Buch-Rezension: Die Neue Echter-Bibel. Josua - Kommentar zum Alten Testament mit Einheitsübersetzung

Die Neue Echter-Bibel. Josua

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Der Kommentar von Manfred Görg ist von Anfang bis Ende eine Enttäuschung. In der Einleitung wird die historisch-kritische Auslegung deutlich, welche das gesamte Josuabuch in verschiedene Autoren zerpflückt.

…so das meist älteres Textmaterial erweitert, kommentiert und mit Nachträgen versehen wird.“ (S.5)

Etwa ein Viertel des Kommentars versucht herauszufinden, welche Verse dem vorderdeuteronomischen (vordtr), deuteronomischen (dtr) und nachdeuteronomischen (nachdtr) Kommentator zuzurechnen sind.

So liest man z.B. „Die Jetztfassung des Kapitels verdankt sich dtr Redaktionstätigkeit, die in mehreren Phasen erfolgt sein kann.“ (S.11) oder „Der dtr Autor trägt hier einer nationalistischen Perspektive Rechnung, die in der singulären Bezeichnung des anvisierten Großraums als ‚das ganze Land der Hetiter‘ eine wohl noch jüngere und reichlich kühle Kulmination erfährt.“ (S.11-12) oder „Es ist möglich, dass hier spät-jahwistische Ergänzungsarbeit (JE) vorliegt, die sich auf der Ebene des Visionstextes 5,13-15 bewegt und eine jahwebezogene Akzentsetzung zum Ziel hat.“ (S. 27)

Der Kommentar ist durchzogen von solchen unverständlichen und nichtssagenden Sätzen.

Dazu kommt noch, dass der Autor Wörter aneinanderreiht, die man im normalen Sprachgebrauch nicht zusammen nennt, wie z.B.: „Meerwundergeschehen“, „Vereinbarungsprozedur“, „Tempeldienstprogramm“, „Erfüllungsnotiz“, „Kultsklaventum“, „Fluchspruch“, „Hegemoniestreben“, „Jahwekriegserzählung“, „Ortsätiologie“, „Landnahmekonzeption“, „Vernichtungsweihe“, „Grenzfixpunktreihe“, „Kulturlandrand“ usw.

Dazu kommen noch eine Vielzahl von unkommentierten Fremdwörtern bzw. Fachbezeichnungen wie z.B.: Vetitiv, paronomastisch, emendiert, Potentaten, Stammeseponym, Toponyme, Kohabitation...

Sätze wie z.B. Jos. 12,11-13 wurden Josua angeblich durch einen Kommentator in den Mund gelegt.
V.12-13: Wohl vom ersten Erweiterer eingeführt und als Zitat qualifiziert, ansonsten aber von einem dtr Kommentar eingerahmt, begegnet hier ein poetisches (aus zwei Doppeldreiern bestehendes) Überlieferungsstück, das als Aufruf zum Stillstand der Gestirne formuliert und nunmehr Josua in den Mund gelegt ist.“ (S. 50)

Bei der Erwähnung der 6 Zufluchtsorte in Jos. 20,7-8 schreibt Görg: „Die Sechszahl lässt fragen, warum nicht dem Symbolcharakter der Siebenzahl entsprochen wird.“ (S. 91) Die Antwort ist ganz einfach, weil es eben nur 6 Städte waren und nicht 7.

Ich hab schon einige historisch-kritische Kommentare gelesen (EKK oder Das Neue Testament Deutsch) aber dieser Kommentar liegt weit abgeschlagen an unterster Stelle. Man hat keinen Gewinn beim Lesen und fragt sich die ganze Zeit warum es überhaupt Menschen gibt die solch einen Kommentar verfassen. Schade um die Zeit und schade um das Geld.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Markus Mayer
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: Echter Verlag
  Jahr: 2002
  ISBN: 978-3-429-01398-1
  Seiten: 116
 €    Preis: 17,40 Euro