Unruhen in Judäa. Herodes und Phasaël vor Antonius. Klagen der Juden.


Kaum war Cassius von Syrien abgezogen, als neuerdings in Jerusalem ein Aufstand losbrach. Ein gewisser Helix hatte sich an der Spitze einer bewaffneten Macht gegen Phasaël erhoben, um die über Malchus verhängte Todesstrafe an Herodes in der Person seines Bruders zu rächen. Herodes, der sich gerade bei dem in Damaskus stehenden römischen Feldherrn Fabius aufhielt, wollte ihm sofort zu Hilfe kommen, wurde aber durch eine Krankheit ans Bett gefesselt.

Währenddessen war aber Phasaël ganz allein mit Helix fertig geworden, nicht ohne dem Hyrkan schwere Vorwürfe wegen seiner Undankbarkeit machen zu müssen, da er nicht bloß dem Helix Vorschub geleistet, sondern auch dem Bruder des Malchus durch seine Untätigkeit die Festungen in die Hände gespielt hatte. Denn es waren schon viele in seine Gewalt geraten, darunter sogar die allerstärkste Veste, Masada.


Das alles aber bot ihm keine dauernde Stütze gegen den Ansturm des Herodes, der, von seiner Krankheit hergestellt, alle Festungen wieder gewann und ihm nur auf seine demütige Bitte freien Abzug von Masada bewilligte. Auch aus Galiläa verjagte er den Beherrscher von Tyrus, namens Marion, der sich bereits in den Besitz von drei starken Plätzen gesetzt hatte. Die dabei gefangenen Tyrier schonte Herodes ohne Ausnahme, ja einige sandte er sogar mit Geschenken beteilt nach Tyrus zurück, was von Seite der Stadt ihm selbst Wohlwollen, dem Herrscher aber nur neuen Hass eintrug.

Allerdings war Marion mit diesem Fürstenthum gerade von Cassius ausgezeichnet worden, der überhaupt ganz Syrien mit solchen kleineren Fürstentümern bedeckte: aber schon aus persönlichem Hass gegen Herodes unterstützte er die Restauration des Antigonus, des Sohnes des Aristobulus, hauptsächlich jedoch aus Rücksicht für Fabius, welchen Antigonus durch Bestechung auf seine Seite gezogen hatte, und der ihm nun zur Rückkehr auf den Thron verhelfen wollte. Die Geldmittel zu allem und jedem stellte dem Antigonus sein Schwager Ptolemäus zur Verfügung.


Diesen Feinden warf sich nun Herodes mit seinem Heere entgegen und errang bei den Pässen, die nach dem Bergland Judäas führen, einen entscheidenden Sieg. Nach der Vertreibung des Antigonus kehrte er nach Jerusalem zurück, wo er infolge seiner Waffentat jetzt allgemein beliebt war. Denn auch jene, die früher nie zu ihm gehalten, hatte seine Verschwägerung mit Hyrkan ihm näher gebracht.

Herodes hatte nämlich früher eine Jüdin von nicht unansehnlicher Abkunft, namens Doris, zur Ehe genommen, von der er den Antipater bekam: jetzt aber heiratete er Mariamne, die Tochter Alexanders, des Sohnes von Aristobulus, eine Enkelin des Hyrkan und wurde so mit dem König selbst verschwägert.


Als Cäsar Octavianus und Antonius dem Cassius bei Philippi Sieg und Leben entrissen hatten, wandte sich der erste nach Italien, Antonius aber nach Asien. Hier stellten sich nun unter vielen anderen Gesandtschaften verschiedener Städte auch die jüdischen Großen bei Antonius in Bithynien vor, um gegen Phasaël und Herodes die Anklage zu erheben, dass sie mit Gewalt die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten an sich gerissen hätten, während dem Hyrkan nichts mehr als ein schönklingender Titel übrig geblieben sei. Herodes, der sich bei dieser Sachlage natürlich auch persönlich eingefunden und dem Antonius nicht unbeträchtliche Summen zur Huldigung überbracht hatte, stimmte aber denselben so günstig für sich, dass er seine Widersacher nicht einmal anhören wollte, und dieselben unverrichteter Dinge wieder abreisen mussten.


Aufs neue jedoch kamen die Juden, hundert Mann an der Zahl, lauter Personen von Rang, zu Antonius nach Daphne bei Antiochien. Es war das zu jener Zeit, wo sich der letztere schon von den Reizen der Kleopatra hatte bestricken lassen. Die Juden schoben die höchststehenden und redegewandtesten ihrer Leute voran und führten durch sie die Klage gegen die beiden Brüder. Als Verteidiger trat für letztere Messala in die Schranken, an dessen Seite auch Hyrkan, schon mit Rücksicht auf die Verwandtschaft mit den angeklagten Brüdern, erschienen war.

Als Antonius beide Parteien gehört hatte, erkundigte er sich bei Hyrkan, wer denn wohl das bessere Zeug zu einem Regenten hätte, worauf Hyrkan sich entschieden für die Familie des Herodes aussprach. Darüber zeigte sich Antonius sehr erfreut – war er ja doch bereits Gastfreund der Familie von ihrem Vater aus, da er bei Gelegenheit der Expedition, die er unter Gabinius nach Judäa mitgemacht, bei Antipater eine herzliche Aufnahme gefunden hatte – und ernannte die Brüder zu Tetrarchen, in welcher Eigenschaft sie ganz Judäa in seinem Auftrage zu verwalten hatten.


Als die jüdischen Gesandten darüber offen ihren Unwillen kundgaben, befahl Antonius, fünfzehn von ihnen festzunehmen und in das Gefängnis zu werfen, willens, sie auch hinrichten zu lassen, die anderen jagte er unter Hohn und Spott davon. Darob entstand nun in Jerusalem eine noch größere Aufregung, so dass man neuerdings und diesmal gar 1.000 Abgesandte nach Tyrus schickte, wo eben Antonius auf seinem Zuge nach Jerusalem verweilte. Auf deren lautes Geschrei schickte Antonius das Oberhaupt der Stadt Tyrus zu ihnen vor die Stadt hinaus, mit dem Befehle, soviele er von ihnen erwischen könnte, gleich mit dem Tode zu bestrafen, und auf diese Weise das Seinige beizutragen, um den von ihm aufgestellten Tetrarchen Respekt zu verschaffen.


Vor ihm aber war noch Herodes mit Hyrkan nach dem Strande geeilt und redeten den Juden eindringlich zu, durch ihre unvernünftige Streitsucht doch nicht den eigenen Tod und einen Krieg über das Vaterland heraufbeschwören zu wollen. Sie gerieten aber in noch größere Wut, weshalb Antonius Bewaffnete hinausschickte, die eine Menge Juden niederhieben, eine Menge verwundeten. Die Gefallenen wurden übrigens von Hyrkan mit einem anständigen Begräbnis, die Verwundeten mit entsprechender Pflege bedacht.

Trotzdem gaben jene, die noch glücklich davongekommen, keine Ruhe, sondern erregten in Jerusalem einen solchen Lärm, dass Antonius, darüber erbittert, auch die Verhafteten hinrichten ließ.