Buch-Rezension: Himmel über fremdem Land - Roman

Himmel über fremdem Land

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Niederlande, im März 1908. Die Welt am Abend des ersten Weltkrieges steht vor großen Veränderungen. In den Niederlanden versucht der Vater der Familie van Campen, ein erfolgloser Geschäftsmann, durch eine arrangierte Ehe seiner ältesten Tochter Tilla das Ansehen seines Hauses zu retten. Seine zweite Tochter, Anki, wird Kindermädchen in St. Petersburg.

Die jüngste Tochter, die dreizehnjährige Demy, muss Tilla als Gesellschafterin nach Berlin begleiten. Demy jedoch, ein lebendiger Wildfang, empfindet die Berliner Gesellschaft in der Familie Meindorff als Einschränkung ihrer Freiheit. Schon bald gerät Sie mit ihrem neuen Heim in Konflikt. Gleichzeitig wird uns Philipp, ein Pflegesohn der Familie Meindorff vorgestellt. Dieser kümmert sich als Leutnant in Deutsch-Südwestafrika um die Sicherheit in den Diamantenminen.

Diese drei Handlungsstränge, Ankis Abenteuer in St. Petersburg, Demys Lektionen in Berlin und Philipps Arbeit in Afrika, erscheinen einem am Anfang ziemlich weitgestreut, kommen sich jedoch im Laufe des Buches immer näher. Elisabeth Büchle gelingt es, gut recherchierte Fakten interessant zu verpacken. So kann man einiges über das Treiben und den Einfluss von Rasputin in St. Petersburg lesen. Wer schon auf einer der zahlreichen Lesungen der Autorin war, wird wissen, dass sämtliche geschichtliche Fakten ihrer Werke immer genau recherchiert werden. So auch in diesem ersten Band einer Trilogie über den ersten Weltkrieg.

Man erhält interessante Einblicke in gesellschaftliche Sitten der Weimarer Republik. Gesellschaftliche Themen, wie die Militarisierung der damaligen Zeit, sowie der aufkeimende Feminismus werden ebenfalls elegant verarbeitet. Trotzdem empfindet man den Schreibstil gelegentlich etwas schwerfällig, was wohl daran liegt, dass dieses Buch erst ab der Hälfte in Fahrt kommt.

Andererseits ist dies bei einer Trilogie auch nachzuvollziehen, dass die Erzählung über eine weite Länge aufgebaut wird. Somit kann man diesen Band als Einführung in die dreibändige Meindorff-Saga betrachten. Dem Leser wird es schwer fallen, nur dieses erste Buch zu lesen, da am Ende des Buches viele Fragen offen bleiben, die große Lust auf den zweiten Band – Sturmwolken am Horizont – machen. Um diese Lust auch hier zu verbreiten, folgt nun ein Abschnitt aus dem Buch.

„Froh darüber, dass sie sich auf dem Hinweg alles gut eingeprägt hatte, wandte Demy sich zielsicher nach rechts. Sie wechselte von einer Gasse in die nächste, fortwährend auf der Suche nach einem Ladenschild oder einer Eigenheit an den grauen Hauswänden, die ihr bestätigten, dass sie noch auf dem richtigen Weg war. Dabei schienen die Häuser immer näher zusammenzurücken, als wollten sie sie erdrücken. In jeder dunklen Nische wähnte sie eine Gefahr. Aus einer Kneipe erklangen Musik und rohes Gelächter. Zwei Frauen in modischen Kleidern standen rauchend vor dem Eingang, was Demy veranlasste, zügig auf die andere Straßenseite zu wechseln. Zu ihrem Leidwesen war die Straße zu schmal, als dass sie dem orangefarbenen Lichtschein oder den misstrauischen Blicken der Leute unter der Tür entgehen konnte. „Hey, da ist ein hübsches Püppchen. Komm doch rüber!“ Demy floh vor der feixenden Männerstimme. Mit ihrer linken Hand hob sie den Saum ihres Kleides und des Mantels an und stürmte zwischen den Häuserfronten entlang, die ihre schnellen Schritte in einem verwirrenden Echo wiedergaben…“

 Die Rezension/Kritik stammt von: Elvira Pauli
 Kategorie: Romane, Thriller

  Verlag: Gerth Medien GmbH
  Jahr: 2013
  ISBN: 978-3865917508
  Seiten: 464
 €    Preis: 16,99 Euro