Buch-Rezension: Biografie: Karl May - Old Shatterhand, Winnetou und der christliche Glaube

Biografie: Karl May

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Es wurde Zeit zu den vielen Karl May Biographien einmal eine Lebensbeschreibung hinzuzufügen, die die Tatsache, dass Karl May ein Christ war, angemessen würdigt, zumal sein Werk dazu klare Aussagen enthält. Dies darzustellen, ist dem Autor überzeugend gelungen. An zahlreichen Textbeispielen belegt er, dass es Karl May tatsächlich um das ging, was er selber einmal so ausdrückte: „Das Kreuz ruht in der Erde und ragt zu Gott empor. Das ist das eine was es bedeutet. Aber es breitet seine beiden Arme aus, um jedermann und alle Welt zu umfangen.“ In fantastischem Idealismus lässt er einen Indianerhäuptling sagen: „Schaut hin auf das Kreuz, es blüht, um uns zu erlösen.

Bei Karl May finden sich interessante Bemerkungen, die zeigen, dass er sich durchaus der geistlichen Armut des Kirchenvolkes bewusst war und es aufforderte zu den Wurzeln des Glaubens und zur Tat zurückzukehren. Als Ursache für diese Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, machte May einen Mangel an Ernsthaftigkeit des rechten Glaubens aus, was ihn auch veranlasste auf kritische, wenn auch wohlwollende Distanz zu den Weltreligionen zu gehen. In seinen Romanen kommen immer wieder religiöse Themen vor und die Protagonisten sind ihnen klar zuzuordnen. Karl May hat erkannt, dass auch gerade der Synkretismus seine Wurzeln im Unglauben hat, denn die angebliche Gleichheit der Religionen „ist nicht etwa das Ergebnis eines eingehenden Studiums oder einer Vergleichung der betreffenden Dogmen, sondern das Produkt einer religiösen Gleichgültigkeit.“

Den Unterschied zwischen Islam und Christentum charakterisiert Karl May so, dass er den Islam als eine schlechte Kopie des christlichen Glaubens bezeichnet:

„Der Islam ist für euch eine Zwangsjacke geworden, unter deren Druck ihr hilflos leidet. Unser Heiland brachte uns die Lehre der Liebe und Versöhnung.“

Die Liebe zu den Muslimen ist immer da, aber nicht zur Lehre des Koran. Karl May vertritt die Devise, Toleranz ja, Akzeptanz nein, wobei Toleranz dem anderen seinen (Glaubens-) Frieden und die (Glaubens-) Freiheit lässt. Jeder soll seinen Weg gehen. Akzeptanz wäre das Zugeständnis, dass der Weg gut sei. Das kann aber nicht sein, wenn man von seinem eigenen Glauben überzeugt ist.

Und so stellt man nicht ohne Erstaunen fest, dass Karl May ein klareres Zeugnis für die Eindeutigkeit und Alleingültigkeit seines Glaubens in literarischer Form ablegte als so mancher politisch korrekte Kirchenvertreter heute. Für Karl May haben alle Religionen zu Recht den Anspruch, toleriert zu werden, und er bestreitet auch gar nicht, dass es überall gute oder böse Leute gibt. Entscheidend ist aber, dass nur das Christentum die Erlösung anbietet. Und so ist es folgerichtig, wenn er seine Romanhelden christlich sein oder werden lässt, während die Bösewichte, sofern sie sich nicht bekehren, einem schrecklichen Ende entgegen gehen. Es überwiegt aber eindeutig das friedensstiftende, versöhnliche Motiv im Werk Mays. Das gilt besonders für sein Spätwerk. So schrieb May:

„Ein jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes, der die Liebe ist; alle Gesetze menschlicher Entwicklung sollen sich auf das eine, große Gesetz der Liebe gründen, damit das Ebenbild des großen göttlichen Meisters nicht beleidigt, beschimpft und entweiht werde.“

Michael Kotsch kommt zu dem abschließenden Urteil: „Karl May lebte und schrieb als Abenteurer und als Christ.“ Freilich, ein überkonfessioneller Christ, der niemand dazu riet, in die Kirche zu gehen. Doch bevor May seinen Weg gefunden hatte, ging er durch viele Niederlagen und Pleiten. May hatte zeitlebens viele Neider, die ihm vorwarfen, er sei kein bedeutender Literat. Die Zeit hat sie widerlegt. Die Namen der Kritiker sind längst vergessen und ihre Meinung ist überholt.

Die Biographie verschweigt aber auch nicht die dunklen Seiten im Leben Mays, der als Kleinbetrüger versuchte, der Armut und Bedeutungslosigkeit zu entfliehen, seinem Geltungsbedürfnis mit kontraproduktiven Unternehmungen Raum zu schaffen, was ihm mehrfach eine Zelle im Gefängnis einbrachte. May gab selber an, von dunklen Mächten getrieben, aber dann durch die Gnade Gottes errettet worden zu sein.

Dem Autor ist es gelungen, eine bemerkenswerte Biographie über den christlichen Romanschreiber Karl May vorzulegen. Das Buch ist leicht zu lesen und enthält auf einem überschaubaren Raum die wesentlichen Daten zum Leben Mays.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Roman Nies
 Kategorie: Biografien, Lebensbilder

  Verlag: Lichtzeichen Verlag
  Jahr: 2013
  ISBN: 978-386954-082-5
  Seiten: 160
 €    Preis: 6,95 Euro