Buch-Rezension: Konzern Kirche - Das Evangelium und die Macht des Geldes

Konzern Kirche

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Der Heidelberger Kirchenhistoriker beschreibt, wie die Kirchen Mitte der neunziger Jahre mit dem Geld umgehen. Bei der Eintreibung der Kirchensteuer trete der Staat als verlängerter Arm der Kirchen auf. Dadurch weise das an sich effiziente Kirchensteuersystem einen Zwangscharakter auf, der der Freiheit und Unabhängigkeit gemeindlichen Wirkens keinen Spielraum lasse. Besier vertritt die These, dass die Relikte des Staatskirchentums zu den letzten Stützen der Großinstitution Kirche geworden seien und eine Reform verhinderen. Die Finanzlage der Gliedkirchen der EKD ist bekanntlich durch sinkende Kirchensteuereinnahmen gekennzeichnet. Die Ausgabenpolitik sei jedoch daran orientiert, sich als Kirche in einem positiven Licht darzustellen, sei es in der PR-Vermarktung kirchlicher Dienstleistungen, im Umgang mit der Rolle der Kirche im geteilten Deutschland oder in der Selbstdarstellung als gesellschaftlich bedeutsamer Faktor. Dabei kommen zahlreiche Fehlinvestitionen und die unprofessionelle Handhabung des Geldes zur Sprache, die die Kirche nicht als seriösen Haushalter ausweisen. Umfangreiche Zahlenangaben belegen die Aussagen.

Diskutiert werden ferner der Religionsunterricht an staatlichen Schulen und die Unterhaltung theologischer Fakultäten durch den Staat, die Maßnahmen der Kirche in den Auseinandersetzungen um die Stasi-Vergangenheit von Kirchenvertretern, bei der Abberufung von Pfarrern, im Fall Lüdemann und im Verhältnis zu Freikirchen. Immer werde die Linie des Machterhalts erkennbar, die sich, wenn es opportun sei, auch über das Recht hinwegsetze. Der Verfasser deckt die Behandlung Andersdenkender mit der Sekten- oder Fundamentalismuskeule auf, die den kirchlichen Pluralismus Lügen strafe.

Das letzte Kapitel des Buches fragt nach der Zukunft der Kirche. Die Kirche habe sich durch ihre Liberalisierung überflüssig gemacht. Indessen fordert der Verfasser eine Entäußerung der Kirche in Richtung einer Spiritualisierung, wie sie in evangelikalen Kreisen und Freikirchen gelebt werde.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Bernhard Kaiser
 Kategorie: Gemeinde, Gottesdienst, Leitung

  Verlag: SCM Hänssler
  Jahr: 2002
  ISBN: 3-7751-2858-1
  Seiten: 258
 €    Preis: 9,95 Euro