Die Makkabäer Jonathas, Simon und Johannes Hyrkanus.


Auf Judas folgte in der Führerschaft sein Bruder Jonathas, der sich eben so glücklich vor Verrat im Innern zu schützen wusste, wie er nach außen seine Herrschaft durch die Erneuerung des Bündnisses mit den Römern zu kräftigen verstand. Selbst mit dem jungen Antiochus kam ein Vergleich zustande. Trotz all’ dem konnte er seinem Schicksale nicht entgehen!

Der Usurpator Tryphon, welcher seine Vormundschaft über den kleinen Antiochus dazu missbrauchte, um dem letzteren nach dem Leben zu streben, und zu diesem Zwecke zunächst dessen Freunde aus dem Wege räumen wollte, ließ den Jonathas, als er eben mit wenigen Begleitern zu Antiochus nach Ptolemais gekommen war, hinterlistigerweise ergreifen und in Ketten legen, um selbst sofort Judäa mit einem Heere zu überfallen. Von Simon, einem Bruder des Jonathas, zurückgetrieben, nahm er in seiner Erbitterung über diese Niederlage dem Jonathas auch noch das Leben.


Simon aber führte die Zügel der Regierung mit fester Hand weiter. Es gelang ihm, die Grenzen des Landes durch die Wegnahme von Gazara, Joppe und Jamnia zu erweitern und auch in Jerusalem selbst die Besatzung der Akra zu überwältigen und die Veste abzutragen. Ja später erscheint er sogar als Bundesgenosse des Antiochus im Kampfe gegen Tryphon, den der syrische König noch vor seinem Feldzug gegen die Meder in der Stadt Dora belagern wollte.

Aber trotzdem Simon dem König bei der Aufhebung des Tryphon gute Dienste geleistet hatte, konnte er damit nicht verhindern, dass Antiochus in seiner Unverfrorenheit die habsüchtigen Anschläge auf Judäa fortsetzte. Denn es stand nicht lange an, so sandte Antiochus seinen Feldherrn Kendebäus an der Spitze seiner Kriegsmacht nach Judäa, um das Land zu verwüsten und den Simon zur Unterwerfung zu zwingen.

Dieser aber führte, obschon hochbetagt, den Krieg fast mit der Frische eines Jünglings. So ließ er zunächst seine Söhne mit den Kerntruppen vorausmarschieren, um den König an der Front festzuhalten, während er selbst mit einem Teile der Heeresmacht denselben von einer anderen Richtung her zu packen gedachte.

Unterstützt von einem ausgebreiteten Netze von starken Hinterhalten, die er vorsorglich, namentlich in den Bergen, gelegt hatte, gelang sein ganzer Operationsplan, und nach einer Reihe glänzender Siege hatte er die Freude, sich selbst mit dem Namen eines Hohenpriesters geehrt, das jüdische Volk aber von der 170jährigen macedonischen Zwingherrschaft befreit zu sehen.


Dennoch sollte auch Simon durch Meuchelmord, und zwar bei einem Gastmahle unter der Hand seines eigenen Schwiegersohnes Ptolemäus sterben. Nachdem der Mörder noch seine Gattin und zwei seiner Söhne ins Gefängnis geworfen hatte, schickte er auch gegen den dritten Sohn Johannes, Hyrkanus zubenannt, seine Meuchler aus.

Der Jüngling erfuhr aber noch rechtzeitig von ihrem Anzuge und beeilte sich, die Hauptstadt zu erreichen, weil er auf das Volk bei der frischen Erinnerung an die Siege seines Vaters und bei dem Abscheu, den die Greueltat des Ptolemäus erregen musste, das größte Vertrauen setzte. Schon war indes auch Ptolemäus zur Stelle, um bei einem anderen Tore in die Stadt einzudringen. Doch wurde er vom Volke, das dem Hyrkan bereits Aufnahme gewährt hatte, rasch hinausgestoßen,

worauf er sich sogleich auf eine der oberhalb Jericho gelegenen Burgen, namens Dagon, zurückzog. Hyrkan ließ sich zunächst die hohepriesterliche Würde, die schon sein Vater bekleidet hatte, übertragen und brachte Gott sein Opfer, dann aber rückte er in aller Eile gegen Ptolemäus heran, um seine Mutter und die Brüder aus der Gewalt des Wütherichs zu befreien.


Bei der nun folgenden Bestürmung der Veste hätten wohl die feindlichen Bollwerke den Hyrkan nicht aufzuhalten vermocht, leider unterlag er aber einem, freilich nur allzu gerechten, seelischen Schmerze. Ptolemäus ließ nämlich, so oft seine Kraft sich im Kämpfe erschöpfte, die Mutter und Brüder des Hyrkan an eine weithin sichtbare Stelle auf der Mauer führen und dort mit Streichen zerfleischen, ja er drohte ernstlich, sie endlich gar hinabzustürzen, wenn der Feind sich nicht schnell zurückziehen würde.

Bei diesem Anblick überfiel den Hyrkan ein Erbarmen und Schrecken, die noch größer waren als sein Zorn, während die Mutter weder unter den Misshandlungen noch selbst angesichts des ihr angedrohten Todes im geringsten wankte, sondern mit ausgestreckten Händen den Sohn anflehte, er möge ja nicht, gebrochen von dem an ihr verübten Frevel, des Ruchlosen schonen, da sie für ihre Person den Tod aus der Hand des Ptolemäus wertvoller finde, als selbst die Unsterblichkeit, weil er dann wenigstens die gerechte Strafe für das empfangen werde, was er an ihrem Hause gefrevelt habe.

