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Predigten zu Psalm 11,5

"der HERR prüft den Gerechten; und den Gesetzlosen und den, der Gewalttat liebt, haßt seine Seele."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Herr prüfet den Gerechten."

Alle Ereignisse stehen unter der Obhut der Vorsehung Gottes: und darum müssen wir auch alle Leiden und Prüfungen unsrer äußeren Lebensführung auf diese eine Grundursache zurückführen. Aus der goldenen Pforte des göttlichen Ratschlusses ziehen die Heere der Heimsuchungen in Schlachtordnung aus, gekleidet in eiserne Panzer und gerüstet mit Kriegswaffen. Alle Gottesführungen sind Türen für Trübsale. Selbst unsre Gnadengaben haben gleich den Rosen ihre Dornen. Die Menschen können in Meeren des Wohlergehens ebensogut umkommen, wie in Strömen der Anfechtung. Unsre Berge sind nicht zu hoch, und unsre Täler nicht zu tief für die Versuchung; Leiden lauern an allen Straßen auf uns. Überall, vor uns und hinter uns, sind wir von Gefahren umgeben und bedroht. Dennoch fällt kein Regen ohne Gottes Zulassung aus den drohendsten Wolken; jeder Tropfen hat seine vorgeschriebene Bahn, wie und wann er zur Erde fällt. Die Prüfungen, die uns von Gott kommen, sind gesandt, unsre Gaben zu erproben und zu kräftigen, und so zugleich die Macht der göttlichen Gnade ans Licht zu stellen, die Echtheit unsrer Tugenden zu bezeugen und ihre Lebenskraft zu vermehren. Der Herr setzt in seiner unendlichen Weisheit und überschwenglichen Liebe einen so hohen Wert auf den Glauben der Seinen, dass Er sie solcher Prüfungen nicht überheben will, die zur Stärkung ihres Glaubens dienen. Ihr hättet nie den köstlichen Glauben erlangt, der euch jetzt trägt und tröstet, wenn euer Glaube nicht die Feuerprobe bestanden hätte. Ihr seid Bäume, die nie so kräftige Wurzeln geschlagen hätten, wenn der Sturm euch nicht hin und her gestossen und euch genötigt hätte, euch fest an die herrlichen Verheißungen des Gnadenbundes anzuklammern. Irdisches Wohlergehen ist ein großer Feind des Glaubens; es lockert die Bande heiliger Zucht und erschlafft die Sehnen heiligen Mutes. Der Luftballon steigt nicht, bis der fesselnde Strick durchschnitten wird; die Prüfungen des Leidens leisten gläubigen Seelen diesen Dienst. Solange der Weizen in der Ähre ruht, nützt er dem Menschen nichts, er muss ausgedroschen werden aus seiner Ruhestätte, ehe man erfährt, was er wert ist. Darum ist's gut, dass Jehovah die Gerechten prüft, denn dadurch werden sie reich in Gott.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Der HErr prüfet den Gerechten

Verwundre dich nicht, wenn du durch Prüfungen gehen musst. Der gerechte HErr will dich in der Gerechtigkeit üben, damit du allezeit sein Angesicht finden könnest, in ununterbrochener Gemeinschaft mit Ihm. Wie der Erzieher eines jungen Athleten diesen einmal in die eine, dann in die andere Stellung bringt, um die verschiedenen Muskeln zu üben, sie durch Anstrengung zu stärken und also den Körper elastisch und geschmeidig zu machen, – so prüft uns Gott, um jede Fähigkeit unsers Wesens in Tätigkeit zu bringen, und sie durch Übung zu stählen.

Prüfung macht das Wort uns süße, Gibt den Bitten neue Kraft, Beugt in Staub vor Jesu Füßen, Stille Demut in uns schafft.

Es ist ein großer Unterschied zwischen den Versuchungen Satans und den Prüfungen des HErrn. Jene haben es auf unseren Fall abgesehen; der große Widersacher freut sich, uns zu zeigen, wie schwach und sündig wir sind, und möchte uns gerne hinabziehen ins Verderben. Die Prüfungen des HErrn dagegen wollen uns zum Glauben und Mut, zur Sanftmut und Geduld, zum Verlangen nach einer höheren Welt erziehen. „Trübsal bringet (oder wirket) Geduld; Geduld aber bringet Erfahrung; Erfahrung aber bringet Hoffnung.“ Welche geistlichen Kräfte auch in uns schlummern mögen, so werden wir, weder ihres Wertes, noch ihrer Leistungsfähigkeit gewahr, bis sie durch Prüfung zur Anwendung kommen. Aber einmal zur Entfaltung gebracht, werden sie auf alle Zeiten unser unschätzbarer Besitz.

Daneben liegt in der Prüfung der große Trost, dass wir wenigstens nicht verwerflich sind. Der Edelsteinschleifer verschwendet seine Zeit und Mühe nicht auf gewöhnliche Kieselsteine. Wenn wir die Züchtigung erdulden, so sind wir offenbar nicht Bastarde, sondern Söhne. Unser Vater liebt uns viel zu sehr, als dass Er uns um die reiche Frucht bringen wollte, die unser Lohn sein wird, wenn das reinigende Messer seine Arbeit getan hat.