Beschreibung des Tempels und der Antonia.


Das Heiligtum war, wie schon früher gesagt, auf einem mächtigen Hügel erbaut, dessen oberstes Plateau freilich zu Anfang kaum für das Tempelhaus und den Brandopferaltar genügend Raum geboten hatte, da der Hügel damals ringsum sehr jäh und steil abfiel.

Doch ließ gleich der erste Gründer des Tempelhauses, König Salomon, das Terrain von Osten mit Stützmauern versehen und auf diesem Mauerdamme eine Säulenhalle errichten, während nach den übrigen Seiten hin der Tempel noch keinen anderen Vorbau hatte. Erst im Verlaufe der folgenden Jahrhunderte wurde durch die stetig geförderten Erdarbeiten von Seite des Volkes der Hügel ebener und breiter, so dass man schließlich auch die Nordmauer niederlegen konnte und so jenen großen Flächenraum gewann, den in der späteren Zeit die Umfassungsmauer des ganzen Heiligtumes einnahm.

Nachdem man den Hügel auf solche Art auf drei Seiten von seinem Fuße an mit Futtermauern gestützt hatte, ein Werk, dessen Vollendung aussichtslos erschien, und über dem nicht bloß ungeheure Zeiträume, sondern auch die gesammten heiligen Schätze hinschwanden, welche der ganze Erdkreis als Gottessteuer nach Jerusalem geschickt hatte, schritt man zum Bau der oberen Umfassungsmauern und zur Einfassung der niedriger gelegenen Fläche des Tempelplatzes.

Die Untermauerung betrug an der niedrigsten Stelle des letzteren noch immer 300 Ellen, an anderen Punkten kam sie aus einer noch größeren Tiefe, obschon die ganze Tiefe der Fundierungsmauern auch da nicht zutage treten konnte, weil man die dadurch entstandenen Klüfte zu einer bedeutenden Höhe wieder aufschüttete, damit die Gassen in der Stadt nicht allzu uneben würden.

Der Unterbau hatte Quadern von vierzig Ellen Länge, was nur bei dem Umstande begreiflich erscheint, dass die reichen Geldquellen und die edle Begeisterung des Volles ganz unsägliche Anstrengungen ermöglichten, welche das schier aussichtslose Werk mit Ausdauer und Zeit der Verwirklichung entgegenführten.


Auf diesen großartigen Unterbauten standen übrigens auch Bauwerke, die eines solchen Fundamentes würdig waren. Auf allen Seiten erhoben sich mindestens zweifache Säulengänge, die von fünfundzwanzig Ellen hohen Säulenschäften, jeder aus einem einzigen Stück schneeweißen Marmors, gestützt und mit Zederngetäfel eingedeckt waren.

Das kostbare Material dieser Hallen, wie auch dessen Politur und das harmonische Gefüge boten ein gar seltenes Schaustück, trotzdem sonst keinerlei Schmuckwerk, wie Malereien etwa oder Sculpturen, als äußere Zutat die natürliche Schönheit erhöhte.

Ihre Breite belief sich auf dreißig Ellen, während der gesammte Umfang mit Einschluss der Antonia sechs Stadien maß. Der ganze freie Raum war mit den verschiedensten Steinarten buntfärbig gepflastert.

Durchschritt man nun denselben in der Richtung auf den zweiten Vorhof des Heiligtumes, so traf man auf eine drei Ellen hohe Steinballustrade von ausnehmend feiner Arbeit, die rings herumlief.

Hier standen in gleichen Zwischenräumen mehrere Säulen mit griechischen und lateinischen Aufschriften, welche das Reinigungsgesetz kundmachten und jedem Nicht-Juden den Eintritt in das eigentliche Heiligtum, womit der folgende Raum bezeichnet wurde, untersagten.

Auf vierzehn Stufen stieg man hierauf von der ersten Fläche zum Heiligtnm hinauf, das sich in der Form eines Viereckes droben erhob und mit einer eigenen Mauer ringsum abgeschlossen war.

Die Höhe der letzteren, von der äußeren Tempelfläche aus gerechnet, hätte vierzig Ellen betragen, aber ein Teil stack davon unter den Stufen; die Höhe vom Niveau im Innern aus gerechnet, machte nur fünfundzwanzig Ellen aus, da die Mauer sich mit ihrem Stufenbau an ein höheres Terrain anschmiegen musste, und daher mit ihrer Größe, die ja teilweise unter der Erhöhung lag, im Innern nicht mehr völlig zutage treten konnte.

