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Predigten zu Psalm 14,3

"Alle sind abgewichen, sie sind allesamt verderbt; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer."

Hier haben wir eine überaus wichtige Lehre von der Sünde. Der Herr gibt uns zu verstehen, dass wir alle gleich verdammte Sünder sind. Solches tief zu bedenken, ist für uns alle sehr notwendig. Denn während wir die ganze Welt in Sünden versenkt sehen, wollen wir uns gar zu gern für besser halten. So sind wir alle von Natur gesinnt. Als Kinder dieser Welt wollen wir einfach nicht glauben, vor Gott ebenso große Sünder wie die Diebe, Mörder, Zöllner und Huren zu sein. Auf diesen Wahn gründen sich dann die Sicherheit und Vermessenheit, in denen man dem Ratschluss Gottes zur Buße und zur Bekehrung widersteht.

Aber auch die Erweckten und die Gläubigen haben ihren Teil an derselben Einbildung. Wenn wir mit Schrecken unserer Sündennot gewahr wurden und Errettung in Christus suchten und fanden, dann vergessen wir doch oft, dass wir noch dieselbe alte und verderbte Natur wie Adam tragen. Wir meinen, einem besseren Geschlecht als dem der Zöllner und Sünder anzugehören. Das merkt man an der Verwunderung, die entsteht, wenn wir schwerere Sünden bei uns empfinden. Wenn die finsteren Tiefen des Herzensverderbens sich öffnen und recht erschreckliche Dinge ans Tageslicht kommen, z. B. solche, von denen Christus sagt: "Von innen, aus dem Herzen der Menschen, gehen heraus böse Gedanken, Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Geiz, Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge, Gotteslästerung, Hoffart, Unvernunft." Wenn wir etwas so Grässliches bei uns fühlen, dann verwundern wir uns und erschrecken und sind zu verzweifeln bereit. Bedenke, wenn wir sogar Gotteslästerung, vielleicht selbst beim Gebet, fühlen - wie es einige Christen in schweren Anfechtungen erfahren müssen. Oder wenn wir eine grässliche Kälte gegen Gott und daneben allzu starke Liebe zu sichtbaren Gegenständen, ja, mächtige Sündenlüste usw. fühlen. Und über alles das sind wir nicht recht zerknirscht, sondern noch hart und leichtsinnig. Während wir unseren Nächsten wie uns selbst lieben sollten, fühlen wir sogar Neid oder wegen einer billigen Zurechtweisung Zorn und Hass sich in uns regen, ganz zu schweigen von der allerschrecklichsten Sünde, dass wir Christi Leiden nicht recht schätzen. Wir können hören, wie Er zu unserer Errettung und Seligkeit gegeißelt und dornengekrönt wurde und mit Nägeln angeschlagen am Kreuz hing, und wir lieben Ihn doch so wenig, dass kleine, unnütze Dinge uns lieber sind. Ach, wenn wir solches fühlen, dann erschrecken wir und verwundern uns.

Und woher kommt nun solche Verwunderung? Nur daher, weil wir nicht geglaubt haben, dass wir so grundverdorben waren. Wir haben andere Adamskinder in alle Laster versenkt und sich dennoch stolz verteidigen, Gottes Wort abweisen, Christus verschmähen und verfolgen gesehen; darüber haben wir uns nicht sehr gewundert. Uns selbst aber haben wir dafür angesehen, einem anderen Geschlecht anzugehören. Zwar ist es wahr, dass wir, wenn wir aus Gott geboren sind, einen neuen heiligen Geist erhalten haben. Der Teil unseres Wesens aber, der vom Fleisch geboren ist, ist doch noch immer gleich vergiftet und arg.

Darum lehrt der Herr hier, wie übrigens auch die ganze Schrift, dass die Sünde unser aller Natur, unser aller gemeinsames Erbe von Adam her ist, ob wir es wissen wollen oder nicht. "Es ist hier kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder."Der Herr schaut vom Himmel auf der Menschen Kinder, dass Er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer."Ebenso klagte Gott zeitig darüber,"dass der Menschen Bosheit groß sei auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse immerdar". So ist der Mensch von Natur, d.h. alles, was von Adam herstammt. Wenn wir das recht glaubten und bedächten, dann würden wir, wenn wir derartiges an uns selbst erfahren, nicht in so große Verwunderung, ja, in Verzweiflung fallen, sondern die Barmherzigkeit Gottes preisen, der uns gerade wegen dieses verlorenen Zustandes Seinen Sohn zu einem Heiland und Erlöser gab.

