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Buch-Rezension: Das grosse Buch zur Bibel - Der kompetente Begleiter durch alle biblischen Bücher

Das grosse Buch zur Bibel

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Das Werk von Andrew Knowles ist tatsächlich ein großes Handbuch zur Bibel in der Tradition vom Handbuch zur Bibel, 1975 (unter dem Titel "Das Große Handbuch zur Bibel" 2001 neu herausgegeben). Im Umfang und im Format ist "Das Grosse Buch zur Bibel" sehr beeindruckend und interessant, aber manche Mängel entdeckt der Leser bei den Einleitungsfragen und bei den Auslegungen.

In einer übersichtlichen Einleitung skizziert Knowles den roten Faden der biblischen Geschichte von 1. Mose bis Offenbarung, damit der Leser gleichzeitig das ganze Panorama und auch das Ziel der Bibel vor Augen hat – Gott zu kennen. Dabei soll der Leser in der Lage sein, die einzelnen Bücher im geschichtlichen Ablauf zu ordnen. Knowles bekennt seine Achtung vor der überragenden Wahrheit und der Wirkung des Wortes Gottes: „Wo auch immer die Bibel gelesen wird, erkennen Menschen, dass Gott durch sie zu Ihnen spricht. Hier, in der Bibel, können wir entdecken, wie Gott ist. Gott stellt sich uns vor: als unser Schöpfer, Retter und Richter. ... Alle Bücher der Bibel zeigen auf ihre eigene Weise Gott in seiner Heiligkeit und Liebe, unsere Rebellion gegen ihn und Gottes Willen, uns von Sünde und Tod zu retten“ (S. 8).

Zu jedem Buch der Bibel wird die Behandlung wie folgt aufgeführt.

  1. Knowles beginnt mit einem knappen Überblick des Buches, wo Interesse für das Buch geweckt wird.
  2. Eine Gliederung jedes Buches wird gegeben, aber ohne Nummerierung der ein zelnen Kapitel- und Versgruppen.
  3. In einer Einleitung wird der Inhalt des Buches skizziert. In leicht gefärbten Kästchen werden besondere Themen und Fragen zum Buch behandelt einschließlich der traditionellen Einleitungsfragen. Aber im Kontrast zu den Erklärungen von solchen Themen im Handbuch zur Bibel von David und Pat Alexander, wo viele Fachleute daran beteiligt waren, sind alle solche Erklärungen von Knowles selbst verfasst.
  4. Schließlich, aber als Hauptanliegen, wird eine Entfaltung von jedem Buch geboten. Viele eindrucksvolle farbige Bilder vom Land und Leuten, archäologischen Funden und religiöser Kunst mit biblischen Themen ergänzen und bereichern die Erklärungen des Textes.

Die Geschichtlichkeit der Ereignisse im Alten Testament, einschließlich der Wunder, werden im Wesentlichen nicht in Fragegestellt, sondern als Historisch angenommen. Die biblischen Erzählungen der Sintflut, des Turmbaus zu Babel, des Durchzugs durch das Rote Meer, des Mannas in der Wüste, usw. werden als tatsächliche Ereignisse anerkannt und beschrieben. Doch in Bezug auf Einleitungsfragen zum Alten Testament will der Autor manchmal keine definitive Antwort geben.

Die Verfasserschaft des Pentateuchs durch Mose wird in Frage gestellt und die Quellenscheidungstheorie wird als alternative Lösung zur Verfasserschaft des Pentateuchs beschrieben (S. 44). Der Auszug aus Ägypten wird 1280 v. Christus datiert (Tabelle, S. 11). Um dieses Datum aufrecht zu erhalten, muss 1. Könige 6,1 mit Gewalt uminterpretiert werden. Das Jonabuch wird an einer Stelle als Gleichnis vorgeschlagen: „Wahrscheinlich ist das Buch Jona weniger ein historischer Bericht, sondern mehr eine Art Parabel, das heißt eine Gleichnisgeschichte, die den Lesern zu denken geben will“ (S. 369). Aber Knowles schreibt auch: „Genauso wie Josef aus dem Gefängnis gerettet wurde, um Minister zu werden, und wie Daniel in der Löwengrube beschützt wurde, so wird Jona im Bauch eines großen Fisches bewahrt“ (S. 370). Anscheinend bietet Knowles zwei verschiedene Auslegungen an. Der Leser soll selbst entscheiden, welche Auslegung richtig ist.

