Regierung des Alexander Jannäus.


Jetzt gab die Frau des Verstorbenen dessen Brüdern die Freiheit und stellte den Alexander, der sowohl in Anbetracht seines Alters, wie auch seiner Mäßigung den Vorzug zu verdienen schien, zum König auf. Kaum aber zur Macht gelangt, ließ derselbe den einen seiner Brüder, den es nach dem Königtum gelüstete, hinrichten, den letzten Bruder dagegen, den seine Neigung zum Privatleben hinzog, überhäufte er mit Ehren.


Alexander geriet auch in einen Kampf mit Ptolemäus, Lathurus zubenannt, welcher die Stadt Asochis genommen hatte, und brachte ihm schwere Verluste bei, obwohl schließlich der Sieg dem Ptolemäus zufiel. Als dieser jedoch, von seiner eigenen Mutter Kleopatra angegriffen, sich nach Ägypten zurückgezogen hatte, bemächtigte sich Alexander durch Belagerung Gadaras, wie auch der Stadt Amathus, welche da die bedeutendste Festung jenseits des Jordans war, und wo auch Theodorus, der Sohn des Zeno, den wertvollsten Teil seiner Schätze liegen hatte.

Plötzlich aber fällt Theodorus über die Stadt her, gewinnt nicht bloß sein Eigentum wieder, sondern auch die ganze Bagage des Königs dazu und erschlägt den Juden bei 10.000 Mann. Kaum hatte sich indes Alexander von diesem Schlage wieder aufgerichtet, als er sich auch schon wieder gegen die Meeresküste wandte und Raphia, Gaza, nebst der Stadt Anthedon, die später vom König Herodes Agrippias genannt wurde, eroberte.


Nach Unterwerfung dieser Städte, deren Bewohner vollständige Sklaven wurden, brach aber unter seinem eigenen Volke ein Aufstand los und zwar an einem Festtage, weil meistens gerade bei Gelegenheit von festlichen Zusammenkünften unter den Juden die innere Unzufriedenheit aufflammt. Und wahrscheinlich wäre er der gefährlichen Bewegung nicht Herr geworden, wenn er nicht die Hilfe seiner Fremdentruppe, bestehend aus Pisidiern und Ciliziern, gehabt hätte. Eigentliche Syrer pflegte er nämlich wegen ihres eingefleischten Hasses gegen das jüdische Volk unter seine Söldner nicht aufzunehmen.

Nachdem er den Aufstand im Blute von 6.000 Juden erstickt hatte, band er mit den Arabern an, nahm ihnen die Gebiete von Galaad und Moab ab und legte ihnen einen Tribut auf. Darauf wandte er sich aufs neue gegen Amathus. Da sich diesmal Theodorus unter dem Eindruck seiner gewaltigen Waffentaten nicht zu rühren getraute, fand Alexander auch die Veste ohne Verteidiger und zerstörte sie.


Dann gab es wieder einen Strauß mit dem arabischen König Obedas. Dieser hatte im Gebiete von Gaulana dem Alexander eine Falle gelegt. Wirklich ließ sich der jüdische König in dieselbe locken und verlor sein ganzes Heer, das, in eine tiefe Schlucht zusammengedrängt, von der Masse der arabischen Kameelreiter förmlich zermalmt ward. Der König selbst rettete sich und floh nach Jerusalem, wo aber gerade die Größe seines Unglücks das ihm schon längst feindselige Volk zu einer neuen Erhebung reizte.

Doch behauptete er sich auch jetzt und führte Schlag auf Schlag, so dass er innerhalb sechs Jahre nicht weniger als 50.000 Juden niedermachte. Eine wahre Freude konnte er freilich über diese Siege schon darum nicht empfinden, weil sie ihm das eigene Reich aufzehrten, weshalb er mit Beiseitelegung der Waffen auf dem Wege der Überredung eine Versöhnung mit den niedergeworfenen Landsleuten anzubahnen suchte.