Nach den vierzehn Stufen kam dann eine ganz ebene Terrasse, die von der Mauer zehn Ellen breit abstand, von welcher Terrasse noch eine zweite Treppe mit fünf Stufen zu den Toren hinaufführte. Tempeltore gab es auf der Nord- und Südseite acht, auf beiden Seiten nämlich je vier, während man auf der Ostseite gar zwei Tore (hintereinander) zu passieren hatte, und zwar aus dem Grunde, weil nach dieser Seite hin für die Frauen ein eigener Gebetsraum durch eine Scheidewand abgegrenzt war, weshalb noch ein zweites Tor angebracht werden musste.

Es öffnete sich direkt dem ersten gegenüber. Auch nach den anderen Weltgegenden waren Tore, eines im Süden und eines im Norden, angebracht, durch die man von jenen Stufen in den Frauenvorhof gelangte; bei den anderen Toren dieser beiden Seiten durften ja die Frauen gar nicht hineingehen, aber auch bei Benützung des ihnen gestarteten Zuganges war es ihnen keineswegs erlaubt, über die Scheidemauer hinaus zu gehen. Doch wurden zu diesem ihrem Gebetsraume sowohl eingeborne wie ausländische Jüdinnen ohne allen Unterschied zugelassen.

Die Westseite der Tempelmauer hatte kein Tor, sondern es bildete der Bau hier eine einzige fortlaufende Mauerwand. Zwischen den einzelnen Toren liefen im Innern längs der Mauer, aber noch den Schatzkammern vorgelagert, Säulenhallen herum, die von sehr schönen und großen Säulen getragen waren. Wenn auch keine Doppelhallen und nicht so ausgedehnt wie die unteren, standen sie doch sonst hinter den letzteren in keiner Beziehung zurück.


Von den Toren waren neun vollständig mit Gold und Silber überzogen, sowohl die Thüren selbst, wie auch die Seitenpfosten und Oberschwellen. Ein einziges aber, das äußere der beiden östlichen Tore, bestand aus korinthischem Erz und überragte die versilberten und vergoldeten Tore beiweitem an Kostbarkeit.

Jeder Torstock besaß zwei Flügeltüren mit einer Höhe von dreißig und einer Breite von fünfzehn Ellen.

Übrigens dehnten sich die Torstöcke von der Eingangsseite auch weiter nach innen hin aus und bildeten rechts und links große Ausbuchtungen von turmförmiger Gestalt in einer Breite und Länge von dreißig Ellen, in einer Höhe von über vierzig Ellen. Zwei Säulen mit je einem Umfange von zwölf Ellen waren die Stützen für die Tore.

Die letzteren hatten sonst alle die gleiche Größe, nur jenes Tor, welches vom Frauenvorhof aus oberhalb des Korinthischen Tores und ostwärts von der Pforte des Tempelhauses, dieser gerade gegenüber, sich öffnete, war bedeutend größer als die übrigen.

Seine volle Höhe erhob sich zu fünfzig Ellen, wovon vierzig auf die Thürflügel kamen. Seine Zieraten waren (unter den neun vergoldeten Toren) die allerkostbarstem da sie aus ungemein massiven Silber- und Goldbeschlägen bestanden, wie Alexander, der Vater des Tiberius, ähnliche wenigstens, auch auf allen übrigen dieser neun Tore hatte auftragen lassen.

Fünfzehn Stufen führten zu diesem größeren Tor vom Frauenvorhof hinan. Sie waren dafür auch niedriger, als die fünf Stufen, die zu den übrigen Toren führten.


Das Tempelhaus selbst lag in der Mitte des eigentlichen Heiligtumes, und man mußte wieder auf zwölf Stufen zu demselben emporsteigen. An der Fasade war die Höhe ganz gleich mit der Breite, beide betrugen nämlich je hundert Ellen. Dagegen verengerte sich das Gebäude nach rückwärts wieder um vierzig Ellen, indem die Front schulterartig nach rechts und links um je zwanzig Ellen weit vorsprang.

Die erste Toröffnung des Tempelhauses besaß eine Höhe von siebzig Ellen und eine Breite von fünfundzwanzig Ellen, doch war sie ohne Torflügel, um dadurch die unermessliche Weite und den offenen Raum des Himmels darzustellen. An der Stirnseite war alles mit Gold bedeckt, während durch die erwähnte Toröffnung zugleich die Vorhalle des Tempelhauses in ihrer ganzen ungeheuren Größe von innen sichtbar ward, und die ganze Mauerfläche um das innere Tor herum mit ihrem goldigen Schimmer dem Auge des Beschauers entgegenstrahlte.

