Buch-Rezension: Das Neue Testament und die Endzeit

Das Neue Testament und die Endzeit

Autor:

Der Verfasser arbeitet seit 1998 in den USA als Professor für Neues Testament und ist Autor zahlreicher Bücher und Bibelkommentare. Er ist überzeugt von der Autorität der Heiligen Schrift als Wort Gottes und Norm für Lehre und Leben. Von daher sieht er es als ständige Notwendigkeit an, die relevanten biblischen Texte zu einem bestimmten Thema immer wieder zu lesen. Für die Fragen der Endzeit ist der Haupttext Gottes Offenbarung im Neuen Testament. Und aus dieser Perspektive sind auch die Texte des Alten Testaments zu lesen.

Sein Werk hat er in fünf Teile gegliedert. Er beginnt mit der Endzeit im Neuen Testament. Dann behandelt er die Trübsalszeit und den Antichrist, in Teil drei die Zukunft der Gemeinde und die Zukunft Israels. Der vierte Teil handelt von der Wiederkunft des Christus und der letzte von der neuen Welt Gottes. Die Arbeit ist sehr übersichtlich gestaltet und trotz seiner theologischen Gründlichkeit gut lesbar. Jedes der 11 Kapitel ist noch einmal in Unterkapitel aufgeteilt, von denen jedes mit einer Ausnahme eine kurze Zusammenfassung enthält, insgesamt 27. Von daher kann der Leser recht schnell die Sicht des Verfassers in den Einzelthemen erfassen.

So zeigt Schnabel, dass die Endzeit seit dem Kommen von Jesus in die Welt eine gegenwärtige Wirklichkeit ist. Auch die Zeichen der Zeit erfüllen sich von da an bis zum Wiederkommen des Herrn. Anschließend wendet er sich den drei mal sieben Gerichten in der Offenbarung zu und diskutiert ihre Deutungen. Eine ausschließlich futuristische Interpretation macht den Inhalt für die kleinasiatischen Gemeinden des 1. Jhd. irrelevant. Eine rein symbolische Interpretation ignoriert eventuell Gottes Eingreifen in die Geschichte. Schnabel meint, Offb 6-16 beschreibt die gesamte Epoche vom ersten und dem zweiten Kommen des Herrn. So versteht er auch die „große Trübsal“ von Offb 7,14 nicht als zukünftige Zeitepoche, sondern als eine Beschreibung der gesamten Endzeit, in der die Jesus-Bekenner auf die Probe gestellt werden und viele als Märtyrer sterben.

Im Zusammenhang mit dem Antichrist geht der Verfasser auf das Tier im Meer aus Offb 13 ein, das er als das politische, wirtschaftliche, kulturelle und religiöse System versteht, das Satan benutzt, um Gottes Pläne zu durchkreuzen. Ähnlich versteht er das „Tier aus der Erde“. Dabei weist er immer wieder darauf hin, wie leicht man in Spekulationen gerät, wenn man diese „Tiere“ oder auch den Antichrist mit bestimmten Einzelpersonen identifiziert. Demzufolge versteht er unter der großen Hure Babylon jede Institution und jede Gesinnung, die von Selbstverherrlichung, wirtschaftlichem Überfluss Götzendienst und Christenverfolgung gekennzeichnet ist.

Was die Gemeinde der Endzeit betrifft, sieht er sie in den 144.000 und in den beiden Zeugen verkörpert. Die Entrückung der Gemeinde findet nach dem Verständnis Schnabels an dem Tag statt, an dem Jesus auf die Erde zurückkehren wird. 
Über Israel äußert er sich vorsichtiger. Es könnte bei künftigen Ereignissen eine Rolle spielen, vielleicht nach einer großen Erweckung, bei der viele Juden zum Glauben an Jesus kommen. Hingegen sieht Schnabel keine biblische Grundlage für die These, dass die Ereignisse von 1948 (Staatengründung Israels) und 1967 (Sechstagekrieg) als Erfüllung biblischer Prophetie zu gelten haben.

Die Wiederkunft von Jesus Christus ist mit der Beseitigung des Bösen verbunden und ein öffentliches Ereignis. Auch das Tausendjährige Reich versteht der Verfasser eher wörtlich, ebenso das Endgericht. Für die Gläubigen wird das ein Tag sein, in dem der am Kreuz erwirkte Freispruch von ihren Sünden bestätigt und als Wirklichkeit des Lebens im Reich Gottes in der Gegenwart von Jesus sichtbar wird. Unbußfertige Sünder finden sich in der Hölle wieder, wo sie weiter ihre Feindschaft gegen Gott zum Ausdruck bringen und nicht einsehen, dass sie schuldig sind.

Das Buch endet mit der Beschreibung der neuen Welt Gottes. Die Erlösten sind die Stadt, in der Himmel und Erde eine Realität geworden sind – eine Stadt in der der Tempel Gottes ist, weil Gott in ihr wohnt, inmitten seines Volkes.
Der Verfasser vermag seine Positionen schlüssig darzustellen und geht immer wieder auch auf andere Positionen ein und zeigt deren Konsequenzen auf. Seine Kritik richtet sich aber immer wieder auf die sogenannten Endzeitspezialisten.

In folgenden sechs Punkten fasst der Autor noch einmal zusammen, wie man am besten mit unterschiedlichen Meinungen in Endzeitfragen umgeht:

  1. Christen warten auf die Wiederkunft von Jesus.
  2. Authentische Jesusbekenner lehnen die Berechnung der Nähe des Endes ab.
  3. Christen richten sich nach dem, was Jesus seinen Nachfolgern angeordnet hat.
  4. Christen betonen die zentralen Wahrheiten der Heilige Schrift: die Wiederkunft von Jesus und den Tag des göttlichen Gerichts.
  5. Christen lesen die Heilige Schrift und interpretieren sie. Sie prüfen auch die Interpretationen anderer Ausleger in der Bereitschaft, die eigene Meinung zu überdenken. Autorität besitzt die Heilige Schrift und nicht die eigene Auslegung.
  6. Christen streben auch in der Auslegung der Heilige Schrift die Einheit des Glaubens an. Eph 4,2-6; Joh 17,20-21.

Das lesenswerte Buch schließt mit Literaturverzeichnis, einem Sach- und Personenregister und einem Register der Bibelstellen und antiken Quellen ab. Jeder, der über Endzeitfragen predigt, sollte sich mit diesem Werk auseinandersetzen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 2013
  ISBN: 978-3-7655-9016-0
  Seiten: 320
 €    Preis: 39,00 Euro

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