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Predigten zu 1. Mose 12,18

"Und der Pharao ließ Abram rufen und sprach: Was hast du mir da getan? Warum hast du mir nicht kundgetan, dass sie dein Weib ist?"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Da rief Pharao den Abraham und sprach: Was hast du mir da angerichtet! Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass sie deine Frau ist? Warum hast du gesagt, sie sei deine Schwester?"

Abraham war berufen worden, mit dem Lichte der göttlichen Offenbarung als Prophet Gottes das Gewissen der Welt zu sein. Nun musste die Welt zum Gewissen Abrahams werden. Es ist immer erschütternd und äußerst demütigend für Gottes Berufene, wenn der Herr eines Tages ihnen nur noch durch das natürliche Rechtsgefühl der Welt das sagen kann, was Er ihnen so gern zuvor durch göttliche Erleuchtung gesagt hätte. Wen Gott nicht ohne Versuchung allein durch Offenbarung in seine Erlösung hineinzuziehen vermochte, den suchte Er noch immer auf dem weit schwereren Wege der Versuchung zu erlösen. Selig, wer dann die Sprache Gottes durch die Versuchung verstand. Er wird sich vor der Sprache der Gerichte bewahrt sehen! Bei wem jedoch auch die Versuchung nicht ausreichte, um Gottes Sprache zu verstehen, der musste eines Tages die Gerichte reden hören, die ihm nun das enthüllen mussten, was ihm Gottes Offenbarung mit ihrem Lichte sagen wollte. Denn wie oft waren augenblickliche Gerichte im Leben des Menschen das letzte und äußerste Mittel, das Gott in seiner Liebe anwenden konnte, um für die Zukunft den zu retten, der ohne Gericht dauernd verloren gegangen wäre.

Gott selbst jedoch wachte über Abrahams Fall, dass er nicht tiefer sein durfte, als er zunächst zur Erziehung Abrahams nötig war. Denn Gott ist es nicht um den Fall seiner Erwählten zu tun, sondern um deren Erlösung. Er sorgte dafür, dass Abraham durch die Welt selbst ausgeschieden wurde, da er als Berufener Gottes nicht mehr zur Welt gehörte. "Pharao bestellte Leute über ihn, die ihn, seine Frau und alles Seinige entließen." Dies war nicht nur eine Freundlichkeit Pharaos Abraham gegenüber, sondern auch eine Beschränkung Abrahams in seinem Entschluss und in seiner Bewegungsfreiheit. Pharaos Leute hatten dafür zu sorgen, dass er das Land verließ. Ist der Glaube Abrahams schwach geworden in seinen Entschlüssen und Handlungen, dann lässt Gott weltliche Kräfte mitwirken, dass er als Erwählter Gottes wieder auf die richtige Fährte kommt. Wie hat sich das in der späteren Geschichte Israels und auch der Kirche Christi so oft wiederholt, was Abraham hier im Prinzip erlebte. Suchten Israel und die Kirche in Ägypten eine Weltvermählung, um sich vor der Hungersnot auf dem Boden der Separation des Glaubens retten zu können, dann bestellte Gott eines Tages die Knechte der Welt, um den aus Ägypten zu führen, der als Fremdling nicht zu Ägypten gehörte.