Die Juden rüsten zum Kriege. Raubzüge des Simon Gioras.


Damit hatte die innere Gährung in Galiläa ihr Ende erreicht. Man stellte nunmehr die Feindseligkeiten gegeneinander ein und wandte sich den Rüstungen gegen die Römer zu.

In Jerusalem waren der Hohepriester Ananus und die übrigen Großen alle, soweit sie nicht römerfreundlich waren, eifrig daran, die Stadtmauern, wie auch eine Menge von Kriegsmaschinen herzustellen.

In der ganzen Stadt wurden Geschosse und Waffenrüstungen geschmiedet. Die Schar der jungen Leute beschäftigte sich, freilich ohne zielbewusste Anleitung, mit kriegerischen Übungen, und überall herrschte wirrer Lärm. Tiefste Niedergeschlagenheit hatte sich der ruhigen Bürger bemächtigt, und viele ergingen sich in der Voraussicht des nahenden Unheiles in den bittersten Klagen.

Übernatürliche Vorgänge von böser Vorbedeutung, wenigstens nach dem Urteile der friedliebenden Bevölkerung, wurden von den Brandstiftern der Empörung im Handumdrehen nach der eigenen Leidenschaft zurecht gelegt, und das Angesicht der Stadt hatte schon, ehe ein Römer sich ihr genaht, die Züge einer Sterbenden.

Allerdings hatte Ananus die ernste Absicht, die Kriegsrüstungen allmählich einzustellen und der ganzen Bewegung unter den Aufständischen, insbesondere unter den tollen Zeloten, wie man sie hieß, eine solche Richtung zu geben, die im Interesse der Stadt gewesen wäre – aber er unterlag der Gewalt, und wir werden im Folgenden noch das entsetzliche Ende schildern müssen, das er genommen hat.


Im Kreise von Akrabatene zog unterdessen Simon, der Sohn des Gioras, eine große Menge Aufrührer an sich, um mit ihnen auf Raub auszugehen. Er begnügte sich aber nicht damit, den Wohlhabenden bloß ihre Häuser zu durchstöbern, sondern er vergriff sich auch an ihrer Person, so dass man schon von langer Hand klar erkennen konnte, dass er ganz das Zeug zu einem Tyrannen in sich habe.

Als endlich Ananus und die anderen Häupter in Jerusalem ein Heer gegen ihn entboten, nahm er mit seiner Bande zu dem Raubgesindel auf Masada seine Zuflucht und blieb dort bis zur Ermordung des Ananus und der übrigen Gegner, während welcher Zeit er seinen redlichen Teil zur Verheerung Idumäas beitrug.

Er trieb es so arg, dass die Häupter dieses Volkes wegen der zahlreichen Mordtaten und fortwährenden Beraubungen sogar ein eigenes Heer aufstellen mussten, um die Dorfschaften mit genügender Wachmannschaft zu versehen. So lagen damals die Dinge in Idumäa.