Ich meinte wohl manchmal

1) Ich meinte wohl manchmal in meinem Sinn:
Wenn ich nur das alles verstünd,
so wäre gewiss meine Knechtschaft dahin,
so wär ich Dein glückliches Kind.
Ich forschte und sann, ich hörte und las,
erkannte mit Lust dann dies und dann das.
Doch blieb mir die Perle noch immer verwehrt,
so heiß auch mein Herz sie begehrt.
Ich brauch zu verstehen Dich nicht.
Der Glaube gibt besseres Licht.
Ich darf Dir vertrauen, Du herrlicher Herr,
auch wenn ich verstehe Dich nicht.

2) Da dacht ich, es läge am Willen vielleicht,
dass stets mir noch fehle die Kraft:
So freue dich, Seele, das Ziel ist erreicht,
der redliche Wille es schafft.
Ich gab ihn dahin auf Gottes Altar
und brachte gar oft zum Opfer ihn dar.
Doch immer noch blieb mir die Perle verwehrt,
so heiß auch mein Herz sie begehrt.
Der Wille allein tut es nicht,
wenn dir es an Glauben gebricht.
Ich muss Dir vertrauen, Du herrlicher Herr,
sonst hilft all mein Wollen mir nicht.

3) Dann ward das Geheimnis der Vorsehung mir
im göttlichen Lichte enthüllt.
Da rief ich anbetend: Mein Gott, Du bist hier,
nun ist meine Sehnsucht gestillt.
Ich wähnte Dich fern; doch warst Du stets nah.
In allem warst Du, was je mir geschah.
Die Perle, sie blieb mir auch jetzt noch verwehrt,
so heiß auch mein Herz sie begehrt.
Das Gefühl Deiner Nähe tut's nicht,
das leichter als Scherben zerbricht.
Gefühle vergehen, wie Wolken verwehen.
Der Glaube gibt ewiges Licht.

4) Nun weiß ich im Glauben: Du wohnest in mir,
die Quelle der Weisheit und Macht.
So lässt meine Seele vertrauend sich Dir,
so ist sie zur Ruhe gebracht.
Dein Leben durchdringt den innersten Grund
beständig und hält die Seele gesund.
Nun wird mir die Perle nicht länger verwehrt,
der Herr hat mein Flehen erhört.
Im Glauben erfasse ich Dich.
Im Glauben durchwohnest Du mich.
Wenn Wissen und Wollen und Fühlen zerbricht,
der Herr bleibt mein ewiges Licht.