Neue Zwistigkeiten am Hofe. Pheroras fällt abermal in Ungnade. Antipater reist mit dem Testamente des Königs nach Rom. Sylläus vor dem Kaiser. Pheroras stirbt auf seinem Fürstentum.


Als Antipater auf diese Art die Hoffnungen der Waisen vernichtet und die Heiratspläne seinem Vorteile dienstbar gemacht hatte, glaubte er seine Zukunft gesichert und war endlich im schützenden Port. Aber gerade diese Sicherheit, in der sich jetzt seine Bosheit wiegte, machte ihn unausstehlich. Da er sich nämlich den allgemeinen Hass nicht vom Halse schaffen konnte, so wollte er sich wenigstens gefürchtet machen und auf diesem Wege für seine Sicherheit sorgen. Zu ihm hielt auch Pheroras, der ihn ganz so behandelte, als wäre er schon ausgemachter König.

Dazu kam noch ein Weiberkomplot, das sich am Hofe bildete, und das neue Wirren hervorrief. Die Frau des Pheroras im Bunde mit ihrer Mutter und Schwester, zu denen sich auch die Mutter Antipaters gesellte, erlaubte sich nämlich am Hofe viele Frechheiten und wagte es sogar, zwei Töchter des Königs zu verhöhnen. Die Folge war, dass sie beim König in die größte Ungnade fiel. Aber trotz dieses Hasses von seiner Seite regierten die Frauen doch den ganzen Hof.

Die einzige Salome stellte sich dem Komplote entgegen und beschuldigte beim König diese Zusammenkünfte unlauterer Bestrebungen gegen seine Regierung. Sobald die Frauen von dieser Anzeige und von der Aufregung des Königs erfahren hatten, stellten sie ihre offenen Zusammenkünfte und die sonstigen Aeußerungen ihrer Freundschaft ein, ja sie zeigten im Gegenteil, wenn es der König hören konnte, verstellter Weise sogar gegenseitige Feindschaft, wobei ihnen Antipater secundierte, indem er vor der Öffentlichkeit mit Pheroras manchmal hart zusammengeriet.

Dafür kamen sie jetzt ganz heimlich zusammen und hielten nächtliche Gelage, so dass also gerade ihre genauere Überwachung nur dazu diente, ihr Zusammenhalten noch mehr zu verstärken. Indes kam Salome auch hinter diese Schliche und erstattete bei Herodes die Anzeige.


Dieser geriet darüber in den glühendsten Zorn, am allermeisten gegen die Frau des Pheroras, welche Salome mehr als die anderen Frauen eingetunkt hatte. Herodes ließ nun einen Familienrat aus seinen Freunden und Verwandten znsammentreten, vor dem er das Frauenzimmer außer vielen anderen Vergehen auch der Beschimpfung seiner eigenen Töchter anklagte. Weiter sollte sie auch den Pharisäern Gelder zur Untergrabung der herodianischen Herrschaft zugewendet und seinen Bruder durch magische Tränke verzaubert und zum Feinde des Königs gemacht haben.

Am Schlusse der Rede wandte er sich an Pheroras und stellte ihn vor die Alternative, sich entweder für den Bruder oder das Weib zu erklären. Dieser aber gab zur Antwort, dass er eher das Leben als das Weib verlieren wolle, worauf der König in seiner Verlegenheit nichts anderes mehr tun konnte, als dass er sich von ihm weg zu Antipater wandte und ihm strenge den Verkehr sowohl mit der Frau des Pheroras, als auch mit ihm selbst und überhaupt mit der ganzen Weibersippe untersagte. Antipater hielt sich auch vor der Öffentlichkeit genau an diesen Befehl, aber im Geheimen brachte er ganze Nächte bei ihnen durch.

Weil er aber doch das Späherauge der Salome fürchtete, so verschaffte er sich mit Hilfe seiner Freunde in Italien schlauer Weise eine Gelegenheit zu einer Romreise. Es kamen nämlich Briefe von ihnen an, des Inhaltes, dass Antipater innerhalb einer gewissen Zeit zum Kaiser gesendet werden möge. Darauf ordnete ihn Herodes ohne Verzug mit einem prächtigen Gefolge und vielen Schätzen an den Kaiserhof ab, mit der besonderen Bestimmung, das Testament des Königs zu überreichen, in welchem Antipater zum König, Herodes aber, der Sohn der Hohenpriesterstochter Mariamne, zu seinem Thronerben designiert war.


