Buch-Rezension: Nackter Glaube - Christsein in einer nachchristlichen Welt

Nackter Glaube

Autor:

Der englische Autor Stuart Murray, Pastor und Gemeindegründer, beschäftigt sich in seinem Buch damit, wie Christsein in unserer postmodernen Welt gelebt werden kann.

Hauptinhalt des Buches ist die Formulierung und Erläuterung von sieben Thesen – im Buch „Grundüberzeugungen“ genannt –, die der Autor aus Überzeugungen und Praxis der Täuferbewegung entnommen hat und deren Befolgung seiner Meinung nach einen Weg bietet, „Nachfolge Jesu ungewöhnlich ganzheitlich zu verstehen und zu leben“ und „der in eine nachchristliche Gesellschaft und Kultur passt“. Das Buch erhebt damit einen Anspruch, in unserer Zeit, in der das „konstantinische Christentum“ – gemeint sind wohl vor allem die katholische, evangelische und anglikanische Kirche – zerfällt, Hilfen und Hinweise zu geben, wie das Evangelium dennoch glaubhaft verkündet und Gemeinde Jesu gebaut werden kann.

In Kapitel 1 geht der Autor darauf ein, wie sein Interesse auf die Täuferbewegung gelenkt wurde, und er formuliert seine Thesen. In den Kapiteln 2 bis 5 erfolgt die Erläuterung und Begründung dieser Thesen. Dabei kritisiert er Aspekte des „konstantinischen Christentums“ und zeigt auf, dass schon die Täufer das Gleiche taten und ihr Christsein anders lebten, als die Großkirchen. Obwohl er die Täuferbewegung positiv bewertet, verschweigt er einzelne negative Tendenzen in ihr nicht.

Murray empfiehlt in seinen Thesen u.a., sich auf Nachfolge Jesu, auf eine Jesus-zentrierte Bibelauslegung, auf Ausrichtung der Verkündigung für Arme, Machtlose und Verfolgte, auf Gemeinden mit verbindlicher Nachfolge und Mission und das Stiften von Frieden zu konzentrieren. Er ruft dazu auf, nicht an herkömmlichen Formen von Christentum, wie Verflechtungen mit Staat und Gesellschaft und die Orientierung an Status, Reichtum und Macht festzuhalten und sich darauf einzustellen, am Rand der Gesellschaft mit Widerspruch und Leiden leben zu müssen. Er rät, einen einfachen Lebensstil zu praktizieren, großzügig zu teilen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen.

Stuart Murray erwähnt in seinem Buch, wie Gemeinden zunehmend beginnen, einzelne oder auch alle Thesen seines Buches in ihrem Gemeindeleben umzusetzen. Während in Kapitel sechs kurz auf die Geschichte der Täuferbewegung eingegangen wird, geht der Autor im abschließenden 7. Kapitel mit wenigen Worten auf das heutige Täufertum ein und weist auch auf einige Defizite – wie etwa Gesetzlichkeit, Einseitigkeit, Spaltungen und Weiteres – in dieser Bewegung hin.

Im Anhang sind Publikationen und Websites zur Täufer-Bewegung genannt und werden Fragen zu den einzelnen Thesen formuliert, die zu einer Vertiefung in die Thesen-Inhalte und zu Gesprächen darüber anregen sollen.

„Nackter Glaube“ ist ein lesenswertes Buch, das Status, Reichtum und Macht als Stützen für das Christsein ablehnt und das basierend auf Erkenntnissen und Glaubenspraxis der Täuferbewegung zur Neuorientierung auf die Bibel und deren Hauptperson, Jesus Christus, ermutigt. 

 Die Rezension/Kritik stammt von: Richard Eberhard
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Neufeld Verlag
  Jahr: 2014
  ISBN: 978-3-86256-046-2
  Seiten: 180
 €    Preis: 14,90 Euro