Buch-Rezension: Die Verkündigung des Evangeliums heute - Jesus im Gespräch mit dem reichen Jüngling

Die Verkündigung des Evangeliums heute

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In den vergangenen Monaten entbrannte eine hitzige Debatte zum Thema "Evangeliumsverkündigung und Missionsstrategien." "ProChrist" und "Willow Creek" sind zu Reizworten geworden; mancherorts zu heiligen Kühen, die man nicht antasten darf. Sind die mutigen Gegner dieser Entwicklung tatsächlich "gegen Evangelisation", wie ihnen manchmal vorgeworfen wird?

Dass dem nicht so ist, belegt das nun neu aufgelegte Buch "Die Verkündigung des Evangeliums heute ", das im Englischen bereits 1970 erschienen ist. In Deutsch erschien es erstmals 1978 unter dem Titel " Evangelium heute: Ursprünglich oder angepasst? " beim Bundesverlag in Witten. Der reformiert-baptistische Pastor Walter Chantry - er hat bereits in Bibel und Gemeinde publiziert (1986 und 1991) - legt in profunder Weise dar, worin sich biblische Evangeliumsverkündigung von den modernen "P(e)lagiaten" unterscheidet.

Am Beispiel von Jesu Gespräch mit dem reichen Jüngling (Mk 10,17-27) demonstriert er, was zum Wesen biblischer Evangeliumsverkündigung gehört. Hierin liegt die große Stärke dieses Buches.

Doch zwingen ihn diese Einsichten dann zu einer niederschmetternden Bewertung der aufgeklärt-humanistischen Evangelisationsmethoden und dem romantischen Einheitsgebaren unserer Tage: "Die Unterschiede zwischen vielen evangelistischen Predigten von heute und der Verkündigung Jesu sind nicht geringfügig, sondern gravierend. Der Hauptfehler liegt nicht in der Betonung oder im Vorgehen, sondern im Kern der Evangeliumsbotschaft selbst. Gäbe es nur in einem der Bereiche, die in diesem Buch angesprochen wurden, einen Mangel, wäre die Lage schon ernst genug. Aber alle diese Bereiche zu ignorieren - die Eigenschaften Gottes, sein heiliges Gesetz, die Buße, den Aufruf, sich der Herrschaft Christi zu unterwerfen, die biblische Lehre von der Heilsgewissheit - ist ein tödlicher Fehler. In der Heiligen Schrift gibt es keine wichtigeren Wahrheiten als diese (S. 91)."

Chantry stellt unmissverständlich klar, dass es in der ganzen Diskussion nicht nur um die Frage nach Methoden geht, sondern um den Inhalt der Evangeliumsbotschaft! Es kommt eben nicht darauf an, dass die gefallenen Menschen mit dem Evangelium umworben werden, auf dass sie sich nach langem Zögern dafür "entscheiden", Christ zu werden, indem sie sich über den bettelnden Gott erbarmen, der klopfend vor der Tür steht und darum bittet, das ewige Heil verschenken zu dürfen. Es geht vielmehr darum, dass Gottes Heilsbotschaft ohne Kürzung, unverfälscht und klar nach Gesetz und Evangelium verkündigt wird.

Dieses kleine Buch will eine Hilfe sein, das biblische Evangelium kennen zu lernen und zu ergreifen. Es appelliert an die Leser, die Botschaft von der Versöhnung nicht durch eine "humanistisch-evangelikale Entscheidungstheologie" zu ersetzen. Vor allem soll es auch dazu dienen, dass das Evangelium von Jesus Christus in unserem Land neu und klar biblisch-reformatorisch verkündigt wird, zur Ehre Gottes und zum Heil für viele.

Leider haben sich in diesem exzellenten Büchlein auch ein paar Druckfehler eingeschlichen. Auf S. 16 muss es heißen "dass geistliche Leiter sich weigern" und auf S. 73 (Anm. 18): "simul iustus et peccator". Vor allem aber sollte in einer neuen Auflage das Bild von Ernest Reisinger auf der Rückseite durch ein Bild von Autor Walter Chantry ersetzt werden... Eine neue (und hoffentlich günstigere) Auflage und eine weite Verbreitung ist diesem sehr aktuellen, wichtigen und hervorragend geschriebenen Buch zu wünschen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Robert Kunstmann
 Kategorie: Mission, Evangelisation, Evangelistisch

  Verlag: Warburg Verein z. Verbreitung christlicher Literatur
  Jahr: 2000
  ISBN: 3-9805973-9-3
  Seiten: 96
 €    Preis: 7,60 Euro