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Predigten zu 1. Mose 2,8

"Und der HERR Gott pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten, und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen. Darein setzte Erden Menschen, den Er gemacht hatte."

Von tiefer Bedeutung ist die erschütternde Feststellung, dass der Mensch sein Eden in Eden verlor. Denn er fand seinen ersten Versuchungsboden im Paradiese. Obzwar der Mensch außerhalb des Paradieses erschaffen war, so war er doch bestimmt, im Paradiese zu leben.

In dieser Bestimmung des Menschen fürs Paradies liegt daher auch seine gegenwärtige Qual, nachdem er es verloren hat. Ewig sucht er es und findet es doch nicht. Und doch kann er ohne dasselbe nicht leben. Dass er vergeblich das sucht, ohne das er nicht leben kann, - darin liegt das erschütternde Gericht des gefallenen Menschen.

Denn kein Fall riss ihm die ursprüngliche Bestimmung für jene Heimat aus der Brust, die die Urgeschichte mit den Worten beschreibt: "Und es pflanzte Gott der Herr einen Garten in Eden zu Osten und setzte dorthin den Menschen, den Er gebildet hatte." Und kein Gericht zerstörte im Menschen seitdem die Sehnsucht nach dem Verlorenen, so tief er in seiner Schuld auch sank und so weit er sich auch entfernte. Das ist der gegenwärtige Mensch in seiner ganzen Tragik: Dass er für eine Heimat bestimmt ist, die er niemals mehr zu finden vermag. Aber in dieser seiner unzerstörbaren Sehnsucht liegt auch die Verheißung seiner Erlösung. Ohne Sehnsucht nach Erlösung hätte dem Menschen nie ein Erlöser werden können. Könnte der Mensch letzthin auch in seiner Qual zur Ruhe kommen, er würde sich niemals einer ihm angebotenen Erlösung erschließen. Dann fände er in seinem Gericht sein Leben. Aber dem Menschen in seiner Sehnsucht vermag Gott als Erlösung nun das anzubieten, was er ohne Erlösung ewig vergeblich sucht.

Wie jedoch konnte dem Menschen der ursprüngliche Boden seiner Bestimmung zum Versuchungsboden werden? Es heißt im biblischen Bericht: "Und es legte Gott der Herr dem Menschen das Gebot auf: Von jeglichem Baum des Gartens darfst du sehr wohl essen: aber von dem Baum der Erkenntnis dessen, was gut und böse ist, sollst du nicht essen; denn an dem Tage, an welchem du von ihm isst, musst du gewisslich sterben." Auch auf Paradiesesboden gibt es verbotene Frucht. Obgleich es der Boden seiner ewigen Bestimmung und die Zentralbasis seiner Herrscherdienste war, so hatte dieser den Menschen doch nicht von seinem inneren Sohnesverhältnis zum Schöpfer gelöst. Gottes Vater- und Schöpferwille reichte bis ins innerste Heiligtum des Paradieses hinein und band sein Kind, den Menschen, für immer in seinem richtigen Verhältnis zu Gott an den Gehorsam. Ein dauernder Kindeszustand ist nur denkbar unter freiwilligem Kindesgehorsam.