Diese betrachteten aber seinen Gesinnungswechsel und seine schwankende Haltung mit nur noch größerem Hasse und gaben ihm, da er einmal um den Grund fragte und wissen wollte, was er denn eigentlich tun sollte, um sie zu besänftigen, zur Antwort: „Sterben! Denn einem Menschen, der uns so entsetzliche Unbilden zugefügt hat, könnten wir selbst nach seinem Tode nur mit harter Mühe verzeihen.“ Gleichsam zur Bekräftigung ihrer Antwort riefen sie den Demetrius mit dem Beinamen Akärus zu Hilfe, der diesem Rufe ohne viele Umstände folgte, da er ihm noch weitere Aussichten bot, und mit einem Heere herbeikam. Bei Sichem erfolgte der Anschluss der Juden an ihre Bundesgenossen.


Diesem vereinigten Heere wollte Alexander mit 1.000 Reitern und 8.000 Soldtruppen zu Fuß, unterstützt von etwa 10.000 jüdischen Anhängern, die Spitze bieten. Er stand 3000 feindlichen Reitern und 14.000 Mann Fußtruppen gegenüber. Bevor es nun zum Handgemenge kam, suchten sich noch die Könige durch laute Proclamationen gegenseitig die Soldaten abwendig zu machen, indem Demetrius seinerseits die Söldner Alexanders, Alexander aber die Juden im Heere des Demetrius zu sich herüberzuziehen hoffte.

Da aber weder die Juden von ihrer feindseligen Gesinnung gegen Alexander, noch die Griechen von ihrer Treue lassen wollten, so maßen sie sich nun mit den Waffen im Kampfe.

Die Walstatt behauptete Demetrius, obwohl auch die Söldner des Alexander viele Proben ihres Mutes und ihrer Kraft abgelegt hatten. Indes gestaltete sich die Folge der Schlacht ganz entgegengesetzt der beiderseitigen Erwartung. Denn einerseits wollten die Juden, die den Demetrius herbeigerufen hatten, obwohl er Sieger geblieben, nicht mehr bei ihm aushalten, während andererseits der ins Bergland geflüchtete Alexander plötzlich eine Verstärkung von 6.000 Juden erhielt, die sich ihm aus Mitleid mit seinem Schicksalsschlage angeschlossen hatten. Dieser Umschwung nahm dem Demetrius allen Mut, und er trat in der Voraussetzung, dass Alexander ihm bereits wieder ebenbürtig geworden sei und am Ende noch das ganze Volk zu ihm überlaufen würde, den Rückzug an.


Letzteres traf aber durchaus nicht zu, da die übrige Masse der Juden nach dem Rückzug ihrer Aliierten ihre Feindseligkeiten keineswegs einstellte, sondern im Gegenteil beständig mit Alexander im Kampfe lag, bis er die meisten von ihnen vernichtet und den Rest in die Stadt Bemeselis geworfen hatte. Mit dem Falle der Stadt, die er gänzlich zerstörte, fiel auch dieser in seine Hände und wurde nach Jerusalem hinaufgeschleppt.

Was er nun hier in seinem maßlosen Grimme an Grausamkeiten alles verübte, das streift schon an Gottlosigkeit. So ließ er von den Kriegsgefangenen bei 800 mitten in der Stadt ans Kreuz schlagen und dann vor ihren Augen ihre Frauen und Kinder hinschlachten, und diese Szenen sah er sich noch bei einem Trinkgelage und mit seinen Kebsweibern schwelgend an!

Das Volk ergriff darob ein so gewaltiger Schrecken, dass sich in der folgenden Nacht allein 8.000 seiner Widersacher über die Grenzen Judäas flüchteten, deren Verbannung erst der Tod Alexanders ein Ziel setzte. Nachdem der König endlich mit so entsetzlichen Mitteln, spät freilich und mit Mühe, dem Reiche wieder Ruhe verschafft hatte, ließ er die Waffen ruhen.


