Buch-Rezension: Bekenntnis zur Bibel - Heilige Schrift und Lehre der Kirche nach dem lutherischen Bekenntnis

Bekenntnis zur Bibel

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Sicher gibt es andere und ausführlichere Behandlungen des Themas "Schrifthaltung in den lutherischen Bekenntnisschriften", aber wohl kaum eine, die so schlicht, klar und kenntnisreich auf die entscheidenden Punkte aufmerksam macht, wie die vorliegende Broschüre. Der Autor war mehr als 30 Jahre Dozent für Systematische Theologie am Lutherischen Theologischen Seminar der Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Leipzig. Als solcher legt er Wert auf das Herausstellen der Schrifthaltung "unseres Bekenntnisses". Weil die lutherischen Bekenntnisschriften aber Lehrgrundlage für die meisten Evangelischen Landeskirchen sind, ist die vorliegende Untersuchung eine gute Argumentationshilfe für alle Bibeltreuen in den Landeskirchen. Bischöfe, Pfarrer, Synodale und Kirchenvorstände erklären doch sämtlich ihre Treue gegenüber den Bekenntnissen der Kirche. Weil die Bekenntnisschriften keinen ausdrücklichen Artikel zur Heiligen Schrift enthalten, wird immer wieder das Argument vorgebracht, eine Lehre zur Heiligen Schrift habe es bei den Reformatoren nicht gegeben und sie sei auch heute nicht von Belang. Dieses Argument kann G. Wachler eindeutig widerlegen. Er sieht zwei andere Gründe für das Fehlen eines Lehrartikels über die Heilige Schrift. Erstens ist die Heilige Schrift nicht irgendein Teil der Lehre, sondern "die Vorraussetzung, der Grund und die Quelle aller rechten Lehre," und zweitens gab es zur Zeit der Entstehung keinen Anlass zu einem solchen Artikel, weil "die Autorität und normative Geltung der Schrift in der Christenheit damals nicht öffentlich bestritten" wurde (26-27).

In einem ersten Schritt zeigt G. Wachler auf, in welchem Verhältnis die Rede vom Evangelium in den BSLK zur Bibel steht. Evangelium meint nicht nur die Botschaft von der Rettung durch Jesus Christus, sondern praktisch die ganze Bibel im Blick darauf, dass Gott sie zu unserem Heil und Rettung gegeben hat. Es ist also deutlich ein Fehlschluss, wenn unter "Evangelium" einfach die moderne Verkürzung "Gott meint es gut mit uns" verstanden und dann die Bibel gegenüber dem Evangelium herabgesetzt werde.

Im zweiten Schritt macht G. Wachler deutlich, wie die BSLK begründen, dass die Bibel auch Quelle und Norm der kirchlichen Lehre sein muss: Gott ist ihr Autor und die ganze Schrift von Gottes Geist inspiriert.

Im dritten Kapitel möchte das Heft über die Aussagen der Bekenntnisschriften aufzeigen, wie die Heilige Schrift die kirchliche Lehre normieren soll. Das geht, wie Wachler herausarbeitet, nicht auf dem Wege der Sanktionierung eines kirchlichen Pluralismus, sondern nur im Ringen um die Wahrheit auf der Grundlage der Heiligen Schrift und nötigenfalls in der Trennung von Lehrern, die auf ihrer schriftwidrigen Meinung bestehen und die Kirche "zu einem Sprechsaal aller möglichen und unmöglichen Meinungen" (50) machen. "Gilt aber in einer Kirche nicht mehr die ganze Schrift als irrtumsloses Gotteswort, dann wird - dafür sorgt der Teufel schon - bald als Evangelium erklärt, was gar keines ist und vom wirklichen Evangelium ein Stück nach dem anderen abgebrochen. ... Aber was dann bestenfalls übrig bleibt, ist die Botschaft von einem lieben Gott, der jeden annimmt, wie er ist (natürlich ohne Buße), was uns der Mensch Jesus lediglich mitgeteilt habe. ... Das ist ein selbst gemachter Trost, der niemanden rettet vom Gericht" (46).

Mit einer klaren Argumentation und vielen Zitaten aus den Bekenntnisschriften bietet das Heft ein gute Hilfe für die nötige Auseinandersetzung um die Schrifthaltung im kirchlichen Raum.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Jeising
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Concordia-Verlag
  Jahr: 1999
  ISBN: 3-910153-42-9
  Seiten: 52
 €    Preis: 3,50 Euro