Indes das Innere den Tempelhauses in zwei Stockwerke geteilt war, blieb die Vorhalle, und zwar sie allein, in ihrer vollen Höhe sichtbar, die (im Innern) gegen neunzig Ellen betrug, während die Ausdehnung (Breite) fünfzig, die Tiefe aber zwanzig Ellen maß.

Das Tor, das durch die Halle in den Tempel führte, war, wie bemerkt, ganz vergoldet, ingleichen die ganze Mauerfläche, die es umgab. Über sich hatte das Tor goldene Weinreben, von denen mannesgroße Trauben herabhiengen.

Da das Tempelhaus weiter hinein schon in zwei Stockwerke geschieden war, so musste natürlich der Innenraum niedriger sein, als man nach der äußeren Höhe hätte glauben können, und konnten daher auch die goldenen Thürflügel, die hineinführten, nur eine Höhe von fünfundfünfzig Ellen bei einer Breite von sechzehn Ellen haben.

Vor diesen Flügeltüren befand sich ein Vorhang von gleicher Größe, eine aus Hyacinth, Byssus, Scharlach und Purpur buntgewirkte, sogenannte Babylonische Decke von wunderbarer Arbeit, deren Farbenmischung nicht ohne Bedachtnahme auf die Bedeutung des betreffenden Stoffes geschehen war; sie sollte damit gleichsam ein Bild des Universums bieten.

Mit dem Scharlach sollte der Vorhang das Feuer, mit dem Byssus die Erde, mit der Hyacinthfarbe die Luft und mit dem Purpur das Meer andeuten, da zwei dieser Stoffe schon mit ihrer Farbenähnlichkeit, der Byssus und der Purpur aber durch ihre Herkunft an die ihnen entsprechenden Elemente gemahnen, indem den Byssus die Erde, den Purpur aber das Meer hervorbringt.

Eingewirkt war in diese Decke eine Darstellung des ganzen Himmelsgewölbes, mit Ausnahme der Sternbilder des Tierkreises.


Trat man nun hier in das Innere, so umfing einen der zur ebenen Erde gelegene Raum des Tempelhauses, dessen Höhe nur sechzig Ellen, dessen Länge ebensoviel und dessen Breite zwanzig Ellen betrug.

Doch war dieser lange Raum von sechzig Ellen wieder in zwei kleinere Räume geteilt, von welchen der erste mit einer Tiefe von vierzig Ellen drei der größten, in der ganzen Welt berühmten Wunderwerke in sich schloss: den Leuchter, den Tisch und den Rauchopferaltar.

Die sieben Lampen, die vom Leuchterstock ausgingen, zeigten die sieben Planeten, die zwölf Brote aber auf dem Tische den Tierkreis und das Jahr an.

Der Rauchopferaltar hingegen sollte durch die dreizehn Arten von Rauchwerk, mit denen er aus dem Gebiete des Meeres sowohl, wie auch der unbewohnten und bewohnten Erde bedeckt ward, den Gedanken zum Ausdruck bringen, dass Alles Gottes Eigentum und zu seinem Dienste bestimmt sei.

Der innerste Raum hatte eine Größe von zwanzig Ellen und wurde vom Vorderraum gleichfalls durch einen Vorhang geschieden. Er entielt ganz und gar nichts, kein Fuß durfte ihn betreten, keine Hand ihn betasten, kein Auge ihn schauen: er hieß das Allerheiligste.

An den Seiten herum war der untere Tempelraum mit vielen untereinander verbundenen Kammern umgeben, die sich auf drei Stockwerke verteilten, und zu denen auf beiden Seiten vom Tore aus Zugänge hineinführten.

Der obere Tempelraum dagegen hatte keine solchen Seitenkammern mehr um sich, weshalb er sich auch schmäler ausnahm. Er ging über den unteren Raum noch vierzig Ellen hoch hinaus und war einfacher gehalten, als dieser. Die vierzig Ellen seiner Höhe zu den sechzig Ellen des ebenerdigen Raumes hinzugerechnet geben dann die schon erwähnte Gesammthöhe von hundert Ellen.


Der äußere Anblick des Tempels ließ nichts vermissen, was irgendwie Herz und Auge überwältigen konnte. Auf allen Seiten mit schweren Goldplatten belegt, blitzte er, wenn ihn die ersten Strahlen der Sonne trafen, im feurigsten Glanze auf und zwang förmlich den Beschauer, so sehr er sich auch sträuben mochte die Augen wegzuwenden, nicht anders, als würde er in die Sonne selbst schauen.

