Buch-Rezension: Basiswissen Islam - Und wie Christen Muslimen begegnen können

Basiswissen Islam

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Mit Dr. Andreas Maurer hat sich ein ausgewiesener Kenner des gegenwärtigen Islam daran gemacht, gläubigen Christen eine tragfähige Grundlage für die Begegnung mit Muslimen in Deutschland zu liefern. Bereits während seines Studiums in Pretoria / Südafrika widmete Maurer sich der Begegnung zwischen Christen und Muslimen. Von 1984-1999 engagierte er sich an der Mission von Muslimen im südlichen Afrika und der Schulung von Christen für den Dialog mit dem Islam.

In seinem hier in der deutschen Übersetzung vorliegenden Buch will er nicht nur über den Islam als Religion informieren, sondern Christen durch zahlreiche praktische Hinweise bei ihren missionarischen Begegnungen mit Muslimen unter die Arme greifen. Die Veröffentlichung will „Christen helfen, die Angst vor Muslimen zu überwinden und anzufangen, den Muslimen mit Verständnis und in einer Liebevollen Art und Weise zu begegnen.” (11). Dabei geht es ihm in erster Linie um die Vermittlung von Grundlagen. Einzelheiten islamischer Geschichte, Erläuterungen zum praktizierten Volksislam oder Hintergrundinformationen zum politischen Islam sucht man bei Maurer vergebens.

Etwa die Hälfte des Buches ist der Darstellung islamischer Geschichte und Glaubenslehre gewidmet. Grob gesehen hat Maurer seine Abhandlung in drei Kapitel untergliedert: die Lehre des Islam (13-67), christliche Antworten auf muslimische Einwände (68-97) und Hinweise für die Vermittlung christlichen Glaubens (98-127). Im Anhang finden sich a. eine Liste neuerer, überwiegend deutschsprachiger evangelikaler Veröffentlichungen zumIslam (128-130), b. die Adressen deutschsprachiger Organisationen, die hilfreiches Material zur evangelistischen Begegnung mit Muslimen vertreiben (131-133) und c. eine Liste mit Erklärungen zu zentralen islamischen Begriffen (133-139). An dieser Stelle erläutert Maurer auch, warum er sich in der Nennung islamischer Begriffe und Namen einmal am arabischen Wortlaut orientiert und ein andermal eine eingedeutschte Schreibweise vorzieht.

Das Buch ist durch zahlreiche Karten, Abbildungen und Tabellen aufgelockert. Während seines Überblicks über 1400 Jahre islamische Geschichte (13-26) konzentriert sich Maurer auf die geistigen Wurzelgründe des Islam im arabischen Polytheismus, dem Judentum und einem zumindest teilweise häretischen Christentum (vgl. 30f). Sind die kurzgefassten Ausführungen zum Leben Mohammeds noch gut verständlich, verschwimmen die Verhältnisse zusehends, wenn gegen Ende 600 Jahre islamischer Geschichte in wenigen Zeilen abgehandelt werden und der asiatische Islam vollkommen ausgeklammert bleibt, wie übrigens auch im Rest dieses Buches.

Unverständlich auch die Überlegungen, nach der Maurer in seiner Karte (27) über die Verbreitung des Islam manche Länder namentlich anführt, andere (z.B. Algerien, Tunesien, Irak usw.) unerwähnt lässt. Auf den folgenden Seiten skizziert der Autor die unterschiedliche Prägung der überwiegend eingewanderten islamischen Bevölkerung Europas (27-30). Ohne Textbeispiele zu zitieren erläutert Maurer im folgenden Kapitel (30-37) die Entstehung des Korans, die Bedeutung der arabischen Sprache in seiner Überlieferung und die wichtige Regel der Abrogation (Aufhebung früher durch spätere Koranverse). Auch auf die mündliche Überlieferung der Aussprüche und Handlungen Mohammeds in Hadith und Sunna geht er in diesem Zusammenhang ein. In der Folge nennt Maurer grundlegende Kriterien nach der Muslime in der Scharia zur Festlegung ethisch-politischen Handelns gelangen (37-40). Leider fehlen an dieser Stelle konkrete Beispiele für Bestimmungen der Scharia in Rechtsprechung und Alltagsleben. Im Zusammenhang mit der Besprechung des "Heiligen Krieges" benennt Maurer die Gefahren legitimierter Gewaltanwendung in islamischer Glaubensverbreitung, sowie die mangelnde Verträglichkeit demokratischen Denkens mit einer islamischen Gesellschaftskonzeption, in der sich Allahs Gebote auch unmittelbar auf den Bereich der Politik erstrecken (47-51). Hinweise auf das gegenwärtige Verständnis von "Heiligem Krieg" und Demokratie im zeitgenössischen Islam finden sich allerdings nicht.

