Kampf der Römer gegen Alexander unter Gabinius, Crassus und Cassius.


Unterdessen machte Scaurus einen Einfall in Arabien, bei dem er zwar nach der Hauptstadt Petra wegen der schwierigen Terrainverhältnisse nicht vordringen konnte, dafür aber die Gegenden ringsumher weit und breit verwüstete. Freilich konnte auch das letztere nur unter großen eigenen Beschwerden geschehen, da das Heer Hunger leiden musste, weshalb ihm Hyrkan zu Hilfe kam und durch Antipater Proviant schicken ließ. Da Antipater mit Aretas gut bekannt war, benützte ihn Scaurus auch zu einer Gesandtschaft an den König, um diesen zu bewegen, sich mit einer Geldsumme den Krieg vom Halse zu schaffen. Der Araber ließ sich in der Tat bestimmen, 300 Talente herzugeben, und damit zufrieden, führte Scaurus sein Heer wieder aus Arabien fort.


Mittlerweile war es aber auch dem Sohne des Aristobulus, Alexander, der dem Pompejus entsprungen war, mit der Zeit gelungen, eine bedeutende Mannschaft zusammenzubringen, womit er dem Hyrkan arg zusetzte und Judäa durchstreifte. Ja er hätte aller Wahrscheinlichkeit nach bald seiner Herrschaft ein Ende bereitet, da er sogar in Jerusalem seinen Einzug halten konnte und sich schon daran wagte, die von Pompejus niedergelegte Mauer wieder aufzurichten, wenn nicht Gabinius, der nach Syrien gesandte Nachfolger des Scaurus, zu den vielen sonstigen Ruhmesblättern seiner Tapferkeit auch noch seine rasche Expedition gegen Alexander gefügt hätte.

Mit Besorgnis betrachtete dieser seinen Anmarsch und suchte sein Heer noch bedeutend zu verstärken, bis es auf 10.000 Schwerbewaffnete und 1.500 Reiter stieg, während er gleichzeitig die strategisch wichtigsten Punkte, wie Alexandrium, Hyrkanium und Machärus gegen die Berge Arabiens hin mit neuen Befestigungswerken versah.


Gabinius schickte einstweilen den Marcus Antonius mit einem Teile der Truppen voraus, um mit der Hauptmacht erst später nachzukommen. Die Elitetruppen des Antipater mit den übrigen Streitkräften der Juden, die Malchus und Peitholaus befehligten, stellten sich auf diesem Zuge gegen Alexander vollständig dem Stabe des Marcus Antonius zur Verfügung. Und nicht lange, so erschien auch Gabinius mit dem eigentlichen Schlachtheer.

Den so vereinigten feindlichen Kräften bot Alexander gar nicht erst die Spitze, sondern wich vor ihnen zurück, ward aber, schon nahe bei Jerusalem, zum Schlagen gezwungen und musste sich, nachdem er in der Schlacht 6.000 Mann eingebüßt hatte, von denen 3.000 am Platze blieben, 3.000 aber gefangen genommen wurden, mit dem Reste in die Veste Alexandrium werfen.


Als nun Gabinius vor Alexandrium erschien und ein großes befestigtes Lager vor der Veste antraf, versuchte er vor dem Angriff durch die Zusicherung der Verzeihung für den früheren Abfall die Gegner zu gewinnen. Da sie aber gar keine Vernunft annehmen wollten, so machte er viele nieder und jagte die übrigen hinter die Festungsmauer zurück.

Bei diesem Kampfe focht namentlich der Befehlshaber Marcus Antonius mit der größten Auszeichnung, ein Mann, der sich zwar überall ruhmvoll gehalten hatte, nirgends aber so, wie hier! Gabinius ließ alsdann bei der Festung eine Abteilung zurück mit der Aufgabe, dieselbe vollends zu nehmen, und zog selbst das Land auf und ab, um den der Zerstörung entgangenen Städten eine geordnete Verwaltung zu geben, die verwüsteten aber wieder aufzubauen.

Auf seinen Befehl wurden bei dieser Gelegenheit Scythopolis, Samaria, Anthedon, Apollonia, Jamnia, Raphia, Marissa, Adoreus, Gamala, Azotus und noch viele andere Städte unter dem freudigen Zulauf der betreffenden früheren Bewohner wieder bevölkert.