Von weitem dagegen, z. B. vor den Augen der Fremden, die nach Jerusalem zogen, zeigte er sich wie ein schneebedeckter Berggipfel, da an den Flächen, die nicht mit Gold bekleidet waren, der schneeweiße Stein hervorschimmerte.

Am Dachfirste trug das Gebäude goldene Stangen, die in eine scharfe Spitze ausliefen, damit kein Vogel sich daraufsetzen und das Heiligtum beschmutzen konnte. Von den Steinen aus seinem Gefüge erreichten einige eine Länge von fünfundvierzig eine Höhe von fünf und eine Breite von sechs Ellen.

Vor dem Tempelhause stand der Brandopferaltar mit einer Höhe von fünfzehn und einer Längen- wie Breiteausdehnung von je fünfzig Ellen. Er war im Quadrat gebaut und streckte seine Ecken hörnerartig empor. Von der Südseite führte eine Rampe mit sanfter Steigung zu ihm hinauf. Bei seinem Aufbau war kein einziges Eiseninstrument zur Verwendung gekommen, und nie hat ihn ein Meißel berührt.

Das Tempelhaus und den Altar umkränzte eine etwa ellenhohe, kunstvoll gearbeitete Ballustrade aus schönem Steinmaterial, welche das Volk draußen von den Priestern trennte.

Was nun die Teilnahme betrifft, so war den Samenflüssigen und Aussätzigen das Betreten der Stadt überhaupt verboten, den Frauen aber der Zutritt zum Tempel zur Zeit ihrer Menstruation; doch durften sie selbst im Zustande der Reinheit nicht über die früher erwähnte Grenze hinausgehen. Was die Männer anlangt, so ward denen, die sich noch nicht im Zustand vollständiger Reinheit, befanden, das Betreten des inneren Vorhofes untersagt, und ebenso durften sich auch die Priester im Zustande der Unreinheit nicht in diesen Vorhof begeben.


Alle jene, die, obgleich von priesterlicher Abkunft wegen eines leiblichen Defektes von dem Opferdienste ausgeschlossen waren, hatten ihren Platz an der Seite ihrer tauglichen Mitbrüder innerhalb der Schranken und bekamen auch die einem Priester gebürenden Opferstücke. Sie erschienen aber dabei in gewöhnlicher Kleidung, weil das heilige Kleid nur wirklich fungierende Priester anlegen durften.

An den Brandopferaltar und in das Tempelhaus durften nur die fehlerlosen Priester, und zwar in Byssus gehüllt, treten. Es war ihnen strengstens verboten, vorher Wein zu trinken, aus lauter Ehrfurcht vor dem Dienste Gottes, damit sie bei ihren Ceremonien ja kein Versehen machten.

Auch der Hohepriester ging mit ihnen zum Tempel hinauf, aber nicht immer, sondern nur am Sabbat, an Neumonden oder wenn sonst ein altüberliefertes Fest oder eine allgemeine Volksfeier unter dem Jahre gehalten wurde.

Bei seinem heiligen Dienste musste der Hohepriester zunächst mit einem Lendentuch gegürtet sein, das seine Blöße vollständig bedeckte. Unmittelbar am Leibe hatte er dann ein linnenes Unterkleid, über welches ein bis zu den Füßen hinabreichendes und allseitig geschlossenes, hyacinthfarbenes Obergewand mit Troddeln geworfen ward. An den Troddeln hiengen wieder goldene Schellen und Granatäpfel, die miteinander abwechselten. Die Schellen sollten ein Symbol des Donners, die Granatäpfel ein Bild des Blitzes sein.

Das Gürtelband, welches dieses Obergewand auf der Brust zusammenhielt, war aus fünf verschiedenfarbigen und mit eingewirkten Blumen geschmückten Streifen zusammengesetzt. Die Stoffe waren: Gold, Purpur, Scharlach, dann Byssus und Hyacinth, aus denen, wie wir früher gesagt haben, auch die Vorhänge des Tempelhauses gewoben waren.

Dieselben Stoffe setzten auch sein Schulterkleid zusammen, mit dem Unterschied, dass hier mehr Gold daran war. Es hatte dieses, wie schon der Name andeutet, die Form eines Panzerkleides; zwei schildförmige Schnallen aus Gold, in welche wunderschöne und außerordentlich große Sardonyxsteine mit den Gravierungen der Stammnamen des Volkes eingesetzt waren, hielten es zusammen.