Recht differenziert weist Maurer in einem weiteren Kapitel auf die Situation der Frau in islamischen Ländern hin. Zurecht unterscheidet er dabei zwischen koranischen Vorgaben wie der Abwertung von Frauen gegenüber Männern oder der Gestattung von Polygamie und Einflüssen vor- oder außerislamischer Vorstellungen, wie der Frauenbeschneidung, auf die heutige Praxis der Muslime (62ff). Islamische Feste und Speisevorschriften werden von Maurer zumeist nur genannt, ohne auf Ablauf oder Begründungen einzugehen (64-67).

Schwerpunkt und Stärke der vorliegenden Veröffentlichung liegen in der argumentativen Gegenüberstellung von Islam und christlichem Glauben, so wie den praktischen Tips für das evangelistische Gespräch mit Muslimen, die im zweiten und dritten Kapitel entfaltet werden. Zuerst wird auf die islamische Ablehnung der Bibel als von Christen verfälschter Offenbarung Gottes eingegangen (71-76). Zum Nachweis der Zuverlässigkeit biblischer Schriften verweist Maurer auf erfüllte Prophetie, Augenzeugen, Archäologie und Parallelen in der außerbiblischen Geschichtsschreibung. Dem Vorwurf widersprüchlicher Varianten des Bibeltextes hält er die Existenz zahlreicher früher Bibelhandschriften und die Geschichte einer exakten Bibelüberlieferung gegenüber. Der Einordnung Jesu als gewöhnlichem Propheten begegnet Maurer mit Hinweisen auf Koransuren, die Jesus ganz außergewöhnlich als sündlos, von einer Jungfrau geboren, als Messias mit der Macht zur Totenerweckung usw. darstellen (76ff). Muslime, die die Gottessohnschaft Jesu bezweifeln, will er auf entsprechende biblische Zeugnisse hinweisen und erklären, dass ‘Sohn’ in der Bibel nicht im biologischen Sinne zu verstehen sei (78ff). Mit einem Hinweis auf die Allmacht Gottes will Maurer Muslimen die Denkmöglichkeit der Fleischwerdung Gottes nahebringen (80). Islamischem Zweifel am Kreuzestod Jesu hält der Autor die biblischen und außerbiblischen Berichte dieses Ereignisses vor Augen (81-84).

Dann argumentiert Maurer nicht unumstritten, dass Christen und Muslime zum selben Gott beteten, wenn auch das islamische Gottesbild durch die Angaben des Koran verfälscht seien (84ff). Die Trinität will er Muslimen mit einer Tendenz zum Modalismus durch den Hinweis auf die drei Erscheinungsweisen des Wassers oder der Sonne verdeutlichen (86ff). Im Hinblick auf das Jenseits rät Maurer an islamische Vorstellung anzuknüpfen, die auf eine barmherzige Vergebung Allahs, eine Fürsprache des Propheten oder die Erwählung Gottes abheben (88f). Der Gedanke der Erbsünde wird von Muslimen gemeinhin abgelehnt. Dem solle der Christ die biblische Einschätzung des Menschen gegenüberstellen (90f). Ferner verweist Maurer auf Unstimmigkeiten im Barnabasevangelium, die dieses, entgegen islamischer Auffassung, als mittelalterlichen Mythos enttarnen. So könne Jesus weder mit dem Schiff nach Nazareth gefahren noch an mittelalterlichen Duellen teil genommen haben. Als Korrektur der Evangelien fällt diese Schrift folglich aus (92f). Bei den von islamischen Autoren auf Mohammed bezogenen biblischen Prophetien zeigt Maurer, dass diese sich weit eher auf Jesus bzw. den Heiligen Geist beziehen (93-97). Seinen dritten größeren Buchabschnitt widmet Maurer einigen konkreten Hinweisen für die Begegnung mit Muslimen (98-127). Zuerst wirbt Maurer für eine missionarische Sicht den europäischen Muslimen gegenüber. Nicht ganz überzeugend argumentiert er, eine weitverbreitete Angst von Christen Muslimen gegenüber beruhe im Wesentlichen auf einer Unkenntnis des Islam (98ff). Zwar wehrt er sich gegen eine Anerkennung des Islam als gleichwertige Religion oder eine Anpassung an islamische Lebensformen, fordert dann aber doch dazu auf, neben menschlichen missionarischen Kontakten auch öffentlich, humanitär und sozial vermehrt mit Muslimen zusammenzuarbeiten. Erhöhte Ausländerkriminalität oder Gefahren des islamistischen Extremismus finden bei Maurer leider keine Erwähnung.

