Buch-Rezension: Das Grab Jesu - Biblische Quellen, historische Berichte und neueste archäologische Erkenntnisse

Das Grab Jesu

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Professor Martin Biddle aus Oxford, einer der führenden Experten für frühchristliche Archäologie, legt hier eine spezielle Studie über das Grab vor, das als das Grab Christi gilt. Es befindet sich in der Grabeskirche in Jerusalem unter einem besonderen Bau, der "Aedicula" ("Kleines Haus") genannt wird.

Der Verfasser trägt praktisch alles zusammen, was man aufgrund der Aussagen des Neuen Testaments, der Pilgerberichte aus allen Jahrhunderten und der Archäologie über die Aedicula und ihren Inhalt sagen kann. Er benutzt dabei auch die Methode der Fotogrammetrie, eine Technik, die hauptsächlich für die Aufnahme von Flugkarten entwickelt wurde, um dreidimensionale natürliche und künstliche Strukturen aufzuzeichnen. Diese Methode erlaubt aufgrund präziser Vermessungen von Bildpunkten die dreidimensionale Darstellung jeder gewünschten Ansicht des Objektes.

In der Einführung berichtet Biddle über den Ursprung dieser Studie und gibt Rechenschaft über Prinzipien und Abläufe. Anschließend untersucht er die bildlichen Darstellungen der Aedicula seit dem 4. Jahrhundert. Am interessantesten ist das 3. Kapitel: "Das Grab und die Aedicula von den Anfängen bis 1009".

Kaiser Hadrian hatte im Zusammenhang mit der Gründung der Kolonie Aelia Capitolina auf dem zerstörten Jerusalem ab 130 n.Chr. die Stätte Golgatha und das Grab mit Schutt verfüllen und den ganzen Platz pflastern lassen. Nach Aussage des Eusebius war über dem Grab dann ein Tempel für Aphrodite und auf dem Felsen des Kreuzes eine Venusstatue errichtet worden.

Im Jahr 325 bat Makarios, der Bischof von Jerusalem den Kaiser Konstantin um Erlaubnis, den Tempel der Venus bei der Suche nach dem Grab Christi zu zerstören. Bei dieser Suche fand er entgegen aller Erwartung eine Grabhöhle, die bald als das authentische Grab Jesu angesehen und mit einer ersten Aedicula umbaut wurde.

Heute können wir sagen, dass es sich gewiss um ein jüdisches Grab aus der Zeit des zweiten Tempels handelt. Ob es sich wirklich um die Stätte der Bestattung Jesu handelt, wissen wir nicht mit letzter Sicherheit, "aber wir haben gewiss keinen anderen Ort, der diesen Anspruch mit vergleichbarem Recht erheben könne, und wir haben letztlich keinen Grund, die Authentizität der Stätte zu bezweifeln." (S. 85)

In den weiteren Kapiteln beschreibt Biddle den Wiederaufbau der Aedicula im 11. Jahrhundert und ihre spätere Geschichte, untersucht dann speziell Form und Erhaltungszustand des Felsengrabes darin, berichtet von neuen Entdeckungen im Zusammenhang mit dem heutigen Gebäude der Aedicula und über die Zeremonie des heiligen Feuers.

16 farbige Bildtafeln, 18 Seiten Quellenangaben und Literaturverweise sowie verschiedene ausführliche Register beschließen dieses faszinierende Buch, das jedem empfohlen sei, der sich für biblische Archäologie interessiert.

Einen kleinen Fehler sollte der Verlag in der nächsten Auflage beseitigen: Auf S. 72f stimmt die Bildunterschrift nicht mit den Angaben in den ersten beiden Skizzen überein, was zu einiger Verwirrung führt.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 1998
  ISBN: 3-7655-9804-6
  Seiten: 208
 €    Preis: 6,00 Euro