Buch-Rezension: Was ist rettender Glaube?

Was ist rettender Glaube?

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Absicht des Autors ist es, den Unterschied zwischen echtem ("rettendem") und unechtem Glauben klarzumachen. Dabei beschäftigt er sich weniger mit "volkskirchlichen" Vorstellungen, wie z.B., dass die Taufe erretten kann. Sein Thema sind vor allem die Abweichungen evangelikaler Evangelisten von den Aussagen des biblischen Evangeliums. Offensichtlich hat das auch die deutschen Herausgeber bewogen, das bereits Anfang der 30er Jahre des 20.Jahrhunderts erschienene Buch zu übersetzen und zu verlegen.

Bereits im Vorwort der Herausgeber wird davon ausgegangen, dass entschiedener Widerspruch gegen die Darlegungen Pinks zu erwarten ist. Sie empfehlen deshalb, zunächst den Anhang zu lesen. Es erscheint sinnvoll für den Leser, dieser Empfehlung zu folgen.

Im Hauptteil des Buches beschäftigt sich Pink zunächst mit den "Zeichen der Zeit". Seiner Meinung nach wird in der (evangelikalen) Predigt des Evangeliums die Heiligkeit Gottes und die völlige Verderbtheit des Menschen nicht ausreichend betont. Gott möchte den Sünder nicht nur vor der Hölle retten, sondern eine Lebensveränderung bei ihm bewirken.

Um errettet zu werden, ist es deshalb notwendig, dass man die Sünde bedauert und von Herzen ablehnt (Buße). Christus muss nicht nur als Retter, sondern auch als Herr angenommen werden (Lebensveränderung).

Die Gefahr mangelhaft dargebotenen Evangeliums besteht darin, dass man die Wahrheiten der Bibel zwar mit dem Verstand bejaht, Jesus mit dem Mund als Herrn bekennt und sogar die Wiederkunft des Herrn erwartet und trotzdem nicht den tiefen inneren Wunsch hat, Gott im Leben zu gefallen und Eigenwillen und Selbstliebe wirklich aufzugeben.

Im Gegensatz dazu ist der echte Glaube am "Glaubensgehorsam" zu erkennen. Der "echte Gläubige" gibt nicht nur die eigene Gerechtigkeit vor Gott auf, sondern entsagt auch dem Eigenwillen und der Rebellion gegen Gott.

Dabei betont Pink, dass entgegen häufig geäußerter Auffassungen echter Glaube nichts Einfaches ist. Glaube ist eine (übernatürliche) Gabe Gottes. Wir können nicht einfach "an Jesus glauben", wenn wir nur wollen (von Pink dazu immer wieder angeführte Bibelstelle Johannes 6,44).

Die biblischen Verheißungen (wie z.B. Apg 16,31) stellt Pink nicht in Frage, fordert aber zur Selbstprüfung auf, ob man sie als bekennender Christ wirklich auf sich anwenden kann. Zu dieser Selbstprüfung gehören die Fragen, ob tatsächlich die Früchte des Heiligen Geistes im eigenen Leben zu sehen sind (nach der Bekehrung reale Verhaltensänderungen eingetreten sind) und ob sich Glaubensgehorsam und Liebe zeigen. Echten Glauben erkennt man auch daran, dass er Prüfungen und Widerstände zu bestehen hat. Das Leben eines Gläubigen ist durch den Kampf zwischen "alter" und "neuer Natur" gekennzeichnet. Alle natürlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten, die sich im Verstand, Gefühl und Willen des Menschen äußern sind durch die Sünde verdorben. Gott verändert jeden einzelnen Bereich. Der von Gott erleuchtete Verstand nimmt nicht nur die biblischen Aussagen als wahr an, sondern geht durch den Willen auch zur Tat über. Der Gläubige fühlt Sehnsucht nach Gott und der Ausführung seines Willens. Er hat keine selbstsichere Heilszuversicht, sondern es betrübt ihn, wenn er dem Willen Gottes nicht entspricht.