So oft nun Johannes sich die Fassung seiner Mutter zu Gemüte führte und ihren Racheschrei oben vernahm, eilte er entschlossen zum Sturme; wie er sie aber wieder geschlagen und zerfleischt sah, wurde ihm wieder weich ums Herz und er war ganz nur Mitleid.

Während sich aber die Belagerung aus diesen Gründen immer weiter hinauszog, trat das Ruhejahr ein, welches bei den Juden alle sieben Jahre, ähnlich wie der Sabbatstag, durch Einstellung der Arbeit geheiligt wird, und so war für jetzt Ptolemäus der Belagerung los. Er ließ nun die Brüder des Johannes sammt ihrer Mutter hinrichten und floh dann zu Zeno, genannt Kotylas, dem Fürsten von Philadelphia.


Jetzt machte auch Antiochus voll Zorn über die durch Simon erlittenen Niederlagen einen neuen Einfall in Judäa und lagerte sich mit seinem Heere vor Jerusalem, um Hyrkan zur Übergabe zu zwingen. Hyrkan aber wusste sich durch Eröffnung des Grabes Davids, der da einer der reichsten Könige gewesen war, über 3000 Talente Geldes zu verschaffen und durch Zahlung einer Summe von 300 Talenten den Antiochus zur Aufhebung der Belagerung zu bestimmen. Vom Überschuss des Geldes begann er nun auch Soldtruppen zu halten, was vor ihm noch kein jüdischer Fürst getan hatte.


Als ihm jedoch später Antiochus selbst durch seine Entfernung nach dem medischen Kriegsschauplatz eine gute Gelegenheit zur Wiedervergeltung gab, säumte er nicht und fiel über die Städte Syriens her, in der Annahme, die auch wirklich zutraf, sie von den besten Streitern entblößt zu finden.

Er bezwang nun Medaba und Samäa mit den umliegenden Städten, ferner Sichem und Garizin mit dem Volk der Chuthäer, welches um das bekannte, dem Tempel von Jerusalem nachgemachte Heiligtum herum wohnte, und eroberte auch in Idumäa außer zahlreichen anderen Städten namentlich Adoreus und Marissa.


Er schritt endlich auch zur Belagerung von Samaria, woselbst gegenwärtig die von König Herodes gegründete Stadt Sebaste steht. Er schnitt sie zunächst durch einen Wall von jeder Verbindung nach außen ab und überließ dann den Söhnen Aristobulus und Antigonus die Leitung der Belagerung. Da diese sie rastlos betrieben, gerieten die Bewohner der Stadt in eine solche Hungersnot, dass sie sogar zu den ekelhaftesten Dingen griffen.

Da riefen sie Antiochus mit dem Beinamen Aspendius zu Hilfe, der auch bereitwillig ihrem Rufe Folge leistete, aber von den Leuten des Aristobulus geschlagen ward. Bis Scythopolis von beiden Brüdern verfolgt, kam er zwar für seine Person noch mit heiler Haut davon, doch kehrten dieselben wieder nach Samaria zurück, um deren Bevölkerung aufs neue in den Mauerwall einzuschließen. Endlich brachten sie die Stadt in ihre Gewalt, worauf sie dieselbe dem Erdboden gleich, ihre Einwohner aber zu förmlichen Sklaven machten.

Da sich auf solche Art der Sieg überall an ihre Fahnen geheftet hatte, loderte auch das Feuer ihrer Kriegslust immer mächtiger auf, und sie zogen schließlich mit ihrer Macht vor Scythopolis, machten mehrere Stürme auf die Stadt und verheerten die ganze Umgebung südlich vom Karmelgebirge.


Unterdessen hatte aber der Neid gegen die glänzenden Erfolge des Johannes, wie seiner Söhne, eine Gährung unter ihren eigenen Landsleuten erregt, von denen sich eine bedeutende Zahl gegen sie verschwor und rastlos schürte, bis der Zunder zur lichterlohen Kriegesflamme aufschlug. Doch unterlagen die Verschwörer.

Die übrige Zeit seines Lebens verbrachte Johannes recht glücklich und starb endlich nach einer durch volle 33 Jahre aufs trefflichste geführten Regierung mit Hinterlassung von fünf Söhnen, ein Mann, der es fürwahr verdient, selig gepriesen zu werden, und bei dem das Schicksal einmal gar nichts zu wünschen übrig ließ. Besaß doch hier ein einziger Mensch die drei kostbarsten Dinge: Die Herrschaft über die Nation, die hohepriesterliche Würde und die Prophetengabe.

Denn auch die Gottheit redete mit ihm, so dass ihm nichts von der Zukunft verborgen blieb, wie er insbesondere auch von seinen zwei ältesten Söhnen voraussah und voraussagte, dass es mit ihrer Herrschaft keine Dauer haben werde. Es lohnt sich der Mühe, dieses traurige Ende näher zu schildern, schon um zu sehen, was für ein Abstand zwischen ihrem Schicksal und dem Glücke ihres Vaters liegt.