Für unser Verbleiben in der Zuversicht des Glaubens ist es sehr wichtig, unseren Herzen tief einzuprägen und es eine längst entschiedene Sache sein zu lassen, dass wir durch Adam so verdorbene und verlorene Wesen sind, dass in unserer Natur nichts anderes als Sünde, Bosheit und Ohnmacht sind, und dass Gott der Herr nie etwas anderes von uns gedacht hat. Dann würden wir auch in den uns demütigendsten Sündenerfahrungen zum Gnadenthron eilen und sprechen: "Es ist doch alles verloren in mir; Gott, sieh nicht auf mich, den Sohn sieh an!" Wir würden dann aber auch erfahren, dass Gott Sein ganzes Wohlgefallen nur an Seinem Sohn hat, ja, dass unsere Gerechtigkeit einzig und allein in Ihm ist, und dass deshalb Gottes Freundschaft nicht durch das uns innewohnende Verderben erschüttert wird, solange wir in Seinem geliebten Sohn bleiben, weil wir in Ihm sogar eine viel grössere Gerechtigkeit und ein viel grösseres Wohlgefallen vor Gott haben, als Adam sie im Garten Eden vor dem Sündenfall hatte.

Wer sich nicht tot und gottlos achtet, Wer nicht nach blosser Gnade trachtet, Dem bleibt der Herr ein fremder Mann. Warum? Er nimmt nur Sünder an.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wenn ich die Welt ansehe und achte auf ihr gewöhnliches Treiben und Tun und sehe ihre Eitelkeit, Pracht, Wollust und Hoffart und daß sie nicht nach Gott fragt, sondern nur ihren bösen Fleischeswillen zu vollbringen sucht; dann wird es mir klar und deutlich, wie schrecklich die Macht der Sünde ist, wie sehr wir entfremdet sind von dem lebendigen Gott. Tod und Finsternis wohnet in uns, solange wir natürliche Menschen bleiben; und was das Schlimmste ist, wir wissen nicht einmal, wie sehr wir der Finsternis anheimgefallen und in die Ketten des Teufels verstrickt sind, bis ein Funke des göttlichen Lichtes in unsere toten Herzen fällt und uns die Schlangenbrut, die darin verborgen ist, recht beleuchtet und vor Augen stellt. Denn dieser geistliche Tod und diese geistliche Finsternis wird nur demjenigen, der sein eigenes Herz und Gewissen von dem Lichte Gottes durchsuchen läßt, recht klar und augenscheinlich. O welche Abgründe der Sünde, welche höllischen Gedanken und Begierden, welche durch und durch verdorbene Sinnesart muß eine Seele in sich finden, die sich vor dem Angesichte Gottes gewissenhaft erforscht! Wie wird ihr da ihr Elend, ihre Sündhaftigkeit, Verdorbenheit, Nichtswürdigkeit ins Licht gestellt! Da kann man nimmer an der menschlichen Verdorbenheit zweifeln, kann nimmer sein schreckliches Elend mit dem Tröste eigener, wenn auch nur heimlicher Gerechtigkeiten zudecken; da muß man dastehen als ein elender, nichtswürdiger, gottloser, verfluchter Sünder, muß bekennen und sagen: »Schau her, hier steh' ich Armer, der Zorn verdienet hat!« Ist aber schon das Elend groß, in welches wir durch die Sünde versunken sind, so wird es noch größer durch die Sehnsucht nach etwas Besserem und Höherem, durch das Verlangen nach dem lebendigen Gott, das bei aller Sünde doch in unseren Herzen verborgen liegt. Es mag einer noch so verdorben und verwildert sein - im innersten Grund seiner Seele liegt doch ein göttlicher Funke, dem das Vergängliche nicht genügt, weil er sich nach dem Unvergänglichen sehnet und strebet, der ihn beständig anmahnet und erinnert, Ruhe und Frieden zu suchen beim lebendigen Gott. Da steht nun der Mensch zwischen zwei verschiedenen Welten und Kräften; - der Geist, der zur Unsterblichkeit geschaffen ist, ziehet ihn himmelwärts und heißt ihn nach der Vereinigung mit seinem Schöpfer ringen; das Fleisch aber, welches gelüstet wider den Geist, sucht ihn an diese Erde zu fesseln und lockt und reizt ihn zur Sünde. O wie unglücklich wäre der Mensch, wenn ihm nicht Heil und Rettung angeboten wäre in Christo Jesu! Ja auch ich bin arm und bloß, o du großer Menschenhüter! Nimm mich auf in deinen Schoß, schenke mir des Himmels Güter! Schau ich lieg in meinem Blut, nimm mich auf, o höchstes Gut!