Einen Anlass zu neuen Wirren gab ihm dann Antiochus, Dionysus zubenannt, ein Bruder des Demetrius und der letzte Seleucide. Da dieser sich nämlich anschickte, mit einem Kriegsheere gegen die Araber zu ziehen, so ließ Alexander, der ihm nicht recht traute, den ganzen Abstand zwischen Antipatris am Gebirge und der Meeresküste bei Joppe mit einer tiefen Kluft durchschneiden, vor diesem Graben aber eine hohe Mauer aufführen und hölzerne Türme darauf zimmern, um auf diese Weise die bequemen Einbruchstellen des Landes dem Syrer zu versperren.

Dennoch war er nicht imstande, den Antiochus auch nur aufzuhalten, da derselbe die Türme einfach in Brand steckte, den Graben auffüllte und mit seinem Heere hinüberdrang. Ohne sich vorderhand mit einem Rachezug gegen Alexander, der ihm das Hindernis gelegt hatte, aufzuhalten, ging er sofort auf die Araber los.

Deren König zog sich zunächst auf ein günstigeres Terrain zurück, lässt dann seine ganze Reiterei, 10.000 an der Zahl, plötzlich Front gegen den Feind machen und stürmt gegen die Scharen des Antiochus, ehe sie noch Zeit gefunden hatten, sich ordentlich aufzustellen. Es entstand ein furchtbares Ringen. Obwohl von den Arabern ein wahres Blutbad unter den Syrern angerichtet wurde, leistete doch die Macht des Antiochus tapferen Widerstand, solange ihr Führer am Leben war.

Als er aber im dichtesten Kampfgewühl, in dem er sich stets herumschlug, um auf den bedrohtesten Punkten Hilfe zu bringen, gefallen war, da wich alles zurück und ging so der größte Teil des Heeres teils am Schlachtfeld, teils auf der Flucht zugrunde. Die übrigen aber, die in das Dorf Kana geflohen waren, hatten das traurige Schicksal, mit wenigen Ausnahmen insgesammt aus Mangel an Lebensmitteln langsam zu verderben.


In der Folge brachten die Damaszener aus Hass gegen Ptolemäus, den Sohn des Mennäus, den Aretas, ins Land und stellten ihn zum König von Cölesyrien auf. Als solcher fing er mit Judäa einen Krieg an und besiegte den Alexander in offener Feldschlacht, trat aber nach geschlossenen Vereinbarungen wieder den Rückzug an.

Jetzt nahm sich Alexander Pella und richtete dann seinen Marsch auf Gerasa, weil er neuerdings nach den Schätzen des Theodorus Appetit bekam. Nachdem er mit einer dreifachen Umwallung die Besatzung cerniert hatte, fiel ihm die Festung ohne Schwertstreich in die Hände.

Auch Gaulana, Seleukia und die sogenannte Antiochusschlucht wurden von ihm erobert. Nachdem er noch die mächtige Veste Gamala erstürmt und den dortigen Fürsten Demetrius, mit dem man allgemein unzufrieden war, gestürzt hatte, kehrte er nach einer Abwesenheit von vollen drei Jahren im Felde wieder nach Judäa zurück.

Diesmal erhielt er vom Volke wegen seines Waffenglückes einen wohlwollenden Empfang. Aber gerade das Ende vom Kriege bedeutete für ihn den Anfang einer Krankheit, nämlich eines viertägigen Wechselfiebers, das ihn beständig quälte. Er glaubte sich nun die Krankheit vertreiben zu können, wenn er sich mit neuen Unternehmungen abgäbe. Er stürzte sich darum zur ungünstigsten Zeit abermals in kriegerische Verwicklungen und zwang den Körper, sich über seine Kräfte anzuspannen. So musste er erliegen! Er starb mitten in den Unruhen des Krieges, nachdem er 27 Jahre die königliche Gewalt inne gehabt hatte.