Buch-Rezension: Das Evangelium des Matthäus, Kapitel 1-14 - Historisch-Theologische Auslegung

Das Evangelium des Matthäus, Kapitel 1-14

Autor:

Über 800 Seiten allein für Mat 1-14, der Hälfte des ganzen Evangeliums. Hochgerechnet bedeutet das, wenn Band 2 erscheint, mehr als 1600 Seiten für das gesamte Matthäusevangelium! Hier gibt es jede Menge Details zu finden.

Los geht die Reise durch das Buch mit den Fragen nach Verfasser und Abfassungszeit. Gerhard Maier geht einen sehr einfachen Weg. Er beruft sich auf die frühchristlichen Quellen. Warum sollten wir ihnen nicht trauen, fragt er? Alle Quellen, die uns aus dieser Zeit vorliegen und die etwas über den Autor dieses Evangeliums sagen, nennen Matthäus als Verfasser. Und ist nun Matthäus von Markus abhängig, wie oft beinahe einstimmig behauptet wird? Irenäus ordnet Matthäus vor Markus an und schreibt, Matthäus habe geschrieben, als Petrus und Paulus in Rom das Evangelium verkündigten, also etwa 55 – 65 n. Christus. Maier versteht diese Anordnung so, dass Matthäus vor Markus geschrieben hatte und von ihm nicht abhängig sein kann. Maier setzt sich kurz mit den Argumenten für eine spätere Datierung auseinander. Mehrere dieser Argumente setzen aber voraus, dass es keine echte Prophetie gebe und so Jesus Christus in seiner Endzeitrede die Zerstörung Jerusalems nicht voraussagen konnte. Eine Quelle Q gibt es für Maier nicht. Unwidersprochen klar ist der Tatbestand, dass diese Quelle bis heute nicht vorliegt. Für Maier gibt es eine Sammlung von Aussprüchen Jesu, für die es im NT mehrere Hinweise geht. Ist das Matthäusevangelium so früh entstanden, dann ist es nachvollziehbar, dass es aus Sicht eines Augenzeugen geschrieben wurde. Dieser hatte zu seinen eigenen Begegnungen mit Jesus allenfalls noch oben genannte Sammlung von Aussagen Jesu. Gerhard Maier löst die Einleitungsfragen auf einfachem Weg und der Leser darf erwarten, dass er bei der Einzelauslegung nicht ständig auf das synoptische Problem stoßen wird.

Gehen wir weiter zur Auslegung des Matthäusevangeliums. Die Auslegung jeder Perikope geschieht in vier Teilen. Teil I ist eine detaillierte Übersetzung, Teil II eine Strukturanalyse des Abschnittes. Hier werden z.B. die Worte erklärt, die den Abschnitt eingrenzen und ihn in Beziehung zu anderen Abschnitten setzen. Teil III ist dann die Einzelexegese des Textes. Viele syntaktische Details des griechischen Textes werden erklärt, dazu gibt es natürlich viele Einblicke in Leben und Denken der Juden zu Jesu Zeiten. Hier und da leuchtet auch schon eine Anwendung auf. Der Umgang mit dem griechischen Text ist für den Leser, der Griechisch kann, sehr lehrreich. Teil IV liefert eine Zusammenfassung. Diese geschieht in nummerierten, kurzen Abschnitten. Die Ergebnisse der Einzelexegese werden gebündelt, es gibt Hinweise zur Wirkungsgeschichte des Textes und zur Bedeutung des Textes für die Gegenwart. Dem Hauptteil folgt ein Anhang mit Verzeichnissen über Literatur, Autoren und Stichworten.

Wer Gerhard Maier kennt, hört ihn an vielen Stellen als Person, als nicht mehr jungen Glaubensbruder, der mehrere Generationen von Christen überblickt und die Angriffspunkte kennt. Exegetische Arbeit mit einem seelsorgerlichen Unterton, so könnte der Kommentar beschrieben werden.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Riedel
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: SCM R. Brockhaus
  Jahr: 2015
  ISBN: 978-3417297300
  Seiten: 848
 €    Preis: 49,90 Euro

Weitere Buchbesprechungen zu Büchern von Gerhard Maier

Streiflichter meines Lebens

Streiflichter meines Lebens

Ursprünglich sollte Gott gar nicht vorkommen
Das Evangelium des Matthäus, Kapitel 15-28

Das Evangelium des Matthäus, Kapitel 15-28

Historisch Theologische Auslegung
Biblische Hermeneutik

Biblische Hermeneutik

Der Brief des Jakobus

Der Brief des Jakobus

Historisch-Theologische Auslegung
Die Offenbarung des Johannes Teil 1: Kapitel 1-11

Die Offenbarung des Johannes Teil 1: Kapitel 1-11

Historisch Theologische Auslegung
Die Offenbarung des Johannes Teil 2: Kapitel 12-22

Die Offenbarung des Johannes Teil 2: Kapitel 12-22

Historisch Theologische Auslegung