Buch-Rezension: Dein Glaube hat dich geheilt

Dein Glaube hat dich geheilt

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Keinen Moment zweifelt Richard Mayhue daran, dass Gott heilen kann und es auch heute noch tut. "Wer Heilung leugnet, der leugnet Gottes Verheißung und macht Gott zu einem Lügner" (11). Aber die Heiler, die sich insbesondere im Raum der charismatischen Bewegung betätigen, sind für Mayhue vor allem Auslöser großer Verwirrung. Keinen Zweifel lässt er daran, was er von ihrem Tun hält. Da fallen Worte wie "Illusion", "Betrug", "Psychotechnik" und "Satanisches Wirken".

Das vorliegende Buch schleudert aber keineswegs plump Dreck auf alle, die behaupten, sie könnten durch Gottes Kraft heilen. Vielmehr hat der Autor geduldig und liebevoll versucht, den behaupteten Heilungen auf den Grund zu gehen. Er hat die Heilungstheologie seit 20 Jahren intensiv untersucht und bei seinen Recherchen beispielsweise das Vertrauen von Benny Hinn erworben. Dieser versprach ihm oft, Informationen überprüfbarer Heilungswunder zu vermitteln. Hinn konnte aber, obwohl er selbst davon überzeugt war, keine einzige geheilte Person vorstellen, die vor der Heilung zweifellos krank und nach dem Wirken von Hinn zweifellos gesund war. Die meisten sogenannten Heilungen der Heiler sind nach Untersuchungen von Mayhue die Folge des Placebo-Effektes, vorübergehende Besserungen oder aber eine Besserung psychogener Erkrankungen, die durch den hohen Erwartungsdruck und die psychologische Wirkung der Heiler bewirkt wurde. Wirkliche Heilungen (Beispiele mit Namensnennungen finden sich im Buch), die auf Gottes wunderbares Handeln zurückzuführen sind, waren allesamt relativ unspektakulär und niemals auf Heilungsveranstaltungen geschehen.

Man könnte die hohen Maßstäbe kritisieren, die R. Mayhue an die untersuchten Heilungen anlegt (sofort, öffentlich, aber nicht auf Heilungsveranstaltungen, vollständig und unbestreitbar, 28-29). Ist denn eine Besserung einer psychogenen Erkrankung nichts Gutes oder prinzipiell nicht von Gott gewirkt? Gewiss, doch! Wer aber antritt in der "Kraft des Heiligen Geistes" Wunder zu wirken, wie Jesus selbst, der muss sich - da ist Mayhue Recht zu geben - an den Maßstäben messen lassen, die die Heilungsberichte in der Heiligen Schrift vorgeben.

Mit dieser Darstellung ist R. Mayhue aber nicht am Ende seiner umfangreichen Untersuchung angelangt. In einem weiteren Teil stellt er den Charakter der alt- und neutestamentlichen Heilungsberichte zusammen und weist nach, dass den heutigen Heilungen durch Heiler der eindeutige Charakter des Handelns Jesu und der Apostel nicht annähernd zukommt. Außerdem findet man in diesem Buch eine gründliche Auslegung aller Bibelstellen, die zur Untermauerung der Behauptung zitiert werden, dass für jeden wahren Christen Heilung versprochen sei. Am Ende steht:

"Unsere Untersuchung der Bibel hat gezeigt, dass es keine schriftgemäße Grundlage für einen heutigen Wunderheilungsdienst gibt, welcher direkt durch einen menschlichen Heiler ausgeführt wird" (170).

Schließlich gibt Mayhue eine "Biblische Antwort auf Krankheit", in der sowohl die Hoffnung auf Heilung durch Gottes direktes Eingreifen, Gebetserhörung, das Wirken von Ärzten und Medikamenten, als auch der Umgang mit einer andauernden Krankheit berücksichtigt werden.

An dieser Stelle wird auch das doppelte Ziel des Buches deutlich: die sogenannten Heiler zu entlarven und ihre Theologie, nach der für jeden erkrankten Christen Heilung verheißen sei, am Wort Gottes zu prüfen, und zweitens Kranken, die sich Heilung wünschen und verwirrt sind, echte Hoffnung zu geben. Sie erschöpft sich nicht in der trügerischen Hoffnung auf Heilung, sondern besteht im Vertrauen auf Gott. Das Buch ist eine echte Empfehlung zu diesem Thema. Es gibt umfassend Auskunft und lässt praktisch keine der Fragen aus, die dem Rezensenten im Zusammenhang mit dem Thema Krankheit und Heilung begegnet sind. Dabei bleibt es nicht in der Analyse und Kritik bestimmter Erscheinungen stecken, sondern schöpft aus dem Reichtum der Heiligen Schrift viele praktische Hilfen. So wird der Gewinn kaum dadurch geschmälert, dass R. Mayhue ausschließlich die amerikanische Situation vor Augen hat. Denn wenn auch in Europa das Auftreten von Heilern längst nicht so massiv und spektakulär wie in Amerika ist, gleichen sich doch die Argumente. Da einige von Mayhue kritisierte Bücher auch den deutschen Buchmarkt erreicht haben, wäre es allerdings besser gewesen, in den Anmerkungen auf die Übersetzungen einzugehen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Jeising
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: CLV Christliche Literatur-Verbreitung
  Jahr: 2000
  ISBN: 978-3893972685
  Seiten: 256
 €    Preis: 3,90 Euro