Als Leser habe ich immer wieder gehofft, dass nun konkrete Auswirkungen des Glaubens auf das Leben zur Sprache kommen, was aber bis auf einige wenige Hinweise nicht der Fall ist. Das kann zur Folge haben, dass die Angst "etwas verkehrt zu machen" geweckt wird, ohne das richtige Wege gewiesen werden.

Im letzten Teil des Buches geht Pink auf die "Heilsgewissheit" ein. Kriterien für die Heilsgewissheit sind, dass die Liebe zu Christus aufrichtig ist und der Lebenswandel dem eines Wiedergeborenen entspricht. Echte Heilsgewissheit kommt nicht "erhobenen Hauptes" einher, sondern ist sich der Heiligkeit Gottes voll bewusst.

Der Heilige Geist befähigt uns, Auswirkungen und Früchte seines übernatürlichen Wirkens im Licht der Bibel in uns zu erkennen. Durch tägliche Gemeinschaft mit Gott (Übereinstimmung mit seinem Willen suchen) und Bereinigung von Schuld wird die Heilsgewissheit bewahrt.

Im Kapitel über Heilsgewissheit gibt Pink auch einen kirchengeschichtlichen Überblick. Er bezeichnet die Lehre der Reformatoren (Heilsgewissheit als unverzichtbarer Bestandteil rettenden Glaubens) als unausgewogen (S. 113). Die Puritaner (England, 17. Jahrhundert) hätten durch ihre Betonung der Heiligung und Selbstprüfung wieder eine ausgewogene Sicht gehabt. Offensichtlich wird diese Meinung auch von den deutschen Herausgebern geteilt (S. 7). Für jeden historisch interessierten Leser sind zumindest Zweifel an dieser Auffassung erlaubt.

Pink lehnt auch den Dispensationalismus ab, weil dieser das Zeitalter der Gnade, in dem es allein auf den Glauben ankommt, von dem des Gesetzes unterscheidet (S. 123). In den "dispensationalistischen Gemeinden" die ich kenne, wird aber sehr wohl gelehrt, dass der Glaube seine Echtheit im Leben beweisen muss. Überhaupt sind meiner Meinung nach nicht differenzierende Angriffe leider ein Kennzeichen dieses Buches. Als Beispiele seien angeführt: Seite 11 - Aussagen über die "moderne Evangelisation", Seite 118 - Aussagen über "Leute, die auf Johannes 3,16 vertrauen", S.123 - Aussagen über die Scofield-Bibel, S. 146 - Aussagen über die "heutige Evangeliumsverkündigung". Um Missverständnisse zu vermeiden, hätte Pink konkreter werden müssen.

Im schon eingangs erwähnten Anhang des Buches geht der Verfasser dann auf verschiedene Einwände, die gegen sein Buch vorgebracht werden könnten, in Form von Dialogen ein. Während "Herr Fleischliche Zuversicht" der ganze Ernst eines unechten Glaubens klargemacht wird, wird Herr "Demütiges Herz"und "Schwester Furchtsam" mit den Verheißungen der Bibel Mut gemacht.

Das große Thema des Buches, nämlich die Unterscheidung zwischen echtem und unechtem christlichen Glauben ist für jeden, der sich als Christ bezeichnet, sehr wichtig. Zwei Tatsachen, die in diesem Zusammenhang Bedeutung haben, werden meiner Meinung nach von A. W. Pink nicht ausreichend dargestellt:

  1. Früchte des Heiligen Geistes wachsen im Leben eines Christen und
  2. Gott sieht das Herz eines Menschen.

Die Suche nach äußeren Echtheitsbeweisen kann auch in die Irre führen.

Wer die schwierige Lektüre nicht scheut, dem sei dieses Buch empfohlen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Freudewald
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Betanien Verlag e.K.
  Jahr: 2002
  ISBN: 3-935558-51-1
  Seiten: 192
 €    Preis: 4,90 Euro