Knowles nimmt keine definitive Position zur Frage, ob derselbe Jesaja sowohl Kap. 1-39 als auch Kap. 40-66 geschrieben hat (S. 286). Er schreibt, „Es gibt ernst zu nehmende Gründe für beide Sichtweisen – für einen oder zwei Verfasser.“ Er stellt aber fest: „das Buch Jesaja ist Gottes Wort an sein Volk, es sind Gottes gültige Voraussagen für Israel und die Welt.“ Trotzdem kann die Antwort auf die Frage der Verfasserschaft nicht leicht zur Seite verschoben werden, weil sie in Verbindung mit der Lehre der Inspiration der Schrift steht. Unter der Inspiration des Heiligen Geistes schrieb Johannes (12,37-41), dass Jesaja 53,1 (im zweiten Teil des Jesajabuches) und Jesaja 6,10 (im ersten Teil des Jesajabuches) vom selben Jesaja geschrieben wurden. So steht im Johannesevangelium geschrieben: „der Spruch des Propheten Jesaja“ [12,38] und „denn Jesaja hat wie derum gesagt“ [12,39].

Es wird manchmal versucht, eine verständliche natürliche Erklärung von einem besonderen Ereignis im Alten Testament anzubieten. Dabei wird aber die Historizität nicht abgelehnt und die Hand Gottes beim Ereignis wird anerkannt. Es wird z.B. erklärt, wie man die Plagen in Ägypten auf natürliche Weise erklären kann, aber die Historizität der Plagen wird anerkannt und sie werden im „Zusammenspiel“ mit der Macht Gottes verbunden (S. 47).

Einige Auslegungen sind problematisch. dazu einige Beispiele: Wegen der hohen Lebenszeiten von Methusalem und anderen werden diese Lebenszeiten in Frage gestellt und andere Lösungen vorgeschlagen (S. 26). Nach dem ersten Vorschlag sollen bedeutenden Menschen hohe Lebenszeiten zugeschrieben werden, um sie zu ehren. Aber in Psalm 119,160 steht: „Dein Wort ist nichts als Wahrheit", und Jesus sagte: „Dein Wort ist die Wahrheit“ (Johannes 17,17), nicht die Schmeichelei. Beim zweiten Vorschlag benutzte Mose ein anderes Zeitmaß zur Angabe der Lebensjahre. Aber wenn Monate als Zeitmaß benutzt wurden, zeugte Mahalalel und Henoch Söhne bevor sie sechs Jahre alt waren (1. Mose 5,15.21)! Wenn Jahreszeiten als Zeitmaß benutzt wurden, lebte Methusalem sowieso weit über 200 Jahre! Ist es nicht leichter zu glauben, dass der souveräne Gott in die Geschichte des Menschen eingegriffen hat, um die Lebenszeiten von Menschen, vielleicht wegen ihrer Sünden, zu verkürzen?

Beim Durchzug durch das Rote Meer schreibt Knowles, dass die Wasser nicht auf beiden Seiten eine Mauer bildeten, was dem Text widerspricht (S. 49, vgl. 2. Mose 14,22). Wer ist der „Daniel“, der in Hesekiel dreimal erwähnt wird (Hesekiel 14,14.29; 28,3)? Knowles schlägt vor, dass dieser „wohl nicht mit dem Daniel aus dem gleichnamigen Buch identisch ist (die Namen werden im Hebräischen verschieden geschrieben) ....“ Der Autor ergänzt: „Auch außerhalb der Bibel gibt es Geschichten über Daniel, die meisten Legenden.“ Es stimmt, dass z.B. ein König Dnil in der ugaritischen Legende von Aqht vorkommt. Leah Bronner schlägt vor, dass dieser Dnil das Danielbuch schrieb (The Stories of Elijah and Elisha, Leiden: E. J. Brill, 1968, S. 88-89). Aber der Daniel in Hesekiel war neben Hiob und Noah sehr gerecht und sehr weise, während der legendäre Dnil in dem Ba’al-Epos ein Götzendiener war (siehe 2 Aqht, I, 10-34). Wenn Daniel zur hohen Stellung in Babylonien kam, ähnlich wie Josef in Ägypten, und wenn er sich für sein Volk einsetzte, ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass seine jüdischen Zeitgenossen ihn neben Hiob und Noah achteten. Allerdings wird der Name von einer Person in der Bibel manchmal unterschiedendlich geschrieben.

