Der Cäsarmörder Cassius. Antipaters Vergiftung. Strafe des Giftmörders Malchus.


Um diese Zeit entstand bei den Römern jener gewaltige Kampf, der die Folge des durch Cassius und Brutus an Cäsar nach einer Regierung von drei Jahren und sieben Monaten verübten Meuchelmordes war. In der ungeheuren Bewegung, die dieser Mord hervorrief, und bei der allgemeinen Spaltung, die unter den Größen Roms eingerissen war, ließ sich jedermann nur von seinen Aussichten bestimmen und schloss sich darum jener Partei an, von der er sich den meisten Gewinn versprechen konnte. Unter diesen Wirren nun erschien auch Cassius in Syrien, um die im Gebiete von Apamea befindlichen römischen Streitkräfte in seinen Besitz zu bringen.

Es gelang ihm hier, zwischen Murkus und Bassus und ihren sich feindlich gegenüberstehenden Legionen einen friedlichen Vergleich herzustellen und so Apamea von der Einschließung zu befreien. Nachdem er selbst das Kommando über diese Legionen übernommen, zog er damit von Stadt zu Stadt, legte überall Contributionen auf und erlaubte sich die maßlosesten Erpressungen.


Da auch von den Juden eine Abgabe von 700 Talenten gefordert worden war, so verteilte Antipater aus Furcht vor der Drohung des Cassius die Summe zur Eintreibung nicht bloß unter seine Söhne, sondern in der Eile auch an einige andere Verwandte, darunter sogar an den ihm feindseligen Malchus: so arg stack er in der Klemme.

Der erste, der den Cassius zufriedenstellte, war Herodes, der vor allen anderen die auf ihn entfallende Rate im Betrage von 100 Talenten aus Galiläa ihm überbrachte und aus diesem Grunde ihm ganz besonders lieb und wert wurde. Die übrigen schalt Cassius Faulenzer und ward über die säumigen Städte so aufgebracht,

dass er die Einwohner von Gophna und Emmaus und von zwei anderen minder bedeutenden Städten als Sklaven verkaufen ließ und sich sogar mit dem Gedanken trug, den Malchus hinrichten zu lassen, weil er sich mit der Eintreibung ganz und gar nicht beeilte. Sein und der übrigen Städte Verderben verhütete jedoch Antipater, indem er schleunig mit 100 Talenten den Cassius begütigte.


Kaum war jedoch Cassius abgezogen, als Malchus für diesen Liebesdienst dem Antipater keinen Dank mehr wusste. Im Gegenteile, er bereitete seinem vielfachen Retter noch Nachstellungen, um ihn sobald als möglich aus dem Wege zu räumen, weil er seinem ungerechten Treiben entgegentrat. Da Antipater vor dem Einfluss und der Schlauheit des Mannes doch einige Sorge hatte, so begab er sich über den Jordan, um ein Heer zu sammeln und so jedem Anschlag die Spitze bieten zu können.

Obschon sich nun Malchus bei seinem Ränkespiel ertappt sah, überlistete er dennoch durch seine Unverschämtheit die Söhne des Antipater, indem er sowohl den Kommandanten Jerusalems, Phasaël, wie auch den Herodes, dem damals die Hut des Arsenales oblag, mit seinen wiederholten, von Schwüren begleiteten Rechtfertigungsversuchen beschwindelte und sogar beredete, als Friedensvermittler zwischen ihm und ihrem Vater zu dienen. So wurde er abermals von Antipater gerettet, da dieser den damaligen Kommandierenden von Syrien, Murkus, der schon Willens war, den Malchus wegen seiner Umsturzbestrebungen hinrichten zu lassen, davon wieder abredete.


Als es hierauf zum Kriege zwischen dem jungen Cäsar im Bunde mit Antonius einerseits und Cassius mit Brutus andererseits kam, und Cassius im Verein mit Murkus ein Heer aus Syrien aufgebracht hatte, setzten sie bei diesem Anlasse den Herodes zum Verweser von ganz Syrien ein, weil derselbe einen ganz ansehnlichen Beitrag zu den Kriegsbedürfnissen, wie allen bekannt war, geleistet hatte, und überwiesen ihm eine entsprechende Truppenmacht von Fußsoldaten und Reitern. Cassius versprach ihm überdies, nach der glücklichen Beendigung des Krieges ihn auch noch zum König von Judäa zu machen.

Aber für Antipater sollte diese gewaltige Macht seines Sohnes und dessen noch größere Hoffnungen für die Zukunft die Ursache des Verderbens werden. Denn gerade das hatte Malchus gefürchtet und darum bestach er jetzt einen von den königlichen Mundschenken, dem Antipater Gift zu geben. So hatte die Tücke des Malchus den Preis gewonnen und zwar mit dem Leben des Antipater, der nach dem Gelage verschied. Mit ihm schied ein Mann, der stets eine hohe Energie in der Führung von Staatsgeschäften entfaltet und der das besondere Verdienst hatte, dem Hyrkan die Herrschaft wiedergewonnen und auch behauptet zu haben.