Nachdem Gabinius diesen Angelegenheiten seine Sorgfalt gewidmet hatte, kehrte er wieder nach Alexandrium zurück und betrieb die Belagerung so energisch, dass Alexander jetzt an Allem verzweifelte und einen Parlamentär an ihn abschickte mit der Bitte um Vergebung für das Vergangene und mit dem Angebot der Übergabe jener Befestigungen, die bei ihm noch ausgehalten hatten, nämlich Hyrkanium und Machärus. Nach Annahme seiner Unterwerfung lieferte er dem Gabinius auch Alexandrium aus.

Alle diese Vesten ließ Gabinius, namentlich auf Betreiben von Alexanders eigener Mutter, die besorgt um das Schicksal des gefangenen Gatten und ihrer anderen Kinder in Rom den Gabinius zu besänftigen gekommen war, demolieren, damit sie nicht etwa noch einem zweiten Kriege zum Ausgangspunkt dienen könnten.

Alsdann führte Gabinius den Hyrkan wieder in Jerusalem ein und übergab ihm die Sorge für das Heiligtum, während er selbst die sonstige öffentliche Verwaltung auf Grund einer aristokratischen Regierungsform ordnete.

Er teilte ferner das ganze Volk in fünf Gerichtsbezirke: den ersten Teil schlug er zu Jerusalem, den zweiten zu Gadara, der dritte sollte nach Amathus gehören, der vierte Jericho zugewiesen sein und für den fünften Bezirk wurde Sepphoris, eine Stadt in Galiläa, als Mittelpunkt bezeichnet. Sehr gerne ließen sich übrigens die Juden nach der Befreiung von der Zwingherrschaft eines Einzigen fortan von einer aristokratischen Regierung leiten.


Aber nicht lange darnach wurde für sie die Flucht des Aristobulus aus Rom eine Quelle von neuen Wirren, da der Flüchtling aufs neue viele Juden zu einem Aufstand organisierte, von welchen die einen sich nur nach einer Umwälzung sehnten, die anderen aber von einer alten Anhänglichkeit an ihn sich leiten ließen. Vor allem besetzte er Alexandrium und suchte seine Befestigungen wieder herzustellen. Er musste sich aber auf die Kunde, dass Gabinius unter den Befehlen des Sisenna, Antonius und Servilius ein Heer gegen ihn aufgeboten habe, auf Machärus zurückziehen. Auf diesem Marsche schaffte er sich auch den zum Schlagen unfähigen Menschentross vom Halse

und ließ nur die Schwerbewaffneten in der Zahl von 8.000 mitziehen, darunter auch den Unterfeldherrn Peitholaus aus Jerusalem, der mit 1.000 Mann zu ihm übergegangen war. Da aber die Römer dem Aristobulus schon auf der Ferse waren, kam es früher zu einer Schlacht, in welcher die Leute des Aristobulus sich im heldenmütigsten Kämpfe lange Zeit behaupteten, bis sie endlich, von den Römern überwältigt, mit 5.000 Leichen die Walstatt deckten. Bei 2.000 gelang es, eine Anhöhe im Rücken zu gewinnen, während sich die letzten 1.000 Mann mit Aristobul durch die römischen Schlachtreihen durchschlagen und auf Machärus werfen.

Hier lagerte der König die erste Nacht unter den Ruinen und wiegte sich noch immer in der Hoffnung, falls ihn der Feind nur ein wenig verschnaufen ließe, ein zweites Heer zusammenzubringen. Die Veste setzte er zur Not in Stand. Doch fielen die Römer zu schnell über ihn her, und so konnte er sich mit fast übermenschlicher Anstrengung nur während zweier Tage halten, ward gefangen genommen und mit seinem Sohne Antigonus, der mit ihm aus Rom geflohen war, in Ketten zu Gabinius gebracht, von Gabinius aber wieder nach Rom geschickt.

Den Vater ließ nun der Senat wieder in Haft setzen, die Kinder dagegen konnten nach Judäa zurückkehren, weil Gabinius in einem Schreiben dem Senate mitgeteilt hatte, dass er das Letztere der Gattin des Aristobulus als Gegenleistung für die Übergabe der Festungen zugesagt habe.