Es ist eigenartig, dass Knowles die vier kommenden Weltmächte im Traum von Nebukadnezar in Daniel 2,37-40 als (1) Nebukadnezar und das babylonische Weltreich, (2) die Meder und die Perser, (3) die Griechen und (4) die Römer interpretiert (S. 346), aber die vier kommenden Weltmächte in der Vision von Daniel in Kap. 7,1-7 als (1) „Babylon und seine letzten Herrscher, Nebukadnezar und Belsazar“, (2) „die Meder und ihren König Darius“, (3) „die Perser und ihren Herrscher Kyrus“ und (4) „den Griechen und Alexan der den Großen“ (S. 348) interpretiert. Doch Kyrus der Perser war siegreich über die Meder ca. 550 v. Christus, eroberte Babylon aber erst 539 v. Chr. Medien hatte also keine eigenständige Herrschaft zwischen der Herrschaft Babyloniens und der Herrschaft Persiens.

Vier Frauen im Stammbau von Jesus im Matthäusevangelium werden genannt, die von Knowles als nichtjüdische Frauen bezeichnet werden, Tamar, Rahab, Rut und Batseba (S. 410). Aber Tamar und Batseba waren beide möglicherweise jüdisch. (1) Es gibt kein Hinweis, dass Tamar, die Juda für seinen ältesten halb-kanaanäischen Sohn nahm, nicht jüdisch war (1. Mose 38,6). Juda hatte selbst eine kanaanäische Frau, Schua, genommen, und zeugte drei Söhne mit ihr (1. Mose 38,1-5). Aber es war Juda, nicht einer seiner halb-kanaanäischen Söhne, der mit Tamar einen Sohn, Perez, zeugte, der in den Stammbaum von Jesus kam. Es ist nur eine Vermutung, Tamar als nichtjüdisch zu bezeichnen. (2) Batseba war wahrscheinlich eine Jüdin. Sie war die Tochter von Eliam (2. Samuel 11,3) und wahrscheinlich eine Enkelin von Ahitofel aus der Stadt Gilo im Gebirge von Juda (2. Samuel 23,34; 15,12; Josua 15,48-51).

Knowles schreibt, dass Wunder vom Glauben abhängen (S. 449). Diese Verallgemeinerung stimmt nicht immer. Manchmal wirkte Jesus trotz des Unglaubens Zeichen und Wunder. Jesus wirkte das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein, ohne nach dem Glauben der Jünger zu Fragen. Der Kranke am Teich von Bethesda dachte, seine Heilung hinge davon ab, dass jemand ihn zum Teich brächte (Johannes 5,7). Bei der Speisung der 5.000 und auch bei der Speisung der 4.000 haben die Jünger gefragt, wie solches möglich wäre (Markus 6,37; 8,4). Als Jesus auf dem Meer ging, erschraken die Jünger, und Jesus redete von ihren verhärteten Herzen (Markus 6,49-52).

Auf S. 649 schreibt Knowles, dass Paulus im 2. Korintherbrief die Anweisung gibt, dass die Frauen schweigen sollen. Dabei meint er wahrscheinlich 1. Korintherbrief 14,33-34. Diese Anweisung kommt im 2. Korintherbrief nicht vor.

Der Rezensent freut sich, dass Knowles die Fundamente der biblischen Lehre und des Glaubens wie die Liebe, Macht und Heiligkeit Gottes, die Sünde der Menschen, die Erlösung durch Jesus, Gottes Gericht und das Leben nach dem Tode in seinen Erklärungen bejaht. Er erkennt, dass alle Wunder von Jesus echt und authentisch sind, wie seine Jungfrauengeburt, die Heilungen, die Totenauferweckungen und seine eigene Auferstehung von den Toten.

Angesichts der Zweifel der Kritiker bekräftigt er z. B. die Speisung der 5.000 und das Gehen von Jesus auf dem Wasser (S. 453-54). Und er steht sowohl völlig zu umstrittenen ethischen Ansprüche des Neuen Testaments als auch zum Gericht Gottes am Ende der Geschichte.

Das Grosse Buch zur Bibel ist in vielfacher Hinsicht attraktiv und ansprechend, aber wegen der erwähnten Mängel (Unentschiedenheit in Einleitungsfragen, Ungenauigkeit in der Auslegung) kann das Buch nur mit Vorbehalt empfohlen werden.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Jim Anderson
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 2008
  ISBN: 3-7655-5441-3
  Seiten: 706
 €    Preis: 19,95 Euro