Buch-Rezension: Ökumene der Religionen und die Absolutheit Jesu Christi - Gibt es ein gemeinsames Weltethos

Ökumene der Religionen und die Absolutheit Jesu Christi

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Die dreiteilige Aufsatzsammlung bewirbt sich auf dem Buchrücken mit dem Satz "Endlich eine Antwort auf Küngs "Projekt Weltethos" Dafür werden 100 Seiten wohl kaum reichen. Franzkes Beitrag "Ein Weltethos? Beten wir alle zum gleichen Gott?" (gemeint ist wohl "zum selben Gott") fragt zu Beginn, ob denn "bereits tatsächlich einen Konsens unter den Religionen" gebe, "der die Grundlage für ein Weltethos bilden" könne, wie Hans Küng behauptet. Nachdem der Autor die Hauptreligionen in ihren Grundzügen dargestellt hat, kommt er verneint er: "Die Menschen unterschiedlicher Religionen beten nicht den gleichen Gott an. (S. 42)." Im Kern unterschieden sich die verschiedenen Weltreligionen voneinander. Es sei grundfalsch, dass alle Religionen einen gemeinsamen ethischen Kern haben. "Allein das strikt biblisch fundierte Christentum ist eine Religion der uneingeschränkten Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit."(S. 43.) Franzke weist auf die Gefahr hin, dass die grenzenlose Toleranz der heutigen Gesellschaft gerade die bibeltreuen Christen mit dem "Fundamentalismus"-Vorwurf ausgrenzt, während durchaus gewaltbereite andere Religionen unangefochten bleiben müssen. Seine Lösung (in wenigen Zeilen) heißt "humane Toleranz." Sie verbietet tatsächliche Gewalt gegen Personen und Sachen, lässt aber die verbale Auseinandersetzung zu (S. 47/48).

Leider geht es bei der Darstellung der einzelnen Religionslehren eher holzschnittartig, mitunter polemisch zu (der Koran "diffamiert Ungläubige", S. 11; "Jeder Jugendliche oder Zeitungsleser weiß, dass muslimische Jugendliche leider noch gewaltbereiter sind und häufiger eine Waffe (ein Messer) bei sich haben als deutsche Jugendliche", S. 39). Der Buddhismus wird auf 3 Seiten abgehandelt. Für eine sachliche Auseinandersetzung sollte man wohl auf Polemik verzichten, die das Gegenüber in seiner Position eher verhärtet, weil er sich falsch dargestellt fühlt. In punkto "Religion und Gewalt" hätten auch ein paar Sätze zum Thema "Kriege im AT" und "Kreuzzüge" nicht geschadet, weil daraus immer wieder Gegenargumente zur christlichen Gewaltlosigkeit geschmiedet werden. Eine Verhältnisbestimmung des Christentums zum Judentum findet sich nicht. Letzteres scheint unter dem Christentum gleichsam - unausgesprochen - subsumiert. Dabei ist es begriffsgeschichtlich ungeschickt, vom "Gott des Neuen Testaments" zu sprechen, der keine Opfer mehr verlangt (S. 29).

Es ist des Autors Verdienst, Dinge beim Namen zu nennen: Die Gefahr der Ausgrenzung von Christen mit dem modernen Toleranzbegriff ist offenkundig. Auch die Gefährdung unserer Kinder durch die als harmlos getarnten Meditationsübungen in der Schule gehören inzwischen zu den Standarderfahrungen der Eltern. Es wird erkennbar, dass die grenzenlose Toleranz sich letztlich ins

Gegenteil verkehrt, weil sie in die Unfreiheit führt (S. 45).

Der zweite Aufsatz besteht zum Einen aus einer hilfreichen Auflistung Bibelstellen, die das "Heidentum auf der einen und Judentum/Christentum auf der anderen Seite in einem unüberbrückbaren Gegensatz zueinander"stellen (S. 65). Der zweite Teil von Gassmanns "Ökumene der Religionen: Was sagt die Bibel dazu?" informiert den Leser über die theologische Diskussion. Gemeinsamkeiten der Religionen findet Gassmann begründet durch Gottes [Ur-]Offenbarung, nicht aber durch religiöses Bewusstsein begründet. ("Modell der positiv anknüpfenden Konfrontation", S. 66). Der Unterschied zwischen Heidentum und Judentum/Christentum sei kein erkenntnismäßiger, sondern ein seinsmäßiger (S. 67). Gassmann betont den Ausschließlichkeitsanspruch des Gottes der Bibel, er lehnt auch das gemeinsame Gebet der Religionen ab. Zurecht, wie die von ihm zitierten Bibelstellen zeigen. Auffällig ist, dass der Autor auch positive und liberale Theologen zitieren kann, soweit sie sich über den biblischen Textbefund äußern.

Der reformierte Pfarrer Leuenberger aus Schlossrued (Ruedertal/Aargau) gibt dem Buch eine Abhandlung über "Die Absolutheit Jesu Christi" bei. Der Absolutheitsanspruch Christi wird herausgestellt: "Der exklusive Wahrheitsanspruch und die Deklaration, das Leben schlechthin zu beinhalten, das zeugt deutlich vom Absolutheitsanspruch Jesu Christi (S.87)." Hier liegt m.E. der Kern der Verhältnisbestimmung des Christentums zu den anderen Religionen. Eine Ökumene der Religionen wird niemals Jesus als den einzigen Weg akzeptieren. Dann aber auch nicht die biblische Gottesoffenbarung als die von Jesus bestätigte.

Ein Vorwort zum Buch würde dem Leser bei der Orientierung helfen. Insgesamt wünscht man sich nach der Lektüre noch mehr zu wissen. Das Thema ist noch weiteres Engagement wert.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Steffen Denker
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Schriftenmission Das gute Buch
  Jahr: 2001
  ISBN: 3-87857-305-7
  Seiten: 96
 €    Preis: 4,90 Euro