Als sich dann Gabinius anschickte, gegen die Parther zu Felde zu ziehen, kam ihm gerade Ptolemäus in die Quere, da er seinetwegen vom Euphrat wieder zurückkehren musste, um ihn wieder auf den ägyptischen Thron zu bringen. Auf diesem Zuge nun fand er in Hyrkan und Antipater in jeder Beziehung treffliche Stützen, indem namentlich Antipater sowohl Geldmittel als Waffen und Proviant, wie auch Hilfstruppen herbeischaffte und außerdem die ägyptischen Juden, welche die Pässe von Pelusium zu bewachen hatten, beredete, den Gabinius hier durchzulassen.

Infolge dieser Entfernung des Gabinius war indes ganz Syrien in Gährung geraten, und dies benützte Alexander, der Sohn des Aristobulus, um auch die Juden wieder zum Abfall zu bewegen. Er brachte ein sehr großes Heer auf die Beine und war schon fest entschlossen, alle im Lande befindlichen Römer auszurotten.

Schon war aber auch Gabinius von Ägypten her zur Stelle, da die in Syrien ausgebrochenen Unruhen ihn zur höchsten Eile gedrängt hatten, und nicht ohne Besorgnis darüber schickte er an einige Häupter des Aufstandes den Antipater voraus, der sie auch umstimmte. Immerhin blieben bei Alexander noch 30.000 Streiter, mit denen es Gabinius aufzunehmen beschloss. So brach er denn zur Entscheidungsschlacht auf, die Juden ihm entgegen. Am Berg Itabyrium stießen die Heere aufeinander: 10.000 Juden blieben am Schlachtfelde, und die übrige Masse ward in die Flucht gesprengt.

Gabinius besuchte hierauf Jerusalem, bei welcher Gelegenheit er die Regierung ganz nach dem Wunsche Antipaters gestaltete. Von da brach er dann gegen die Nabatäer auf und besiegte sie in offener Feldschlacht. Um diese Zeit ließ er auch den Mithradates und Orsanes, die sich aus Parthien hatten flüchten müssen, heimlich frei, indes er im Lager das Gerücht aussprengen ließ, dass sie ihm entkommen seien.


Mittlerweile kam Crassus ihn abzulösen und die Verwaltung Syriens zu übernehmen. Dieser raffte für den Partherkrieg alles Gold, das er im Tempel zu Jerusalem fand, zusammen und nahm auch die 2.000 Talente weg, die Pompejus unangetastet gelassen hatte. Kaum aber war er über den Euphrat gegangen, als er mit seinem ganzen Heere vernichtet wurde. Die Erzählung des näheren Verlaufes ist übrigens hier nicht am Platze.


Die Parther wälzten sich nun über den Euphrat heran, um in Syrien einzudringen. Doch gelang es Cassius, der sich noch aus der Schlacht nach dieser Provinz hatte flüchten können, die Feinde daraus zurückzuschlagen. Nachdem er die Provinz wieder vollständig gewonnen hatte, eilte er nach Judäa, wo er Tarichää eroberte und bei diesem Anlass 30.000 Juden in die Sklaverei verkaufte. Er ließ jetzt auch den Peitholaus, der die früheren Parteigänger des Aristobulus zu einem neuen Aufstande zu organisieren gesucht hatte, hinrichten, eine Bluttat, zu der ihm Antipater den Rat gegeben hatte.

Letzterer war mit einer Frau aus den vornehmsten Familien Arabiens, namens Cyprus, verheiratet und hatte von ihr vier Söhne: Phasaël und den späteren König Herodes, außerdem Josephus und Pheroras, ferner eine Tochter, namens Salome. In naher Beziehung zu den einflussreichsten Persönlichkeiten allerorts mittels der Bande der Freundschaft und Gastlichkeit, hatte er sich ganz besonders den Araberkönig durch die Heirat mit seiner Verwandten verbunden und durfte sogar, als er den Kampf gegen Aristobulus unternahm, seine Kinder zu ihrer persönlichen Sicherheit ihm zuschicken.

Nachdem Cassius auch noch den Alexander zu einem friedlichen Abkommen gezwungen hatte, kehrte er an den Euphrat zurück, um die Parther an einer feindlichen Überschreitung des Stromes zu hindern. Doch darüber bei anderer Gelegenheit.