Das Volk, das in Malchus den Giftmörder vermutete und ihn mit seinem Zorne bedrohte, suchte der letztere durch entschiedenes Leugnen von seiner Unschuld zu überzeugen. Zu gleicher Zeit begann er sich aber auch durch Anwerbung von Schwerbewaffneten stärker zu rüsten, weil er ja voraussetzen konnte, dass Herodes nicht den müßigen Zuschauer machen werde. Das trat auch ein, indem Herodes gleich darauf mit einem Heere zur Stelle war, um für den Mord des Vaters Rache zu nehmen.

Da ihm jedoch sein Bruder Phasaël riet, den Menschen nicht offen zur Bestrafung zu ziehen, weil ein Teil des Volkes für ihn Partei ergreifen würde, so nahm er vorderhand die Rechtfertigung des Malchus entgegen und erklärte sogar öffentlich, ihn von der Anschuldigung loszuzählen. Seinem Vater hielt er eine glänzende Bestattungsfeier.


Darauf eilte Herodes nach Samaria, das durch einen Aufruhr in arge Verwirrung gestürzt worden, und brachte die Stadt wieder zurecht. Dann kehrte er zur Festzeit nach Jerusalem zurück und zwar in Begleitung seiner Truppen. Da Malchus vor dem Einmarsche derselben Angst hatte, so schickte Hyrkan auf sein Betreiben dem Herodes die Ordre, zu den Landeskindern, die sich eben jetzt im Zustande der gesetzlichen Reinheit für die Festfeier befänden, keine ausländischen Truppen hereinzulassen. Herodes kümmerte sich aber weder um den Vorwand noch um den Auftraggeber und rückte bei der Nacht ein.

Wiederum stellte sich Malchus bei ihm vor, um ihm sein innigstes Beileid wegen Antipaters auszudrücken, obschon Herodes es kaum über sich brachte, seinerseits die Heuchlerrolle gegen den Heuchler weiter zu spielen und seinem Ingrimm Schweigen zu gebieten. Doch schrieb er einen Brief an Cassius, worin er sich bei ihm, der ohnehin den Malchus hasste, bitter über den gewaltsamen Tod seines Vaters beklagte. Cassius gab ihm in seiner Erwiderung schriftlich die Erlaubnis, den Mörder seines Vaters zur Strafe zu ziehen, und wies zugleich die ihm unterstehenden Obristen heimlich an, dem Herodes zur Vergeltungstat hilfreiche Hand zu bieten.


Als nun nach der Erstürmung von Laodicea durch Cassius von allen Seiten die angesehensten Personen herbeiströmten, um ihm Geschenke und Siegeskränze zu überbringen, glaubte Herodes diesen günstigen Augenblick für seine Rache benützen zu müssen. Malchus aber, der selbst die Luft nicht mehr rein finden mochte, fasste, in Tyrus angekommen, den Entschluss, seinen Sohn, der sich als Geisel bei den Tyriern aufhielt, heimlich aus der Stadt zu entführen, und rüstete sich schon zur schleunigen Abreise nach Judäa.

Die Verzweiflung an seiner endlichen Rettung reifte jetzt in ihm den Entschluss, einen noch größeren Schlag zu tun. Er hoffte nämlich gerade jetzt, wo Cassius mit den Kampfesrüstungen gegen Antonius alle Hände voll hatte, das jüdische Volk zu einer Erhebung gegen Rom zu bringen, und auf diese Weise nach der unschweren Beseitigung des Hyrkan selbst König zu werden.


Doch die Schicksalsmächte lachten nur über seine Träume. Herodes hatte nämlich seinen Plan durchschaut und lud ihn persönlich mit Hyrkan zu einem Mahle. Gleich nach der Einladung beschied er aber einen der umstehenden Diener zu sich und schickte ihn in die Stadt hinein, als sollte er noch etwas für die Tafel besorgen, in Wirklichkeit aber, um den Obersten vorher zu melden, dass sie sich zum Hinterhalt vor die Stadt begeben sollten.

Diese gedachten der Ordre des Cassius und gingen, das Schwert in der Faust, auf das vor der Stadt sich hinziehende Gestade hinaus. Hier umzingelten sie den Malchus und hieben ihn mit vielen Streichen nieder, während Hyrkan vor Entsetzen auf der Stelle in Ohnmacht fiel. Nachdem er mit Mühe wieder zu sich gekommen war, wollte er von Herodes wissen, wer denn den Malchus habe tödten lassen.

Einer der Obersten gab zur Antwort: „Cassius hat es befohlen!“ Da rief Hyrkan: „Cassius ist also mein, sowie meines Vaterlandes Retter, weil er den hinterlistigen Feind beider beseitigt hat.“ Ob freilich Hyrkan das aus voller Überzeugung gesagt hat, oder bloß aus Furcht, weil er ja auch an der Tat selbst nichts mehr ändern konnte, ließ sich nicht abnehmen. Wie dem immer sein mag, dem Malchus hat Herodes auf solche Art ein verdientes Ende bereitet.