Ihnen vornüber waren zwölf andere Edelsteine, zu je drei auf vier Reihen verteilt, auf dem Kleide angebracht, nämlich ein Sard, ein Topas, ein Smaragd, dann ein Karfunkel, ein Jaspis und Saphir, ferner ein Achat, ein Amethyst und ein Lynkur, endlich ein Onyx, ein Beryll und ein Chrysolith.

Von diesen trug jeder wieder einen Stammnamen eingraviert. Das Haupt bedeckte eine Tiara aus Byssusstoff, um den sich ein Hyacinthstreifen herumwand, der aber selbst wieder von einem goldenen Kranz umgeben war. Der letztere zeigte in erhabener Arbeit die heiligen Buchstaben, nämlich vier Consonanten.

Diese Kleidung durfte übrigens der Hohepriester außer der Zeit nicht tragen. Er musste auch eine einfachere nehmen, so oft er in das Allerheiligste eintrat, was er nur einmal im Jahre und zwar nur er allein tun konnte, nämlich an dem allgemeinen gesetzlichen Fasttag, der Gott bei uns geweiht ist.

Doch auf eine genauere Beschreibung der Stadt und des Tempels, wie auch der damit zusammenhängenden Gebräuche und Satzungen, werde ich später zurückkommen, da über diesen Gegenstand noch gar vieles zu sagen ist.


Dort, wo zwei von den Säulenhallen des ersten Vorhofes, die Halle auf der Westseite und die im Norden, in einem Winkel zusammenstießen, lag die Antonia. Ihr Bau erhob sich über einer fünfzig Ellen hohen und ringsum steil abfallenden Felsenkuppe. Ihr Erbauer war der König Herodes, welcher gerade diesem Werke den Stempel seines für alles Große begeisterten Charakters in hervorragender Weise ausgeprägt hatte.

Zunächst hatte er den Felsen von seinem Grunde an mit glatten Steinplatten bekleiden lassen, teils zur Verschönerung, teils aber auch zur Befestigung, damit Niemand darauf vorwärts oder rückwärts zu gehen versuchen könnte, ohne abzugleiten.

Vor dem eigentlichen Schlossgebäude kam dann noch eine drei Ellen hohe Mauer, hinter welcher die Antonia bis zu einer Höhe von vierzig Ellen in ihrer ganzen Größe aufragte.

Ihr Inneres hatte die Ausdehnung und Bauart eines Königsschlosses, da es in Gemächer von allen möglichen Formen und jedweder Verwendung zerfiel; es wechselten Säulengänge und Badeanlagen mit weiten Höfen für die Besatzungstruppen, so dass das Schloss mit seinem allseitigen Komfort einer ganzen Stadt, mit seinen Kostbarkeiten aber einem königlichen Palaste glich.

Die ganze Burg hatte die Gestalt eines einzigen großen Turmes, der an seinen Ecken wieder von vier anderen Türmen flankiert war. Letztere erreichten eine Höhe von fünfzig Ellen, mit Ausnahme des in der südöstlichen Ecke aufragenden Turmes, welcher siebzig Ellen hoch war, so dass man von ihm aus den Tempelplatz vollständig überschauen konnte.

Dort, wo die Antonia an die Säulengänge des Tempels stieß, hatte sie je einen Abstieg zu diesen zwei Hallen, auf denen die Wachen der römischen Heeresabteilung, die beständig in der Burg lag, an Festzeiten herabzukommen pflegten, um sich in Waffenbereitschaft an den Säulengängen aufzustellen und so durch eine scharfe Überwachung des Volkes jeden Versuch einer Revolte im Keime zu ersticken.

Denn geradeso, wie der Tempel die Stadt beherrschte, so beherrschte die Antonia hier wiederum den Tempel. Während nun die Besatzung auf der Antonia diese drei Punkte sicherte, hatte die Oberstadt eine eigene Zwingburg für sich, den herodianischen Königspalast.

Von der Antonia war, wie schon bemerkt, der Bezethahügel abgetrennt worden, welcher, unter den Stadthügeln der höchste, erst zuletzt zum Stadtgebiet gezogen und mit einem Teile der Neustadt besetzt ward. Er war der einzige Hügel, der aus unmittelbarer Nähe und zwar von Norden her den Tempel überragte.

Da ich ohnehin Willens bin, mich später noch ausführlicher und genauer über die Stadt und ihre Befestigungswerke zu verbreiten, so kann vor der Hand die davon gegebene Schilderung als ausreichend gelten.