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Predigten zu Psalm 17,15

"Ich, ich werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt werden, wenn ich erwache, mit deinem Bilde."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde."

Eine Luftspiegelung täuscht dem hungernden und durstenden Pilger der Wüste die Nähe einer herrlichen Oase vor, und obschon es nur ein leeres Luftbild ist, setzt es instand, stundenlang weiter zu wandern. Wie ganz anders muss eine Wirklichkeit, die uns als Ziel gezeigt wird, erst wirken! Der da jetzt hungert und dürstet nach der vollkommenen Gerechtigkeit für sich selbst, für alle andern und für alle Verhältnisse, sieht die herrliche Erfüllung solcher Sehnsucht vor sich. Und das alles in einem Namen: Jesus! So gewiss dieser Jesus eine große Zukunft hat, so gewiss ist mir, der ich jetzt glaubend im tiefen Sand der Weltwüste dahinschreite, dass ich einst sein Antlitz sehen werde. Dann bin ich selbst auch ganz gerecht geworden! Die Glaubensgerechtigkeit trug hier die Umrisse einer vollkommenen Lebensgerechtigkeit an sich und weissagte von dem, was werden soll. Dann soll aber Hunger und Durst vergessen sein: ich will satt werden, wenn ich an jenem großen Morgen erwache mit einem einzigen Blick auf Jesus! Um solch ein Ziel lohnt sich's weiter zu wandern, länger zu leiden, auszuharren bis zum Kleinod hin. Tröstet euch untereinander mit solcher Hoffnung.

Ja, ich sehne mich aus dem Lande des Stückwerks nach dir, Herr Jesus! Bei dir ist die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich. Halt uns vor uns lass uns schauen jene immergrünen Auen, die dein Wort verspricht. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich werde schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich werde satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde

Offenbar sieht der Psalmist in diesem Leben nur Traum und Schattenbild, der Tod ist ihm ein Erwachen. Wir sind gleich den Menschen, die in einem nach Osten gelegenen Raum schlafen. Draußen scheint der Tag mit hellen Strahlen, aber unsere Augen sind noch geschlossen. Hie und da hat einer einen leichten Schlaf, seine Augenlider sind weniger dicht, oder er hat sein Angesicht der Sonne zugewendet; er ist sich einer unbestimmten Helle bewusst und empfindet das Licht, ob er wohl den Farbenreichtum, den es mit sich bringt, nicht sieht. Solche sind unsere heiligen Propheten gewesen, – aber die allermeisten schlafen bewusstlos weiter. Der Augenblick naht jedoch, wo wir erwachen, aufspringen und unsere Torheit erkennen werden, da wir Träume für Wirklichkeit hielten, während wir die ewigen Realitäten vergaßen.

Wenn wir erwachen, werden wir das Angesicht Gottes sehen. Wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Er wird sich unseren Sinnen offenbaren, in seinem ganzen lieblichen heiligen Wesen, und das wird uns vollständig befriedigen. Die Herrlichkeit Gottes zeigt sich uns im Angesichte Jesu Christi, – und wir werden satt werden. Unser Geist wird gesättigt werden von seiner Wahrheit, unser Herz von seiner Liebe, unser Wille von seiner Herrschaft. Uns wird nichts mehr mangeln. Selbst der Himmel, mit aller Entfaltung seiner geheimnisvollen Schönheit, wird unseren Blick nicht von Gott abwenden können. Gott erkennen, vor Ihm stehen, es wissen und erfahren, dass wir angenommen sind in dem Geliebten – das wird uns auf ewig genügen.

O Freude über Freude – hoch über allem Leide! Wann werd ich dahin kommen, – Dass ich mit allen Frommen Dort auf den Himmelsauen, – Mag Gottes Antlitz schauen?