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Predigten zu Psalm 71,15

"Mein Mund soll erzählen deine Gerechtigkeit, den ganzen Tag deine Rettung; denn ich weiß sie nicht zu zählen."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Das Wort „Gerechtigkeit“ hat hier und oft eine weitere Bedeutung, und ist nicht als Strafgerechtigkeit zu nehmen, sondern in der Bedeutung, daß Gott alles recht mache. Verkündigt also David die Gerechtigkeit des HErrn, so will er rühmen, wie der HErr es recht mache nach allen Beziehungen für's Innere und Äußere, unter Bösen und Guten. Er sagt das Nemliche, was der Schluß eines Liederverses: „In Seinem ganzen Königreich „Ist alles recht und alles gleich. „Gebt unsrem Gott die Ehre.“

In diese Gerechtigkeit ist allerlei eingeschlossen, auch das, daß sie nicht als solche erscheint. Je und je sieht Alles sehr uneben ans, und kann man längere Zeit sehr in Zweifel sein, ob es auch noch recht werde auslaufen. Aber nach gewissen Zeiträumen merkt man's, wie vieles, das in einem unauflöslichen Gewirre zu sein schien, doch immer wieder auf den rechten Punkt hinauskommt. So hat man, wenn man zurückblickt, Ursache genug, die Gerechtigkeit des HErrn, d. h. Sein Rechtmachen, zu loben und zu preisen. So bekommt man Mut, auch für's große Ganze zu hoffen. Wie verwickelt sind und bleiben nicht oft die Knoten? Menschlicher Verstand sieht da nicht hinaus. Ihm kommt es als eine Unmöglichkeit vor, daß Alles noch recht und harmonisch sich auflösen soll. Der Glaube aber hält sich an das wunderbare Rechtmachen Gottes im Einzelnen, da die Lösung auch nicht voraus erkannt werden konnte. Das Unmögliche wird oft im Laufe der Zeit möglich; und ein frommer Sinn, wie der Davids, kann darum jetzt schon beim Vorblick auf die Vollendung aller Dinge jauchzen, da die Gerechtigkeit Gottes, d. h. Seine Wunderhand, die alle Rätsel gelöst, alles Verwickelte in Ordnung gebracht, alles recht gemacht hat, von allen Kreaturen im Himmel und auf Erden verkündigt werden wird.

Beim Rechtmachen Gottes aber geht es immer auf das Heil der Menschen hinaus, von dem auch unser Spruch redet. Alle Fäden der göttlichen Führung laufen in dem endlichen Heil zusammen, das Gott den Menschen zugedacht hat. Darum kann auch das Evangelium, nach welchem alles wiedergebracht wird, wie das Heil Gottes, so auch Seine Gerechtigkeit, Sein Rechtmachen, genannt werden. Zunächst darf jeder Mensch, der zum Glauben sich wendet, es erfahren, wie bei ihm alles zum Heil zielt, zum Preis der Gerechtigkeit Gottes. Dieses Heil wird aller Kreatur nahe gebracht; und zuletzt werden alle Zungen der Erlöseten sagen (Jes. 45, 24): „Im HErrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke,“ d. h. Er bringt bei mir alles zurecht, und offenbart Sein Heil an mir durch Seine starke Hand.

Zusatz: Wie glücklich ist der Mensch, der dieses Rechtmachen Gottes zum Heile hin in Zeiten merkt, und darum in Unangenehmes, Trübes und Schweres sich fügen kann, weil er sich's bewußt ist, daß alles aufs rechte, aufs Heil, hinausläuft! Wer aber die Einsicht und Erfahrung davon hat, soll auch davon reden, wie David es tut, und nicht immer so stumm sein, soll auch nicht fortfahren, mit Unmuth und Verzagtheit auf neues Gewirre, das sich etwa vor seinen Augen ineinanderschlingt, hinzusehen, da er's doch erfahren hat, wie Anderes sich so schön vor ihm zuletzt recht gemacht hat aus aller Verwirrung heraus. Lerne dieses Rechtmachen Gottes laut rühmen. Das wird dir und Andern aufhelfen, wenn du auf die verborgene Führung Gottes zum Heil im eigenen Leben aufmerksam machst, und es darlegst, wie Gott so vieles, das Anfangs rätselhaft schien, doch so wunderbar schön zum Guten hat ausschlagen lassen.

Mel. O daß ich tausend. Ich will von Deiner Güte singen, So lange sich die Zunge regt. Ich will Dir Freudenopfer bringen, So lange sich mein Herz bewegt. Ja, wenn der Mund wird kraftlos sein, So stimm' ich noch mit Seufzen ein.