Zu gleicher Zeit musste auch der Araber Sylläus nach Rom fahren, weil er sich über die vom Kaiser erflossenen Bescheide hinweggesetzt hatte und sich jetzt in denselben Stücken gegen die Anklagen des Antipater verteidigen sollte, derentwegen er schon früher von Nikolaus belangt worden war. Er hatte aber außerdem noch keinen geringen Strauß mit seinem eigenen König Aretas auszufechten, da er demselben nebst anderen Freunden auch einen gewissen Soämus, der in Petra allmächtig war, durch Meuchelmord entrissen hatte.

Ferner hatte er um hohes Geld den kaiserlichen Verwalter Fabatus auf seine Seite gebracht, um sich seiner Hilfe besonders gegen Herodes zu bedienen. Herodes aber bot ihm noch mehr und so gelang es ihm, den Fabatus gegen Sylläus einzunehmen, um durch seine Vermittlung die dem Sylläus vom Kaiser abverlangten Summen endlich hereinzubringen. Der aber gab nichts heraus, sondern verklagte noch dazu den Fabatus beim Kaiser, dass er nicht so sehr den Säckel des Kaisers, als vielmehr den des Herodes verwalte.

Darüber erbost, machte Fabatus, zumal er bei Herodes jetzt sehr gut angeschrieben war, auch an den Geheimnissen des Sylläus den Verräter, indem er dem König erzählte, dass Sylläus seinen Leibwächter Korinthus um Geld gewonnen habe, und ihm riet, den Mann gefänglich einziehen zu lassen. Der König schenkte dem Rate umso eher geneigtes Gehör, als Korinthus, obschon im Palaste aufgewachsen, in der Tat seiner Abstammung nach ein Araber war.

Er ließ sofort nicht bloß ihn, sondern noch zwei andere Araber verhaften, die man bei ihm antraf, von denen der eine ein Vertrauter des Sylläus, der andere aber ein Scheikh der Araber war. Auf der Folter bekannten nun die letzteren, dass sie den Korinthus durch die Zusage großer Geldgeschenke vermocht hätten, ein Attentat auf Herodes zu unternehmen, und sie wurden demzufolge nach einer neuerlichen Untersuchung vor dem damaligen Statthalter von Syrien, Saturninus, nach Rom geschickt.


Mittlerweile ließ Herodes nicht nach, in Pheroras zu dringen, dass er sich von seiner Frau trennen möchte. Er fand auch sonst keine Mittel und Wege, wie er etwa das Weib zur Strafe ziehen könnte, soviele Ursachen er auch zu seinem Hasse haben mochte, bis er endlich in der höchsten Aufwallung sie sammt seinem Bruder verjagte.

Pheroras ertrug aber lieber diese schimpfliche Behandlung, als dass er sich gefügt hätte, und begab sich auf sein Vierfürstentum zurück, schwur jedoch, nie mehr seinen Verbannungsort verlassen zu wollen, bis Herodes todt wäre und ihn, solange er lebe, niemals zu besuchen.

In der Tat kam er zu seinem Bruder nicht einmal dann auf Besuch, als er schwer krank wurde, so inständig auch Herodes nach ihm verlangte, weil er in der sicheren Erwartung des Todes ihm noch einige Weisungen hinterlassen wollte.

Wider alles Erwarten aber genas er wieder und bewies sich, als nicht lange darauf Pheroras erkrankte, edelmütiger als sein Bruder, indem er ihn heimsuchte und teilnahmsvoll pflegte. Pheroras überstand jedoch das Übel nicht, sondern starb nach einigen Tagen, und es ward sogar das Gerücht ausgesprengt, dass Herodes ihn durch Gift aus dem Wege geräumt habe, obwohl ihm der König bis zum letzten Augenblicke seine Liebe bewiesen hatte. Die Leiche ließ er übrigens nach Jerusalem zurückbringen, ordnete für die ganze Nation die tiefste Trauer an und feierte ihm ein überaus prächtiges Leichenbegängnis. So hatte nun wenigstens einer aus den Mördern des Alexander und Aristobulus sein Ende gefunden.