1) Mein Gott, an deiner Gnade
genüge mir allein,
so wird mir nichts ein Schade
und nie ein Mangel sein.
2) Und hätt ich alle Gaben,
so würd ich niemals satt;
was kann ein Sünder haben,
wenn er nicht Gnade hat?
3) Will mich der Weg ermüden
und ist die Kraft dahin,
so mache mich zufrieden,
dass ich in Gnaden bin.
4) Pflegt mich...
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1) Mein Gott, bei dir ist alle Fülle,
bei mir ist lauter Dürftigkeit.
In dir ist meine Seele stille,
in mir empfind ich Herzeleid,
in mir bin ich dem Ärmsten gleich,
in dir hab ich ein Himmelreich.
2) Du siehest alles, was mir fehlet,
du siehst es und es jammert dich;
eh man dir noch die Not erzählet,
erbarmst du dich schon über...
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1) Mein Gott, dein hohes Fest des Lichtes
hat stets die Leidenden gemeint.
Und wer die Schrecken des Gerichtes
nicht als der Schuldigste beweint,
dem blieb dein Stern noch tief verhüllt
und deine Weihnacht unerfüllt.
2) Die ersten Zeugen, die du suchtest,
erschienen aller Hoffnung bar.
Voll Angst, als ob du ihnen fluchtest,
und elend...
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1) Mein Gott, die Nacht ist da,
ich will zur Ruhe gehen.
Doch eh' ich dieses tu,
muss ich erst herzlich flehen:
ach Vater, höre doch
mein ängstlichs Seufzen an!
Verzeihe mir, wo ich
den Tag nicht recht getan.
2) Ich falle dir darum
in Demut jetzt zu Füßen.
Ich lass aus wahrer Reu
die Tränenquellen fließen.
Ich schlag an...
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1) Mein Gott, die Nacht ist eingetreten,
ich schick mich schon zu ruhen an
und doch ist noch nicht abgebeten,
was ich dir, Herr, zu Leid getan.
Es wird schon mein Gewissen reg,
mich, Höchster, vor dir anzuklagen.
Und dennoch scheut es sich zu sagen,
was ich im Herzen Böses heg.
2) Du aber kennst die Mängel besser,
als ich sie zu...
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1) Mein Gott, die Sonne geht herfür,
sei du die Sonne selbst in mir,
die Sonne der Gerechtigkeit
vertreib der Sünden Dunkelheit.
2) Mein erstes Opfer sei dein Ruhm,
mein Herz sei selbst dein Eigentum.
Ach, kehre gnädig bei mir ein,
du musst dir selbst den Tempel weih'n.
3) Gib, dass ich meinen Gang bewahr,
wenn ich mit deiner...
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1) Mein Gott, die Sonne weicht von hinnen,
dagegen bricht die Nacht herein.
Doch labet unser Herz und Sinnen
nach deines Lichtes Gnadenschein,
der mitten in den Finternissen
die Frommen pfleget zu begrüßen.
2) Wiewohl der Dunst verdammter Sünden,
der Nebel meiner Missetat,
der aus des Herzens bösen Gründen
sich über mich gezogen...
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1) Mein Gott, du bist gerecht, ich aber muss mich schämen,
der ich bekennen muss, dass du der Felsen Last
ganz billig über mich verhänget hast,
weil ich mich weigerte, dein Joch auf mich zu nehmen.
Du lässest mich mit Recht an Babels Wassern sitzen
und in den Banden schwitzen.
2) Es ist der Sünden Schuld, des Ungehorsams Rute,
du...
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1) Mein Gott, du bist und bleibst mein Gott,
das macht mir tausend Freuden.
Es kann mich weder Not noch Tod
von deiner Liebe scheiden;
denn hab ich dich,
so werden mich
die Flammen nicht ergreifen,
die Fluten nicht ersäufen.
2) Du bist mein Gott von Jugend auf
in Freud und Leid gewesen;
es war mein ganzer Lebenslauf
zum Segen...
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1) Mein Gott,
du kennest doch nur allein die sonst verschwiegne Not,
die meine Seele drückt,
wie lange soll ich mich noch also foltern lassen
und aus Verzweifelung mein eignes Leben hassen?
Das vor sich selbst erschrickt,
wenn das Verhängnis mir die schwachen Zirkel stürmet
und Wolken schwarze Angst in meiner Seelen türmet,
woran der...
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