Maurers praktische Richtlinien für die Begegnung hingegen können manchem Christen helfen einen missionarischen Kontakt mit Muslimen aufzubauen ohne all zu schnell in ein Fettnäpfchen zu treten (102ff). Stichwortartig wird der Leser ermutigt, seine Bibel respektvoll zu behandeln, vor allem gleichgeschlechtliche Gesprächspartner zu suchen, sich gastfreundschaftlich zu zeigen, keinen Alkohol zu offerieren usw. Im Gespräch sollten zahlreiche Rückfragen helfen den Islam kennenzulernen, und die individuellen Positionen des Gesprächspartners zu erschließen. Christen sollten auch Fragen unbeantwortet lassen können, Glaubenswahrheiten eingehend erklären, nicht aber um falscher Liebe willen verwässern (104ff). Christen sollten immer wieder auf die Bibel hinweisen, so wie Evangelien und anschaulich bildliche Texte verwenden. Hinweise auf einen glaubwürdigen Lebensstil gelten sicher nicht nur für den Muslim-Missionar (107).

Maurer ermutigt ferner insbesondere Kindern biblische Geschichten zu erzählen, Ihnen aber auch praktisch im Bereich von Hausaufgaben oder Ausländerfeindlichkeit zu helfen (110-113). Im typologischen Vergleich der Opferung Isaaks und dem Tod Jesu will Maurer Muslimen den Gedanken des stellvertretenden Opfers deutlich machen (114f). Das gemeinsame Nachdenken über die koranischen Aussagen über die außergewöhnlichen Eigenschaften Jesu sollen dem Muslim helfen die Einzigartigkeit Jesu zu erkennen (116f). Fünf moderne Gleichnisse führt Maurer an, um Muslimen grundlegende biblische Wahrheiten zu vermitteln (119-122). Da Muslime mit ihrer Bekehrung häufig die Einbindung in ihre Familie und ihren Freundeskreis verlieren, betont Maurer die Not wendigkeit, sich intensiv auch auf persönlicher Ebene um den neugeborenen Christen zu kümmern (123f).

Neben den oben schon angesprochenen sachlichen und thematischen Mängeln bedauert der Rezensent, dass Maurer gar nicht auf die kulturellen Besonderheiten türkischer Muslime ein geht, die in Deutschland bei weitem die Mehrzahl aller Muslime ausmachen. Auch die Situation des asiatischen Islam lässt er weitgehend unbeachtet. Sicher kann das Buch auch Geschmack auf mehr wecken. Allein mit den hier genannten Informationen kann das Gespräch mit einem überzeugten Muslim gelegentlich ins Stocken geraten, da manch mal zu schnell und mit zu wenigen einsichtigen Argumenten für die Wahrheit christlichen Glaubens eingetreten wird. Insgesamt jedoch handelt es sich um eine lesenswerte Veröffentlichung.

Stärken des Buches liegen offensichtlich in seiner einfachen, gut illustrierten Darstellung islamischen Denkens. Insbesondere für den "Anfänger" in der Begegnung mit Muslimen wer den grundlegende Kenntnisse über Entstehung, Selbstverständnis, Glaubensgrundlagen und Alltagsleben im Islam vermittelt. Von besonderem Nutzwert sind die konkreten Gesprächshinweise und Anregungen zur Vermittlung biblischer Wahrheiten. Darüber hinaus wird eindringlich für die längst notwendige Mission unter Muslimen in Europa geworben.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Michael Kotsch
 Kategorie: Mission, Evangelisation, Evangelistisch

  Verlag: SCM Hänssler
  Jahr: 2004
  ISBN: 3-7751-3840-4
  Seiten: 120
 €    Preis: 7,95 Euro