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Predigten zu Psalm 25,6

"Gedenke deiner Erbarmungen, der HERR, und deiner Gütigkeiten; denn von Ewigkeit her sind sie."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das ist ja ein wunderliches Gebet! Muß man denn Gott an Seine Barmherzigkeit erinnern? Ist Er denn so vergeßlich, daß man Ihn an Seine Güte erinnern muß? Nein! So dürfen wir dieses Gebet, das aus höchster Not geboren ist, nicht auffassen.

Wir verstehen es nur, wenn wir uns — man verzeihe mir den Ausdruck! — die polare Spannung im Herzen Gottes klar machen. Zwei Pole sind in Gott. Der eine Pol ist Seine unerschütterliche Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit wacht über Seinen Geboten. Sie kann keinen Frieden schließen mit der kleinsten Sünde. Wir können im Gewissen einen alles durchdringenden Eindruck bekommen von dieser Gerechtigkeit Gottes, wenn Sein Zorn uns trifft.

Der andere Pol im Herzen Gottes ist Seine unergründliche Güte und Barmherzigkeit. Kinder Gottes haben oft gerade in schwersten Zeiten einen überwältigenden Eindruck von Seiner Güte. Als Mose, der Mann Gottes, an das Ende seines Lebens gekommen war, rief ihn Gott auf den einsamen Berg Nebo. Und dort starb er „am Munde Gottes". Und Gott selbst begrub ihn. Ich denke, dieses Sterben des Mose war ein Versinken im Meer der Barmherzigkeit Gottes. Diese beiden Pole im Herzen Gottes kannte David, als er obiges Gebet rief. Er sieht Gottes Zorn auf sich eindringen. Und da wendet er sich an Gottes Barmherzigkeit. Vor dem zornigen Gott flüchtet er zu dem gnädigen Gott. Es ist mir keine Frage, daß David, der ein Prophet war, den Herrn Jesus Christus kannte. Der ist der Ort, wo das geängstigte Gewissen Zuflucht findet vor dem Zorn der Gerechtigkeit Gottes. In Jesus gedenkt Gott Seiner ewigen Barmherzigkeit. Amen.