹?« Wenn Satan uns nicht durch Mutmaßungen überwinden kann, wie schlau wird er dann versuchen, uns durch Misstrauen zu verderben! Er wird unsere engsten Freunde benutzen, unser Vertrauen zu hinterfragen, und er wird eine solch plausible Logik anwenden, dass wenn wir nicht ein für alle Mal unser unerschütterliches Vertrauen auf den HERRN gesetzt haben, er uns zu einem ängstlichen Vogel macht, der in die Berge flieht, sobald sich eine Gefahr zeigt.

Wie eindringlich wird diese Sache beschrieben! Der Bogen ist gespannt, der Pfeil liegt schon auf der Sehne: »Flieh, flieh, du wehrloser Vogel, dein Heil liegt in der Flucht, mach dich davon, denn deine Feinde werden ihre Pfeile in dein Herz senden; eile, eile, denn sonst bist du bald erledigt!« David scheint die Macht dieses Rates gespürt zu haben, denn er hat seine Seele zutiefst berührt; doch wollte er ihm nicht folgen, sondern lieber der Gefahr standhalten, als dem HERRN, seinem Gott, zu misstrauen. Ganz sicher, die David umgebenden Gefahren waren groß und drohend: Es stimmte nur zu genau, dass seine Feinde bereitstanden, »im Finstern« auf ihn zu schießen. Zweifellos war genauso auch, dass unter Sauls ungerechtem Regiment »die Grundpfeiler« von Gesetz und Recht »umgerissen« waren; doch was bedeutete das alles für den Menschen, dessen Zuversicht Gott allein ist? Er konnte den Gefahren mutig entgegentreten, den Feinden entkommen und der ihn umgebenden Ungerechtigkeit trotzen. Seine Antwort auf die Frage: »Was richtet der Gerechte aus?«, war stets die Gegenfrage: »Was richtet er nicht aus?« Wenn das Gebet Gott einlädt, auf unsere Seite zu treten, und wenn der Glaube sich der Erfüllung Seiner Verheißungen sicher ist, welchen Grund zur Flucht könnte es da geben, einerlei wie grausam und mächtig die Feinde sein mögen? Mit Schleuder und Stein hatte David den Riesen gefällt, vor dem die Heere Israels gezittert hatten. Und der Herr, der ihn von dem unbeschnittenen Philister errettet hatte, konnte ihn auch vor König Saul und dessen Häschern bewahren. Die Sprache des Glaubens kennt das Wort »unmöglich« nicht. Die streitbare Gnade weiß zu kämpfen und zu siegen; aber sie weiß nicht zu fliehen.