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Buch-Rezension: Der See Genezareth und die Evangelien - Archäologische Forschungen eines jüdischen Fischers

Der See Genezareth und die Evangelien

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Mehr als ein halbes Jahrhundert arbeitete der Autor im Kibbuz Ein Gev am See Genezareth als Fischer und begann seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts sein Handwerk auch archäologisch zu erforschen. Er gilt als Pionier auf diesem Gebiet, entdeckte einige antike Häfen rings um den See und ist der Begründer des Fischereimuseums "Haus der Anker". Rainer Riesner hat die verschiedenen Forschungsbeiträge des Autors aus dem Ivrit und dem Englischen übersetzt, bearbeitet und in der vorliegenden Sammlung vereint.

In acht Kapiteln werden uns die Ergebnisse von Nuns Arbeit um den See Genezareth vorgeführt, der Anhang liefert eine Bibliographie von Mendel Nun, eine Beschreibung des Kibbuz Ein Gev und des dortigen Fischerei-Museums. Drei Register und viele schwarz-weiß Fotos und Skizzen runden die sorgfältige Arbeit ab.

Zunächst beschreibt Nun den Fischbestand des Sees sowie die verschiedenen Fangarten in der Zeit Jesu und die dazugehörigen Netze (Zugnetz, Wurfnetz, Spiegelnetz, Verandanetz) und Angelgeräte. Er versucht, die in den Evangelien erwähnten Fischerwerkzeuge zu identifizieren und erklärt ihre Handhabung.

Durch verschiedene Wassertiefstände vor allem in den letzten Jahrzehnten konnten 16 antike Hafenanlagen aus biblischer Zeit neu entdeckt werden. Nun konnte nachweisen, dass die Wasserstände auch in der Geschichte stark schwankten und es außerdem unterschiedliche Jordanausflüsse gab. Einem Wassertiefstand im Januar/Februar 1986 verdankt auch das Boot aus der Zeit Jesu seine unerwartete Entdeckung, die Nun ausführlich beschreibt.

Nachdem der Autor im nächsten Kapitel die verschiedenen Schiffsanker, Netzanker und Steinsinker beschrieben hat, wendet er sich der Ortslage Kursi (Gergesa) ausführlicher zu und zeigt im Anschluss, dass es das Land der Gadarener wirklich gab. Es war ein Uferstreifen, in dessen Zentrum der Seevorort von Gadara lag. Die Kriegsschiffe von Gadara erschienen auch auf den Wassern des Sees Genezareth.

Zum Schluss stellt sich Nun der Diskussion um die Lage von Bethsaida. Es spricht nach seiner Meinung viel mehr für die Identifizierung von El-Aradsch mit Bethsaida, als Et-Tell, vor allem, wenn man die Änderungen des Wasserspiegels und damit der Uferlinien beachtet.

An einigen Stellen ist der bibeltreue Leser etwas verunsichert, und fragt sich welcher Quellenhypothese Nun huldigt (S. 41f, 54) oder was man von der Entstehung des Sees Genezareth vor 18.000 Jahren halten soll, aber die Arbeit ist für jeden, der sich für die Umwelt Jesu interessiert und sich gründlicher darüber informieren möchte, unbedingt lesenswert.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 2001
  ISBN: 3-7655-9810-0
  Seiten: 256
 €    Preis: 6,95 Euro